Sozialausschuss stimmt für Neuordnung der Schuleinzugsbereiche und Investitionen in Estedt Kapahnke: "Das ist absoluter Blödsinn"
Nach mehrheitlichem Willen des Sozialausschusses sollen Solpker und Weteritzer Kinder bald in Estedt zur Schule gehen und Potzehner und Parleiber in Letzlingen. In die Estedter Grundschule sollen 200 000 Euro investiert werden.
Solpke l Die Mehrheit war am Ende überraschend deutlich: Mit sechs Ja-Stimmen von Torsten Schoof (Feuerwehrfraktion), Regina Lessing (Gemischte Fraktion), Henry Seiler (CDU), Roswitha Stadie (Die Linke), Erika Olbrich (SPD) und Walter Thürer (SPD) befürwortete der Sozialausschuss nach heftiger Debatte die Beschlussvorlage zur Schulentwicklungsplanung. Dagegen stimmten Peter Kapahnke (Gemischte Fraktion) und Norbert Tendler (CDU). Der Beschluss sieht vor, dass Solpker und Weteritzer Kinder ab 2014 in Estedt eingeschult werden, um den Schulstandort zu sichern (wir berichteten). Die Kinder aus Potzehne und Parleib sollen ab 2017 nach Letzlingen gehen.
Ausführlich erläuterte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Ralf Linow (Die Linke), den Entscheidungsprozess im Gremium, der in der Beschlussvorlage mündete. Und er betonte: "Die Arbeitsgruppe hat das einstimmig beschlossen. Wir haben es uns nicht leicht gemacht."
"Jetzt wird alles umgeschmissen. Das ist ein starkes Stück."
Als erste machte Solpkes Ortsbürgermeisterin Bärbel Goecke ihrem Ärger Luft: "Die Solpker Eltern waren am Ende einverstanden mit der Schließung, weil versprochen wurde, dass sie dann nach Mieste gehen können. Jetzt wird alles umgeschmissen, das ist ein starkes Stück." Zustimmung erhielt Goecke von zahlreichen Solpker und Weteritzer Eltern, die die Sitzung verfolgten. Bürgermeister Konrad Fuchs hatte bei einer Hauptausschusssitzung Ende Januar gesagt: "Mieste ist dauerhaft als Grundschule gesichert. Darum schaffen wir dort die besten Bedingungen. Es will mir nicht in den Kopf, warum die jetzigen Schüler der Solpker Grundschule diese Bedingungen nicht nutzen sollen."
Eindeutig gegen die Vorlage war auch Peter Kapahnke: "Was wir damit schaffen, ist absoluter Blödsinn." Es habe die eindeutige Aussage gegeben, dass die Solpker Kinder nach Mieste gehen: "Das wird jetzt auf dem Rücken der Kinder ausgetragen, um Lösungen zu finden. Wir hauen denen, denen damals etwas versprochen wurde, wieder etwas vor den Kopf." Kapahnke riet den anwesenden Eltern: "Es gibt Lösungen, ihr könnt eure Kinder dort einschulen lassen, wo ihr wollt", so Kapahnke. Eine Möglichkeit etwa: mit Hilfe eines Wohnsitzes im Schuleinzugsbereich zu erreichen, dass das Kind die Miester Grundschule besuchen kann. Henry Seiler verteidigte den Beschluss der Arbeitsgruppe: "Wir retten damit einen Schulstandort." Nur mit den Schultern zucken konnte Seiler, als er von Goecke konkret gefragt wurde, warum denn keine Gardeleger Schüler nach Estedt fahren können. "In Gardelegen ist das alles einfacher, da ist kein Busverkehr", so Seiler.
Regina Lessing merkte an, dass die "Arbeitsgruppe einen Schritt zu spät gekommen ist". Die Entscheidung, die Solpker Grundschule zu schließen, ohne die Schuleinzugsbereiche zugunsten von Letzlingen zu ändern, "war für uns eine heimliche Tot-Erklärung für Letzlingen". Die Frage sei nun, ob gewollt sei, dass nur die Schulstandorte Mieste und Gardelegen erhalten bleiben.
Nico Macht vom Stadtelternbeirat sagte: "Das ist alles sehr unglücklich gelaufen." Andreas Löbe habe vor eineinhalb Jahren gebettelt, so eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden, nichts sei passiert. Macht brachte auch noch einmal in die Diskussion ein, dass der Stadtelternbeirat im Zuge der Sitzungen der Arbeitsgruppe vorgeschlagen habe, dass die Estedter Schule mit Gardeleger Kindern aufgefüllt werden könnte: "Warum können Gardeleger Kinder nicht fahren?"
"Kinder aus der Kernstadt sind etwas anderes als Landkinder."
Lessing sah dies ähnlich: "Kinder aus der Kernstadt sind etwas anderes als unsere Landkinder." Es müsse nun geschaut werden, "dass eine Lösung gefunden wird, die das Gros der Schulstandorte sichert". Kritik gab es von Kapahnke auch an dem Punkt in der Vorlage, dass für notwendige Baumaßnahmen in Estedt 200 000 Euro bereitgestellt werden sollen. "Und das ohne Förderung." Hinzu komme, dass dies womöglich erst der Anfang der Investitionen sei.