Geschichtswerkstatt in Wegenstedt
In Wegenstedt hat es einen Vortrag über Hermann Engelhard von Nathusius gegeben. Er gilt als Mitbegründer moderner Tierzucht.
Wegenstedt l Felix von Schintling-Horny aus Köln referierte in der Geschichtswerkstatt "Samuel Walther" über seinen Ur-ur-ur-Großvater Hermann Engelhard von Nathusius, der am 9. Dezember 1809 in Magdeburg geboren wurde. Der Vortrag gehört zu einer Reihe mit dem Titel "Gelehrte, Forscher und Entdecker in den Dörfern zwischen Calvörde und Klein Oschersleben." Von Nathusius verbrachte seine Kindheit auf den väterlichen Gütern in Althaldensleben und Hundisburg. Er ist der Sohn des Kaufmanns Gottlob Nathusius.
Die Grundlagen der Schulbildung vermittelte ihm ein Privatlehrer, danach besuchte er das Klostergymnasium in Magdeburg. In Braunschweig studierte er Naturwissenschaften und Neue Sprachen, dann von 1828 bis 1830 an der Berliner Universität Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Zoologie. Nach Studium und Reisen in verschiedene europäische Länder wirkte er in Hundisburg und Althaldensleben als Kaufmann und Landwirt und führte moderne Verfahren ein, zum Beispiel die Drillsaat und das Drainagesystem aus Tonröhren. "Neue, ertragreichere Nutzpflanzensorten wurden unter seiner Anleitung eingeführt. Er errichtete in Althaldensleben eine Rübenzuckerfabrik und ließ als Landschaftsgärtner den Park Hundisburg-Haldensleben erweitern in Kombination mit Obstbaumanpflanzungen", beschrieb Felix von Schintling-Horny. Große Verdienste erwarb sich der Wissenschaftler Nathusius auf dem Gebiet der Tierzucht. "Durch Einfuhr englischer und französischer Schafrassen und Kreuzung mit einheimischen Rassen setzte sich das Merinofleischschaf unter seiner Federführung zunehmend durch", wusste Schintling-Horny zu berichten.
Nathusius wurde auch ein anerkannter Wissenschaftler durch seine zunächst belächelten systematischen Forschungen an Spitzmäusen, durch die Anlage eines umfangreichen Herbars und andere zoologisch wertvolle Sammlungen, zum Beispiel eine sehr große Schädelsammlung. Durch seine anatomischen, physiologischen und zoologischen Studien kam Nathusius in Kontakt mit anderen europäischen Wissenschaftlern, unter anderem auch mit Charles Darwin, mit dem er einen sachlichen Meinungsstreit zu Rassentheorien führte. An vielen anderen Beispielen erläuterte der Referent die Bedeutung Hermann Engelhard von Nathusius` für die gesellschaftliche Entwicklung in unserer Region.
Zum Thema "Aberglaube auf dem lande" gibt es am Freitag, 21. August, um 19 Uhr bereits die nächste Lesung. Vorgestellt wird die "Volksnaturlehre zur Dämpfung des Aberglaubens" von Johann Heinrich Helmut. "Dieses Buch erschien erstmals 1785 und erlebte bis 1853 15 Auflagen. Gedacht war es zur Aufklärung und zum Gebrauch in der Schule. Helmut war Pfarrer in Calvörde und kannte darum die damaligen abergläubischen Praktiken unserer Gegend, die zum Teil nie ganz verschwunden sind", erklärte Gustav-Adolf Lohmann vom Freundeskreis der Geschichtswerkstatt. Im Anschluss an den Vortrag können die Gäste bei einem Glas Rotwein plaudern. Die Besucher können sich auf einen interessanten und kurzweiligen Abend freuen.