Horst Krüger bezweifelt die hohen Investitionskosten Schulschließung Estedt: Patt im Hauptausschuss
Der Hauptausschuss hat bei seiner Sitzung am Dienstag keine klare Position zum Verwaltungsvorschlag zur Schließung der Estedter Grundschule gefunden. Die Abstimmung endete mit einem Patt. Damit ist der Verwaltungsvorschlag zunächst abgelehnt.
Gardelegen l Die Stadtratssitzung am kommenden Montag dürfte spannend werden. Es geht um die Zukunft der Estedter Grundschule, die aufgrund fehlender Schülerzahlen in ihrem Bestand gefährdet ist. Nach neuen Landesvorgaben müssen Grundschulen mit Beginn des nächsten Schuljahres 52 Schüler haben, ab 2017/2018 60 Schüler. Diese Vorgaben erreicht die Estedter Grundschule nicht. Die Stadt ist nun im Zugzwang, eine Entscheidung zu treffen, da der Kreis auf entsprechende Zuarbeiten der Schulträger für die Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung drängt.
Sollten zunächst Schülerzuführungen aus Solpke und Weteritz, nach Elternprotesten später dann aus Lüffingen, Hemstedt und den Kellerbergen den Standort Estedt retten, war es dann die Verwaltung, die nach erneuten Elternprotesten den Vorschlag einbrachte, die Schule zu schließen. Zum einen wegen der fehlenden Schülerzahlen, zum anderen wegen des hohen Investitionsbedarfes an der Schule, den die Verwaltung mit 200000 Euro beziffert hat.
Im Sozial- und Finanzausschuss gab es keine Mehrheit für eine Schließung der Schule. Im Hauptausschuss votierten vier Mitglieder für die Schließung (Wolfgang Witte, Kai-Michael Neubüser, Normen Gadiel und Markus Odewald), vier stimmten gegen die Schließung (Jörg Gebur, Mandy Zepig, Horst Krüger und Sieghard Dutz), Doris Hoiczyk enthielt sich der Stimme.
Größere Diskussionen fanden nicht mehr statt. Horst Krüger, zugleich Ortsbürgermeister von Estedt, bezweifelte erneut die hohen Investitionskosten, die die Verwaltung berechnet hat. Bei einer Besichtigung der Schule seien "75 Prozent der Stadträte vor Ort" gewesen und hätten gesehen, dass die Kostenauflistung nicht stimmen könne. "75000 Euro für die Sanierung der Toiletten. Das ist ja lachhaft", meinte Krüger.
Grundlage für die Kostenschätzung seien die Ausgaben für die derzeit laufende Sanierung der Miester Grundschule. "Der Schlüssel wurde runtergebrochen auf Estedt", erläuterte Stadt-Bauamtsleiter Engelhard Behrends.
Danach folgte die Abstimmung über den ersten Teil der Beschlussvorlage zur Schließung der Schule.
Teil zwei der Vorlage beschäftigt sich mit der Sicherung des Schulstandortes Letzlingen. Das soll mit Zuführung von Schülern aus Potzehne und Parleib passieren, und zwar ab dem Schuljahr 2017 und 2018. Zu diesem Punkt ergriff der Potzehner Ortsbürgermeister Harald Rolletschek das Wort. Der Potzehner Ortschaftsrat sei der Ansicht, dass nicht nur Potzehne und Parleib nach Letzlingen gehen sollten, sondern auch Jeseritz und Jerchel. Eine Trennung werde nicht befürwortet, weil die Kinder aus den vier Ortschaften auch in den Jeseritzer Kindergarten gehen würden. Potzehne und Parleib allein hätten auch nicht so viele Kinder. Eine Zustimmung gebe es allerdings nur, wenn der Schülertransport direkt nach Letzlingen abgesichert werden könne und nicht über Gardelegen.
Dem widersprach Simone Striewski vom Elternkuratorium der Solpker Kindertagesstätte. "Jerchel ist mehr mit Solpke verheiratet, was Kindergarten und Schule betrifft", stellte sie klar. Aktuell besuche gerade mal ein Kind aus Potzehne die Kita in Jerchel und ein Kind aus Jerchel die Kita in Jeseritz, aber auch nur deshalb, weil die Solpker Kita derzeit ausgelastet sei. Die Forderung nach einem gemeinsamen Wechsel nach Letzlingen sei von daher nicht gut. Die etwa 40 betroffenen Kinder aus Jerchel und Jeseritz hätten zudem einen Schulweg von 40 bis 45 Minuten, wenn alle Orte angefahren werden müssen.
In der Abstimmung spielte der Vorschlag Rolletscheks - angeregt hatte dies zuvor schon Stadtrat Peter Kapahnke - keine Rolle. Der Hauptausschuss richtete sich nach der Vorlage der Verwaltung mit dem Wechsel der Potzehner und Parleiber Schüler nach Letzlingen. Und dieser Teil der Beschlussvorlage wurde mehrheitlich angenommen.
Die Stadtratssitzung am Montag, 28. Oktober, beginnt um 19 Uhr im Rathaussaal. Die Sitzung ist öffentlich.