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Ferienverkehr Im Stau muss die Rettungsgasse frei bleiben

Jede Stunde verunglückt in Sachsen-Anhalt ein Mensch im Straßenverkehr. Gerade in der warmen Jahreszeit häufen sich Unfälle im Ferienverkehr und bei Motorradfahrern.

Von Katharina Buchholz 11.07.2015, 01:03

Magdeburg l Martina Ede ist Rettungsassistentin beim Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Schönebeck. Zum Einsatzgebiet Edes und ihrer Kollegen gehört auch die Autobahn 14 südlich von Magdeburg. Hier sind sie bei Staus und Unfällen im Einsatz. Dabei kommen sie oft schwer voran, weil Autofahrer vergessen, eine Rettungsgasse zu bilden. "Gerade wenn Patienten schwer verletzt sind, geht es um Minuten. Da frisst das Bilden einer Rettungsgasse extra viel Zeit, die dann bei der Behandlung des Patienten fehlt", sagte Ede.

Visualisiert wurde das Problem einer fehlenden Rettungsgasse von den Ortsverbänden des DRK und dem ADAC Landesverband Sachsen-Anhalt auf dem Magdeburger Flughafen. 50 Freiwillige halfen bei der Simulation eines Rettungseinsatzes auf einer zweispurigen Autobahn. Der Rettungswagen brauchte eine Minute, um 100 Meter Stau zu überwinden, wenn Autofahrer erst in letzter Minute Platz machten. Bildeten die Autofahrer vorsorglich eine Rettungsgasse, kamen die Sanitäter in einem Drittel dieser Zeit, gut 20 Sekunden, ans Ziel.

l Auto im Stau nicht verlassen
Die Rettungskräfte warnten davor, sein Auto im Stau zu verlassen, weil es so zum unüberwindbaren Hindernis für einen Rettungseinsatz werden könnte.

l Rettungsgasse bereits bei stockendem Verkehr bilden
ADAC-Sprecherin Christine Rettig empfahl, sich bereits im stockenden Verkehr auf eine Stausituation mit Rettungseinsatz vorzubereiten und sich entsprechend einzuordnen.

Auf einer Schnellstraße mit zwei parallelen Spuren halten sich Fahrer auf der rechten Spur dabei rechts, Fahrer auf der linken Spur halten sich links. Bei drei parallelen Spuren fahren die Fahrer auf der rechten und der mittleren Spur nach rechts und die Fahrer auf der linken Spur nach links (siehe Grafik).

l Standstreifen frei halten
Außerdem sollten Autofahrer den Standstreifen auch beim Bilden einer Rettungsgasse freihalten. "Dann ist dort Platz, wenn jemand eine Panne hat", sagte Rettig. "Sonst behindert man sich gegenseitig."

l Rettungsgassen helfen auch bei Versorgung der Wartenden
Rettunggassen sind nicht nur in Unfallsituationen nützlich, sagte DRK-Sprecherin Annett Patzschke. "Teilweise geht es auch um die Versorgung der Wartenden mit Wasser oder im Winter mit Decken und warmem Tee", so die Sprecherin. Vor Kurzen schenkte das DRK zum Beispiel 3000 Liter Wasser an Autofahrer aus, die bei hohen Temperaturen in einem 30 km langen Stau in der Nähe von Chemnitz festsaßen. Bis die Helfer an den Anfang des Staus vorgedrungen waren, dauerte es mehrere Stunden, erzählte Patzschke.

l Auf alle Hilfsfahrzeuge warten
Oft versuchen Krankenwagen, Notarztwagen, Pannendienste, Abschleppwagen, Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge zum Unfallort zu gelangen. Der ADAC empfielt Autofahrern, bei niedrigem Verkehrsaufkommen trotzdem zu warten und die Rettungsgasse nicht aufzulösen, bis alle Hilfsfahrzeuge durchgefahren sind.

Autoaufkleber, die an die Rettungsgasse erinnern, sind diesen Sommer an Autobahnraststätten und bei DRK und ADAC erhältlich. "Jeder könnte einmal in der Situation sein, einen Rettungswagen zu benötigen", sagte Sachsen-Anhalts DRK-Präsident Roland Halang. "Das sollte sich jeder überlegen."