Turm von Eilenstedt Ein USB-Stick für unsere Nachfahren
Die Eilenstedter haben ihren Kirchturm zurück. Die Landmarke des Ortes ist wieder von Weitem zu sehen. Mit einem Festakt wurde dem Ganzen nicht nur die sprichwörtliche, sondern die frisch vergoldete Krone aufgesetzt.
Eilenstedt l Der neue errichtete Eilenstedter Kirchturm hat ab sofort wieder alles, was ein ordentlicher Kirchturm braucht. Eine Spitze, eine Krönung und eine Wetterfahne. Und in der Turmkugel befinden sich Dokumente, die von unserem heutigen Leben berichten und irgendwann einmal in der Zukunft von unseren Nachfahren entdeckt werden.
"Wir haben nicht mehr daran geglaubt, dass wir das noch erleben." Bewegende Worte fand Hannelore König, als sie spontan ans Mikrofon trat. "Als am 4. Dezember 1999 die Turmhaube unseres Kirchturms abgenommen wurde, standen wir mit Tränen in den Augen da. Heute, nach 15 Jahren, sind wir nur noch glücklich."
Ähnlich wie dem ehemaligen Kirchenältesten des Kirchenkreises von Eilenstedt ging es an diesem Morgen vielen Eilenstedtern, die den Weg zur St.-Nicolai-Kirche gefunden haben. Im Beisein von Bürgermeister Thomas Krüger (CDU), Superintendentin Angelika Zädow, Pfarrer Christian Plötner, Vertretern der unteren Denkmalbehörde, des Kirchenbauamtes, des Architekturbüros, den beteiligten Baufirmen und vielen großen und kleinen Eilenstedtern wurden die Wetterfahne und die Turmkugel, der sogenannte Knopf, erst einmal präsentiert. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die ganze Pracht lediglich zu erahnen, denn beides war noch richtig gut verpackt.
Ortsürgermeister Volker Sander (CDU) erinnerte an den schwierigen Weg bis zum Tag, an dem der neu entstandene Turm nun seine "Turmzier" erhält. Er dankte allen Förderern, Geldgebern, den beteiligten Firmen und vor allem den Bürgern von Eilenstedt, die diesen Turm gewollt haben. "Wir vollenden heute ein Projekt, das am Anfang zu phantastisch klang."
Superintendentin Angelika Zädow vom Kirchenkreis Halberstadt gratulierte herzlich. Sie sei vor allem darauf gespannt, wie die Eilenstedter ihren Kirchturm, der als kirchlich kommunales Zentrum genutzt werden soll, mit Leben erfüllen. Der Kirchenkreis Halberstadt ist maßgeblich an der Finanzierung des Projektes beteiligt. Daneben sind Mittel des Landes Sachsen Anhalt, des Landkreises, der Gemeinde Huy und Spenden in die Wiedererrichtung des Kirchturms geflossen. Ausdrücklich namentlich gedankt wurde Elke Däter und Elke Dietrich von der Kirchengemeinde Eilenstedt.
Weil es üblich ist, der Nachwelt Zeugnisse zu hinterlassen, wurde eine Reihe von zeitgeschichtlichen Dokumenten wie die aktuelle Volksstimme und ein Satz Münzen in die kupfernen Hülsen versenkt. Darunter befand sich auch ein USB-Stick mit den digitalen Bauplänen. "Keine Ahnung, ob diese Dateien in der Zukunft lesbar sein werden", scherzte der Ortsbürgermeister.
Dann ging es nach oben in die luftige Höhe von 40 Metern, bis zur obersten Etage des Gerüstes am Turm. Alle, die dabei sein wollten, ließen sich von den vielen Leitern nicht abschrecken. Knopf und Wetterfahne, die allein etwa 50 Kilogramm wiegt, wurden dabei per Seil und Muskelkraft nach oben transportiert.
Mit den Dokumentenhülsen in seinem Innersten wurde der Knopf vorsichtig aufgesetzt und nun endlich ausgepackt. Jede Berührung der empfindlichen Blattgoldschicht darf nur mit Handschuhen erfolgen, erklärte Metalldrücker Christoph Müller, der mit seiner Firma die Aufarbeitung der gesamten Bekrönung übernommen hatte. Seine Söhne Tobias und Thomas Müller setzten noch die Wetterfahne obenauf und diese drehte sich sofort in den Wind.<6>