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Dr. Christoph Kaatz: Chancen einer erfolgreichen Adoption liegt bei Adebars bei 95 Prozent In fremden Nestern flügge werden: Wenn der Mensch die Storchenbabies bringt

Von Stephen Zechendorf 20.06.2012, 05:18

Auf dem Storchenhof Loburg ist am Wochenende mit der Auswilderung der ersten Jungstörche begonnen worden. Die jungen Vögel werden jedoch nicht einfach in der Natur ausgesetzt, sondern fremden Altstörchen ins Nest untergeschoben.

Loburg l Klingt nach Kuckuck, ist aber Storch. Die Tiere, die am vergangenen Wochenende die Vogelschutzwarte Loburg verlassen haben, werden demnächst von den Weißstorchbetreuern in fremde Horste eingesetzt, bei denen ohnehin Nachzucht gefüttert wird und noch Platz ist. "Zu 95 Prozent geht das gut", weiß Dr. Christoph Kaatz, Leiter der Vogelschutzwarte. "Storche sind, was solche Adoptionen betrifft, ziemlich unkompliziert."

Gerade mal sechs Wochen alt sind etwa die Ministörche aus Pechau, die am Sonntag beringt worden sind. Die Jungvögel konnten von den Elterntieren nicht mehr versorgt werden, nachdem sich das Weibchen schwer verletzt hatte. Die Naturfreundegruppe Pechau - bestehend aus drei Erwachsenen und fünf Kindern - hatte daraufhin dafür gesorgt, dass die Küken nach Loburg kommen. Hier wurden sie mächtig aufgepäppelt und können nun bei neuen Altvögeln eingesetzt werden. Zurück zu den Eltern können sie aber nicht mehr, erklärt Christoph Kaatz. Zu groß sei das Risiko, dass der Fütter- und Pflegetrieb der Alttiere schon nachgelassen habe.

Storchen-Liebe: Männchen pflegt verletztes Weibchen

Dass das Männchen begonnen hat, das verletzte Weibchen zu füttern, war selbst für den Storchenexperten neu: "Das ist ja eine rührende Geschichte, so etwas habe ich noch nie gehört", räumte er ein. Voraussichtlich sollen die vier Pechauer Jungstörche demnächst im Rahmen einer großen Aktion in der Altmark eine neue Heimat finden.

Zusammen mit der Beringung erfolgte am Storchenhof-Erlebnistag am Sonnabend jedoch auch die Namensgebung. Dafür standen die jungen Mitglieder der Pechauer Naturfreunde Pate: Niklas Olschewski, Lilly Marleen Wuttke und Florian Wuttke teilen sich von nun an ihren Vornamen mit den drei Klapperstörchen. Auch Loana Sophie Aepler wurde an dem Tag Pate eines jungen Weißstorchen.

20 Störche haben in den vergangenen Wochen in Loburg Hilfe und Pflege erfahren. Nun erfolgt bis Monatsende der Weg in die Freiheit. Auch drei "gebürtige Loburger", die als Eier hierher kamen, sind schon wieder dorthin zurückgekommen, wo ihre Wiege stand, oder korrekt, der Horst. Aus drei von zuerst vier Eiern aus einem Horst im Leipziger Land waren in Loburg kleine Störche geworden, die vom sächsischen Weißstorchbetreuer Bernd Holfter aus Grimma gebracht und nun wieder abgeholt wurden. Auch hier war das Weibchen bei der Brut ausgefallen, es starb am Straßenrand bei der Futtersuche. Das Männchen hatte sich daraufhin ein neues Weibchen gesucht und den Horst verlassen. Für Weißstorchbetreuer Holfter war der Weg nach Loburg die einzige Möglichkeit, die Tiere in den Eiern zu retten. Dr. Christoph Kaatz lobte die landesübergreifende Kooperation: "Es darf nicht sein, dass Kreis- und Landesgrenzen für die Storchenhilfe zu unüberwindbaren Hindernissen werden."

www.storchenhof-loburg.de