Hohe Haftstrafen nach Überfall auf türkischstämmigen Mann
Magdeburg - Im Prozess um einen Überfall auf einen türkischstämmigen Imbissbetreiber in Bernburg hat das Landgericht Magdeburg mehrjährige Haftstrafen verhängt. Vier der neun Angeklagten aus der rechten Szene seien des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung schuldig, urteilte die Kammer.
Die 24- bis 31-Jährigen sollen zwischen fünf und acht Jahre plus zwei Monate ins Gefängnis. Fünf Mitangeklagte wurden freigesprochen.
Einer Verurteilung wegen eines rassistisch motivierten Mordversuchs entgingen die Angeklagten, weil dies laut Gericht nicht nachzuweisen war. "Wir hatten zu prüfen, ob Ausländerhass als niedriger Beweggrund in Betracht kommt", sagte der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg. Ausländerfeindlichkeit habe mitgespielt, es seien auch rassistische Sprüche gefallen. Aber: "Es ist nicht zweifelsfrei feststellbar, dass dass das tragende Motiv war."
Vielmehr sei es am 21. September 2013 eine spontane, nicht geplante Tat auf dem Bahnhof von Bernburg gewesen, erklärte Sternberg. Dabei habe Alkohol eine Rolle gespielt - die Angeklagten wollten einen Junggesellenabschied feiern. Ein Zeuge habe außerdem gesagt, das Opfer selbst habe einen Stock geschwungen - was der damals 34 Jahre alte Angegriffene bestritt.
Zu Lasten der Angeklagten wurde die "brutale, menschenverachtende Tatausführung" bewertet: Die Männer hatten ihrem Opfer auch ins Gesicht getreten, als es schon wehrlos am Boden lag. Ohne Notoperation von mehreren Schädelbrüchen hätte der Mann Gutachten zufolge nicht überlebt. Auch die Freundin des Opfers und ein weiterer Mann wurden angegriffen und verletzt.
Der Anwalt des Opfers, Sönke Hilbrans, kritisierte das Urteil. Die Täter hätten als Gruppe gehandelt. "Eine Verurteilung wegen versuchten Mordes wäre richtig gewesen." Er prüfe nun eine Revision.