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Kirche steht noch immer mitten im Dorf

Von Anett Roisch 22.07.2015, 17:51

Zum zweiten Mal hat es einen Sommerempfang im Evangelisch-Lutherischen Pfarrverband Calvörde-Uthmöden auf dem Gemeindehof gegeben.

Calvörde l Calvördes Pfarrer Jürgen Dittrich, seine Frau Anke und Fritz Brohme, der stellvertretende Vorsitzende der Pfarrverbandsversammlung, begrüßten die Gäste zum Sommerempfang im Gemeindesaal - in der guten Stube - gleich neben der Kirche. Der Evangelisch-Lutherische Pfarrverband Calvörde-Uthmöden gehört zur Landeskirche in Braunschweig und erstreckt sich über 14 Kilometer. Er besteht aus sechs Kirchengemeinden in zwei Landkreisen, drei Kommunen und insgesamt zehn Orten. "Das ist eine Gesamtfläche von 10 223 Hektar. Der Anteil der Kirchgemeindeglieder an der Gesamtbevölkerung von Calvörde beträgt 35 Prozent, zum Beispiel in Zobbenitz 50 und in Elsebeck 72 Prozent. Das sind weit überdurchschnittliche Werte in unserem Bundesland. Die Kirche steht bei uns noch im Dorf", hob Pfarrer Dittrich hervor.

Dass das so ist, zeige sich nach Ansicht des Geistlichen nicht nur daran, dass die Gottesdienste gut besucht sind, sondern auch an den guten Kontakten, die zwischen Bürgergemeinde und Kirchgemeinde zwischen den Ortsteilbeauftragten, den Vereinen der Feuerwehr und den Betrieben bestehen. "Als Kirche ist es uns wichtig, Verantwortung wahrzunehmen und zur Entwicklung der Bürgergemeinde beizutragen", betonte Dittrich. In seinen Ausführungen wies er darauf hin, dass es in Fragen der Landwirtschaft und des Naturschutzes ganz unterschiedlich Meinungen gibt. "Als Kirche wollen wir am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen - ohne voreilige Antworten parat zu haben. Jedoch wollen wir Raum für den nötigen Austausch schaffen. Wir wünschen uns, dass der heutige Abend dazu einen Beitrag leistet", sagte Dittrich.

Börde-Landrat Hans Walker (CDU) erklärte: "Ich finde es gut, dass die Kirche sich mit solchen Themen auseinander setzt, weil die Kirche nicht außen steht, sondern mittendrin ist. Es ist nicht ihre Aufgabe Wirtschaft zu betreiben, sondern mit Menschen, die Wirtschaft betreiben, zu leben und sie zu befähigen, im Geiste und zwar im Sinne der Gesellschaft - Gutes zu tun."

Kirche und Landwirtschaft gehören ins Dorf

Minister Hermann Onko Aeikens (CDU) sagte: "Kirche und Landwirtschaft gehören ins Dorf und manchmal sind sie auch die letzten Klammern der regionalen Gemeinschaft. In einer Welt, die sich immer rasanter verändert, suchen die Menschen nach Halt, nach Vertrautem und nach Ruhepunkten." Das Interesse am Landleben und nach der Nahrungsmittelproduktion nehme - nach seinen Empfindungen - zu. "Auf dem Lande gibt es Menschen, die pflegen die Nachbarschaft, die halten eng zusammen und wissen um die Not des anderen. Es gibt ein selbstverständliches Engagement, was in den Städten mühsam organisiert werden muss und häufig Steuergelder kostet", beschrieb er. Landwirtschaft führe aber auch zu kontroversen Diskussionen, wie Landwirtschaft betrieben und wie mit der Natur umgegangen wird.

"Die Landwirtschaft muss sich dieser Thematik stellen. Der Mensch hat als Geschöpf eine besondere Verantwortung", betonte Aeikens und wies auf die globale Situation und auf die vielen Menschen, die hungern müssen, hin.

"Wir müssen - als einer der wohlhabendsten Staaten - stärker helfen, damit Menschen in ihrer Heimat bleiben möchten und nicht den Weg in andere Staaten suchen. Keiner verlässt gern die eigene Heimat", ergänzte der Minister. Er appellierte, dass die Weichen der Agrarentwicklung so zu stellen sind, damit auch in armen Ländern die Menschen von der Sorge um das tägliche Brot befreit werden.

Ein Brot als Dankeschön schenkte Fritz Brohme dem Minister. "Der Weizen und der Roggen für das Brot sind in Calvörde gewachsen und in der über 100 Jahre alten Damm-Mühle zu Mehl verarbeitet worden", erklärte Dittrich und lud auch alle anderen Gäste zum Essen und zu Gesprächen ein.