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Exkursion von Naturfreunden in die Tiefen des Flechtinger Gesteinsabbaus Riesenschaufel "verschluckt" alle 23 Gruppenmitglieder

Von Carina Bosse 26.07.2013, 03:11

Noch bis Sonntag ist der Luftkurort Flechtingen Gastgeber eines deutsch-polnischen Jugendaustausches der Naturparke Welski und Drömling. Eine Exkursion führte die Gruppe zum Tagebau der Norddeutschen Natursteinwerke in Flechtingen.

Flechtingen l 280 Millionen Jahre alt ist das Gestein, aus dem die Norddeutschen Natursteinwerke in Flechtingen ihre Produkte gewinnen. Der Tagebau war am Mittwoch Ziel einer Exkursion des deutsch-polnischen Jugendaustausches des Naturparks Drömling mit dem Welski Park. Er ist das nördlichste Abbaugebiet in Deutschland.

Die jungen Leute, Junior-Ranger und Pfadfinder zwischen 10 und 17 Jahren und ihre Betreuer, wurden vom Flechtinger Betriebsleiter Günter Seifert über das hochsommerlich-trockene, staubreiche Gelände geführt.

Ursprünglich als Milchwagen konstruiert, pendelt auf dem Betriebsgelände ein Fahrzeug zwischen Abbaugebiet, Straßen- und Lagersystem. In der Tiefe des Tagebaus wird über eine Druckleitung austretendes Wasser in den Wagen gepumpt, der die Straßen bewässert.

Ein riesiger Radlader amerikanischer Bauart ist der größte, der im Tagebau im Einsatz ist. Er wurde gerade gewartet und stand deshalb still. In seiner Schaufel konnten alle 23 Kinder und Jugendlichen Platz finden. 70 Liter Diesel pro Einsatzstunde schluckt das Ungetüm. Rund 1000 Liter passen hinein. Normalerweise kommt der Caterpillar-Lader beispielsweise in Diamantminen im Bergbau vor, war von Günter Seifert zu erfahren. Riesige Ketten schützen seine Räder

Die Exkursion führte bis zum eigentlichen Tagebau, der beeindruckende 120 Meter in die Tiefe führt.

Geschätzte 25 bis 30 Jahre kann man hier noch abbauen, weitere zwei Sohlen sollen zu den vorhandenen dazukommen. In 160 Metern Tiefe soll mal Schluss sein, dann liegt der Tagebau mit 30 Metern unter dem Normalpunkt.

Und plötzlich erschien der gerade noch gigantische Radlader, der im Flechtinger Werk zweimal existiert, klein wie eine Ameise. Denn der zweite befand sich mitten im Abbaugebiet auf einer Sohle in einiger Entfernung zur Besuchergruppe und belud einen Lkw. Die Körnung, die in Flechtingen hergestellt wird, wird vor allem im Straßenbau, aber auch im Eisenbahnbau eingesetzt. Günter Seifert sprach vom Gestein Rhyolith.

Rhyolith ist ein felsisches und in seiner chemischen und mineralogischen Zusammensetzung dem Granit ähnliches vulkanisches Gestein.

Im Anschluss ging es für die 23-köpfige Gruppe, die mit Fahrrädern unterwegs war, noch zum Holzmühlenteich. Wer wollte, konnte auch von dort aus noch einen Blick in die Tiefe des Tagesbaus werfen, denn ein spezieller Aussichtspunkt ermöglicht das von außerhalb des Werksgeländes.

Bis Sonntag noch sind die jungen Leute aus Polen in Deutschland zu Gast. Geplant sind unter anderem noch Ausflüge zum Haus des Waldes in Hundisburg, nach Magdeburg zum Dom und zum Jahrtausendturm sowie in die Autostadt nach Wolfsburg. Sonntag wird ein Abschiedsnachmittag mit Vorführungen in deutscher und polnischer Sprache das Ende des Jugendaustausches einläuten.