Zirkus Belly Affentheater um Schimpanse Robby
Schimpanse Robby ist der letzte Menschenaffe in einem deutschen Zirkus. Tierschützer möchten, dass er in eine Auffangstation kommt.
Zerbst l Schimpanse Robby schlägt Purzelbäume vor Freude und begrüßt seinen besten Kumpel, den Zirkusdirektor Klaus Köhler, mit einem herzlichen und lauten Lachen und einer Umarmung. Hund Ted kommt hinzu und die drei Freunde tollen aufgedreht im Stroh. Szenen des Leides und der Tierquälerei stellt man sich anders vor.
Doch mit genau diesen Vorurteilen muss sich Klaus Köhler mehrmals wöchentlich auseinandersetzen. „Die Tierrechtsorganisation Peta zeigt gerne reißerisch mit dem Finger auf Menschen wie mich. Dadurch bin ich selbst zum Opfer geworden“, sagt er.
Und dann kommt er mit einem Gedankenspiel. „Stellen Sie sich vor, Sie würden jede Woche aufs Neue von der Polizei zur Fahrzeugkontrolle angehalten werden. Nie würden die Beamten etwas finden, trotzdem würden sie jede Woche ihr Auto komplett durchsuchen.“ Genauso fühlt sich Köhler, wenn jede Woche in einer anderen Stadt das Veterinäramt vor seiner Wohnwagentür steht und nach Robby fragt.
Wenn es um Peta geht, nimmt Köhler kein Blatt vor den Mund. „Der Bettelverein will, dass Robby in eine niederländische Auffangstation kommt“, meint er. Dabei sei Robby dafür viel zu stark sozialisiert. Denn in der Wildnis habe der 44-jährige Schimpanse nie gelebt. „Er kommt ursprünglich aus dem Zoo, lebt aber seit 40 Jahren mit uns zusammen“, so Köhler. Dann fügt er mit emotionaler Stimme hinzu: „Er ist auf uns eingestellt, wir sind seine Familie.“
Klaus Köhler kommt aus einer waschechten Schaustellerfamilie. „Seit 350 Jahren sind wir im Geschäft“, erklärt der Zirkusmacher. Seit etwa 15 Jahren müsse er sich regelmäßig von Tierschützern beleidigen, bepöbeln und anspucken lassen. „Seit Peta die Kampagne gegen mich und die Haltung von Robby im Zirkus macht, bin ich der Buhmann“, meint Köhler.
Nachdem das Lüneburger Verwaltungsgericht Ende letzten Jahres entschieden hatte, dass Robby zunächst im Zirkus Belly bleiben darf, hat Peta das zuständige Veterinäramt in Celle dazu aufgefordert, den Fall erneut zu begutachten. Die vorgeschriebene Mindestgehegegröße von 400 Quadratmetern werde nicht eingehalten, es seien nicht genügend Rückzugsmöglichkeiten für Robby vorhanden, schreibt Peta in einer Pressemitteilung.
Klaus Köhler sitzt inzwischen neben Robby, wischt ihm liebevoll den „Schlaf“ aus den Augen, füttert ihn mit Bananen. Der Schimpanse reagiert ebenso liebevoll, indem er dem Zirkusdirektor feinsäuberlich die Nägel und das Gesicht putzt. Ende des Jahres wird das Verwaltungsgericht Lüneburg entgültig entscheiden, ob Robby in eine Auffangstation „darf“, sagt Peta – „muss“ sagt Köhler. Denn wenn das eintritt und Robby mit anderen „wilden“ Affen zusammenleben muss, dann sieht der Zirkusdirektor schwarz. Er nimmt „seinen“ Robby fest in den Arm und sagt: „Robby ist jetzt 44 Jahre alt, viel älter als der durchschnittliche Schimpanse. Wenn er in eine Auffangstation muss, dann...“, Köhler schluckt und sagt weiter: „...dann ist das sein Ende.“
Die Vorstellungen vom Zirkus Belly und den Schimpansen Robby können Zerbster heute ab 17 Uhr, Sonnabend ab 15 Uhr und 19 Uhr und Sonntag ab 14 Uhr im Schlossgarten besuchen.