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Ampel-Frust Grüne Welle lässt auf sich warten

Viele Autofahrer sind von der roten Welle in Halberstadt genervt und monieren lange Wartezeiten an Ampeln.

Von Jörn Wegner und Susanne Stach 21.08.2015, 16:36

Halberstadt l Sieben Minuten habe er an der Kreuzung Röderhofer Straße/Sargstedter Weg an einer roten Ampel gestanden, schreibt ein Volksstimme-Leser in einem Brief und beschwert sich über ungünstig geschaltete Ampeln und überlange Wartezeiten in Halberstadt. Ob die sieben Minuten subjektives Empfinden oder objektive Tatsache sind, bleibt dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass die Ampeln in Halberstadt noch nicht aufeinander abgestimmt sind.

Auf Volksstimme-Anfrage heißt es aus der Stadtverwaltung, dass es bei der Auswertung von Verkehrsmessdaten "aus personellen Problemen" zu Verzögerungen gekommen sei. Diese Messdaten sollen dann in den im vergangenen Jahr installierten Verkehrsrechner eingespeist werden, der wiederum die Ampelschaltungen in Halberstadt steuert.

Rote Ampeln sind Reizthema in Facebook

Die Verkehrsituation in Halberstadt ist dabei besonders kompliziert. Durch die Stadt führen die beiden viel befahrenen Bundesstraßen 79 und 81, die jeweils von zahlreichen städtischen Straßen gekreuzt werden. "Die querenden Straßen sind den beiden Bundesstraßen nachgeordnet", heißt es aus der Verwaltung. Für diese beiden Straßen würden die Regelungen zuerst berechnet. Die querenden Straßen hätten dann das Nachsehen.

Wer eine der Bundesstraßen queren möchte, benötigt schon jetzt Geduld. An der Kreuzung Wernigeröder Straße/OdF-Straße können bis zu drei Minuten Wartezeit zusammenkommen - eine Zeit, die im Auto als sehr viel länger wahrgenommen werden kann.

Auf Facebook löst das Thema Ampelschaltungen in Halberstadt sofort Diskussionen aus. Als Problemampeln werden dabei vor allem die Kreuzung Magdeburger Straße/Schützenstraße, die Linksabbiegerspur von der Rudolf-Diesel-Straße auf die Quedlinburger Straße und die Kreuzung der Theaterstraße mit der Richard-Wagner-Straße genannt. Bis zu zehn Minuten soll man zum Beispiel an der Rudolf-Diesel-Straße benötigen, bevor die Ampel den Weg nach links auf die Quedlinburger Straße freigibt.

Auf Kritik stoßen auch viele Fußgängerampeln in der Stadt. So würde man es über die Ampel am Holzmarkt nie in einem Zug schaffen. Dasselbe gelte auch an der Kühlinger Straße.

Selbstversuch: Normale Wartezeiten, rote Welle

Doch ein Selbstversuch zeigt, dass solche Extremwerte wohl dem subjektiven Empfinden geschuldet sind. Kaum eine Ampel in Halberstadt blieb beim Selbstversuch länger als 90 Sekunden auf Rot geschaltet. Spitzenreiter ist die Ampel an der Theaterstraße/Richard-Wagner-Straße mit etwa zwei Minuten Rotphase. Und auch die eingangs monierte Kreuzung Sargstedter Weg/Röderhofer Straße bewegt sich mit einer Rotphase von unter einer Minute im normalen Bereich.

Der Selbstversuch gibt aber nicht nur Aufschluss über die Wartezeiten an Ampeln. Auffällig ist vor allem, dass fast überall in der Stadt die rote Welle vorherrscht. Ein Beispiel ist die Kreuzung Schmiedestraße/Heinrich-Julius-Straße am Holzmarkt. Wer aus der Schmiedestraße nach rechts abbiegt, bekommt dort meist einen grünen Pfeil und kann zügig abbiegen. Allerdings wird der Fahrer nur wenige Sekunden später an der Kreuzung Heinrich-Julius-Straße/Kühlinger Straße ausgebremst. Denn kurz nachdem der grüne Pfeil an der Schmiedestraße aufleuchtet, schaltet die folgende Ampel auf Rot. Ebenso auffällig wie die rote Welle sind die teils extrem kurzen Grünphasen. Neben der bei Facebook immer wieder monierten Linksabbiegerampel an der Rudolf-Diesel-Straße betrifft dies vor allem die Kreuzung Richard-Wagner-Straße/Quedlinburger Straße. Wer hier von der Wagner-Straße weiter in die Erich-Weinert-Straße möchte, benötigt viel Geduld. Während einer Grünphase können lediglich zwei bis drei Fahrzeuge die Kreuzung passieren, danach heißt es wieder lange an der roten Ampel warten.

Ab Herbst soll der Verkehrsrechner regeln

Eine Besserung der Situation verspricht die Stadtverwaltung für den Herbst. Bis dahin sollen die Daten für alle Gebiete eingespeist sein, so dass dann sämtliche Ampeln in der Stadt gesteuert werden können. Schon in drei Wochen soll das Ergebnis der Auswertung der Verkehrsströme auf den beiden Bundesstraßen vorliegen, heißt es aus der Stadtverwaltung. Dann könnte der Verkehr wenigstens auf den Bundesstraßen schneller fließen.