Der Miester Willi Bosse entwickelte eine Beutenheizung mit Solarzellen / 1000 Heizungen seit 1978 verkauft Solarenergie sorgt für noch fleißigere Bienchen
Seit 63 Jahren ist Willi Bosse Imker und genauso lange tüftelt er herum, um für Bienen ideale Lebensbedingungen zu schaffen. Ergebnis: eine Beutenheizung mit Solarzellen. Auch mit Kühlung der Völker experimentiert er.
Mieste l Fast jeden Morgen lief die Heizung in diesem Jahr, eigentlich auch nicht verwunderlich bei dem kühlen Sommer bis vor wenigen Tagen. Der Miester Imker Willi Bosse heizt seinen Bienen mit Solarenergie ein und hat damit sehr gute Erfahrungen beim Honig- ertrag gemacht. "Das macht unheimlich was aus", sagt der 79-Jährige. Pro Volk im Drömling habe er 2010 einen Ertrag von 126 Kilogramm Honig, und 2011 sogar 134 Kilogramm im Durchschnitt bekommen. Bosse: "Bei den Völkern, die in Mieste standen, waren es nur maximal 60 Kilogramm."
Mit Heizungen für Bienenbeuten beschäftigte sich der Tischler schon früh und meldete Anfang der 1980er Jahre ein Patent für eine "Vorrichtung zur Beheizung eines Bienenstockes" an. In der Patentschrift des Amtes für Erfindungs- und Patentwesen der DDR heißt es: "Sie dient vor allem der Entwicklung voll leistungsfähiger Bienenvölker im Frühjahr, vor allem deren Gesunderhaltung." In der Praxis heißt das für Bosse, dass er seine Stände ab Ende Februar beheizt. "Wenn die Apfelblüte beginnt, haben die Völker dann schon 40 Waben, sonst wären es nur sechs bis acht", berichtet der Imker. Vor der Obstblüte habe er dadurch schon stark entwickelte Völker.
"Ich suche nach dem Weg für ideale Bedingungen für die Bienen"
Für die Landwirtschaft habe dies besonders hohe Bestäubungsleistungen zur Folge, so Bosse. Die erste Heizung verkaufte er bereits 1978. Die Patenturkunde für seine Beutenheizungen erhielt er am 9. Januar 1985, Patentnummer 141 986. Seitdem hat er an die 1000 Beutenheizungen verkauft, auch ins Ausland.
Weil vor zwei Jahren ein Kunde aus Garmisch-Partenkirchen seine Bienenstände hoch am Berg fernab jeglicher Stromversorgung aufstellte, fing Bosse an zu tüfteln, wie die Heizung auch ohne Steckdose oder Windrad zu betreiben sei. Er baute eine Solarheizung. Das war 2010. Auch Bosse selbst nutzt das Solarprinzip für vier eigene Völker in einem Wanderbienenstand mit Bodenbelüftung. Insgesamt hat er 20 Völker, die meisten davon stehen in Mieste, einige im Drömling.
Auf 27 Grad heizen die Solarzellen die Frischluft in den Beuten auf, "besonders damit morgens die Kälte nicht hineinzieht". Folge: Die Bienen brauchen nicht so viel Energie zur Produktion der Körperwärme. Selbst bei der Fütterung macht sich die Heizung bemerkbar. "Ich brauche nur die Hälfte an Bienenfutter", sagt der Imker. Die Solaranlage verbraucht sieben Watt je Stunde, "es ist alles ganz genau berechnet", so der Tischler. Seine Bienen leben in besonders großen Kästen, denn aus zwei DDR-Bienenbeuten hat er eine große gezimmert. Auch für Imkerkollegen baut der 79-Jährige heute noch Bienenstände um.
Gesundheitsbedingt will der Miester, der seit 63 Jahren Imker ist und die Leidenschaft von seinem Vater erbte, zwölf Bienenvölker und Beutenheizungen abgeben. Doch nicht nur das Wärmeprinzip nutzt der Imker für seine Bienen, sondern auch Kälte. "Ein Leben lang suche ich nach dem Weg für ideale Bedingungen für die Bienen", sagt der Imker. Vor vier Jahren erlitt er große Verluste bei seinen Bienenvölkern, die in Mieste standen. "Durch Vergiftungen habe ich acht Völker verloren", sagt Bosse. Im Winter 2009/2010 testete er zum ersten Mal die Kühlung. In der Praxis sah das so aus, dass Bosse mit einem angeschlossenen Kühlakku aus einer Kühlbox die Bienenbeuten auf vier Grad herunterkühlte. "Denn bei zehn Grad fliegen die Bienen ja schon aus", so der Imker. Und genau das wollte er verhindern, auch um den Milbenbefall einzudämmen. Im darauffolgenden Winter 2010/2011 testete der Miester noch exakter: vier Völker kühlte er, vier nicht. Ergebnis: "Bei den gekühlten hatte ich fast keine Verluste."
Wer Interesse an den Bienenvölkern hat, kann sich bei Willi Bosse unter (03 90 82)7 81 melden.