Zur Holzwurmbekämpfung mit gasdichten Folien überzogen Die Mützeler Kirche ist nach Christos\' Art verpackt
Ganz in weiß präsentiert sich seit gestern die Mützeler Dorfkirche. Die Dresdner Firma Groli hat das Gotteshaus zur Schädlingsbekämpfung mit einer gasdichten Folie überzogen. Das Gas mit dem Wirkstoff Sulfurylfluorid tötet den Holzwurm in all seinen Lebensstadien ab.
Mützel. Winzig klein, aber trotzdem nicht zu übersehen, sind die Häufchen, die die Holzwürmer unter anderem auf der Treppe und auf dem Zwischenboden in der Mützeler Kirche hinterlassen haben. Die Larven verpuppen sich und legen wieder neue Eier ab. Ob in Dielung oder Balken, sie finden überall Platz für ihre Eier. So schnell wird es diesen Kreislauf in der Dorfkirche jedoch nicht wieder geben. Seit gestern Mittag strömt Gas mit dem Wirkstoff Sulfurylflorid in den Innenraum. "Das Gas tötet den Käfer, die Larve und Puppe ab", sagt Thomas Böttcher, Geschäftsführer der Firma Groli aus Dresden, die mit der Schädlingsbekämpfung in Mützel beauftragt wurde.
Der Wirkstoff ist leichtflüchtig, so dass - im Unterschied zur früher verwendeten Blausäure - kein Geruch in der Kirche zurückbleibt. Außerdem ist das Gas effektiv in der Schädlingsbekämpfung.
Von den Käfern, die es sich im Holz gemütlich machen, ist der Holzwurm am gefährlichsten. Die Larven fressen sich auch durch den Holzkern, können also die komplette Statik eines Fachwerkbaus wie der Mützeler Kirche ruinieren.
In einer Kirche in Bayern hat es Thomas Böttcher erlebt, dass der Überhang einer Bank abgebrochen ist. Nur noch hauchdünne Fasern waren übrig geblieben. Belastung hat diese Bank natürlich nicht mehr ausgehalten. Auch nicht die Leiter für die Luke, von deren vierter Stufe Thomas Böttcher nach unten gesaust ist.
Angst, in den nächsten Tagen an der Kirche vorbeizulaufen, muss niemand haben. Die Spezialfolie, die über dem Gotteshaus liegt, ist gasdicht. Der Prozess läuft computergesteuert ab. In den Innenraum wird nur so viel Gas gepumpt, wie notwendig ist, um alle Schädlinge abzutöten. Die genaue Menge ist von einer Vielzahl Faktoren, unter anderem auch von der Temperatur, abhängig. "Wir gehen schon zwei oder drei Stunden nach Ende des Gasens wieder in die Kirche, weil wir wissen, das es sicher ist", setzt Thomas Böttcher hinzu. Die Firma Groli, die er von seinem Schwiegervater übernommen hat, ist deutschlandweit in Sachen Schädlingsbekämpfung unterwegs. Neben Kirchen sind die Männer in der Lebensmittelindustrie aktiv. Beispielsweise in großen Mühlenwerken gibt es Käfer, Motten und manchmal auch Nager zu bekämpfen.
In der Kirche bleibt kein Gasgeruch zurück
Reichen in der kleinen Mützeler Dorfkirche zwischen 100 und 130 Kilogramm Gas aus, müssen es in den großen Industrieanlagen schon mehrere Tonnen sein. Auch in Österreich und der Schweiz ist Groli schon im Einsatz gewesen.
Etwa 72 Stunden wird das Gasen in der Mützeler Kirche dauern. Gibt der Computer das Zeichen, dass das Ziel erreicht wurde, wird das Gas langsam über das Dach abgelassen. Das sei nicht gesundheitsschädlich, weist Thomas Böttcher hin.
Mindestens 100, vielleicht auch 200 Jahre sollten die Mützeler in ihrer Kirche vor Holzwürmern sicher sein. Es sei denn, es wird ein Stück Holz in das Gotteshaus gebracht, das schon von Larven befallen ist.