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Magdeburgischen Philharmonie Junger Ausnahmepianist erntet Bravos

Von Ulrike Löhr 15.06.2015, 06:10

Magdeburg l Mit Bravorufen und langanhaltendem Applaus wurde das letzte Sinfoniekonzert der Magdeburgischen Philharmonie vom Publikum als eines der musikalischen Glanzlichter dieser nun vergangenen Konzertsaison bejubelt. Es stimmte aber auch alles: Das Programm, der Solist und die Interpretationen. Mit Ravel, Prokofjew und Gershwin führte GMD Kimbo Ishii bes(ch)wingt in die sinfonische Sommerpause.

Die komponierende Prominenz des beginnenden 20. Jahrhunderts beobachtete und begegnete sich. Ravel wünschte sich zu seinem 53. Geburtstag in New York den herausragenden Songkomponisten Gershwin zu Gast. Auf Gershwins Europareise traf man sich im Gegenzug in Paris, u.a. auch mit Prokofjew.

Und so stand die zu Konzertbeginn erklungene Hommage an die französische Musik des 18. Jahrhunderts mit Maurice Ravels Orchester-Suite "Le Tombeau de Couperin" für klare Eleganz, obgleich der Komponist ernüchtert von den schrecklichen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg sechs seiner gefallenen Kameraden gedachte. Zu diesem traurigen Umstand mag der unbeschwerte Charakter der Musik kaum passen.

Die lebhaft kreisenden Figuren der Holzbläser und die Gegenlinien der Violinen und Celli ließ Kimbo Ishii wunderbar aufblühen. Emotional führte er mit der linken Hand die frohen Tanzrhythmen, dazwischen ein zärtliches Menuett - das freundliche Lächeln Ravels vor schmerzlichem Verlust nachempfunden.

Mit den folgenden zwei Klavierwerken stand abermals der erst 27-jährige Newcomer unter den Pianisten Christopher Park im Rampenlicht. Erst 2013 begeisterte er in Magdeburg mit einer sehr persönlichen Interpretation Rachmaninows Klavierkonzertes, inzwischen erhielt er den "Leonard Bernstein Award" im Rahmen des Schleswig Holstein Musikfestivals.

Nun bot Christopher Park das ungestüme und kompositorisch-experimentelle einsätzige 1. Konzert Des-Dur des "jungen Wilden" Sergej Prokofjew. Es schien Parks jugendliche Frische gepaart mit seiner reifen technischen Versiertheit gewesen zu sein, so dass er mit einer scheinbaren gesetzten Ruhe an die schwindelerregenden Virtuositäten herangehen konnte.

Dennoch zog er die Tempi teilweise so an, dass Ishii Solist und Orchester bewusst zusammenhalten musste. Doch Park setzte faszinierende tonale Glanzlichter, perfekt herausgearbeitete marginale Töne oder Figuren, behielt die poemartige Struktur im Auge, schuf eine unwahrscheinlich energiereiche Sogwirkung. Die Anhäufung von Akkorden und Oktaven erforderten die gesamte Tastatur, so dass Park selbst auf dem Klavierhocker hin und her rücken musste.

Die prosaischen Kadenzen mit vielen kühnen Sprüngen. Immer wieder strukturierte Park mit individuellen Rubati, hielt so wieder tempomäßig inne. Tonlich nie brachial, sondern mit einer wohlklingenden Überzeugungskraft und differenzierenden Anschlagstechnik. Selbst das kleine Inselchen an intimer Lyrik im Mittelteil verlor sich in der perkussiven Klangfülle eben nicht. Der Saal tobte und feierte ihn mit Bravos und Trampelapplaus.

Der zweite Konzertteil gehörte George Gershwin und Christopher Park zeigte sich mit der "Rhapsody in Blue" für Klavier und Orchester hier passend lässig virtuos. Diese jazzige Sinfonik leitete sogleich das beliebte Klarinettenglissando ein, Quaktrompete und Blech einstimmend, bevor der Solist stilsicher in diesem Genre seinem Genuss am Spiel in diesem orchestralen Großstadtdschungel freien Lauf ließ. Äußerst angeregt feierte das Publikum ihn, so dass er mit einer Zugabe - einem langsamen Satz aus einer Mozartsonate - die klassische Seite anrührend belegte.

Fröhlich turbulent ging es schließlich noch bei Gershwins Tonpoem für Orchester "Ein Amerikaner in Paris" mit Autohupen und Xylophon zu. Straßengeräusche und französische Café-Atmosphäre mündeten in einem furiosen Rausschmeißer, für den Kimbo Ishii und die Magdeburgische Philharmonie sich verdienten Jubel erspielten.