Flutnachsorgeprogramm "Spuren im Land" fand im Grünen Haus in Kamern jetzt seinen Abschluss Projektende: Teilnehmer hinterlassen Spuren
Die Flut 2013 hat nicht nur sichtbare Spuren an Häusern und Straßen hinterlassen, sondern auch unsichtbare in den Köpfen der Menschen. Diese Erlebnisse zu thematisieren und kreativ aufzuarbeiten, hatte sich das Projekt "Spuren im Land" als Ziel gesetzt. Es begann im Januar, jetzt ist Schluss.
Kamern l Die Abschlussveranstaltung, auf der alle Ergebnisse der einzelnen Teilprojekte präsentiert wurden, fand kürzlich im Grünen Haus, der Umweltbildungsstätte in Kamern, statt. Sie hatte selbst Schaden bei der Flut genommen, an das schlimme Ereignis gemahnt nun ein Denkmal in der Sitzbank des neu geschaffenen Lehmbackofens: eine stilisierte Welle mit einem Surfer darauf.
Der Ofenbau ist zugleich das jüngste "Kind" des Projekts, er wurde erst zur Abschlussfeier fertig. Ihn errichtet hatte die 6. Klasse des Havelberger Gymnasiums unter Anleitung von Fachmann Jörg Finger.
Doch bevor der Ofen mit einem Pizzabackwerk eingeweiht wurde, schauten sich alle Teilnehmer den Videofilm an, welchen die Berliner Fotografin Friederike Kalz zusammengeschnitten hatte. Sie hatte das gesamte Projekt mit ihrer Kamera begleitet - und auch selber einen Workshop in Kamern geleitet.
"arche noVa" gab das Gros des Geldes
Erinnerungen wurden beim Schauen wach: an die mit der Stendaler Kunsttherapeutin Julia Wübbenhorst gefilzten Angstfresser, welche die Gedanken an die Flut verdrängen. An die tollen Gemälde, die beim (Jahr)Hundertwasser-Projekt mit der Goldbecker Malerin Michaela Herbst in der Klietzer Schule entstanden.
Oder an den Fotografie- und Theaterworkshop mit der evangelischen Jugend in Kamern, wo man beim Schauspielern seinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Und an das Umweltprojekt, wobei Hochwasser-Dynamik und die Elbaue sowie das Leben im Kamernschen See erforscht wurden.
Projektleiterin Anna Liban dankte dem Träger, dem Kamernschen Verein "neugierig", für die gute Zusammenarbeit, das Gros des Geldes stammte aus dem Fluthilfeprogramm der Dresdner Initiative für Menschen in Not namens "arche noVa". Diese ist eine der größten Hilfsorganisationen im Osten Deutschlands, sie ist in vielen Ländern wie Syrien oder den Philippinen vor allem bei der Wasseraufbereitung aktiv, erklärte auf Nachfrage Tina Wünschmann, die Fluthilfereferentin des Vereins. In Deutschland wurden jetzt vor allem Vereine nach der Flut unterstützt.
Sechs Gemälde sind entstanden
"Alle Teilnehmer am Projekt haben ihre eigenen Spuren hinterlassen", freute sich Anna Liban. Sie hatte beim Schauen des Filmes sogar eine Gänsehaut bekommen.
Auf dem Gelände des Grünen Hauses konnte dann nicht nur der neue überdachte Backofen bewundert werden. Auch die sechs Gemälde im Stile von Friedensreich Hundertwasser und Joan Mirò wurden präsentiert, weiterhin durften die Gäste einen Blick ins Umweltlabor werfen oder hier durch die Mikroskope schauen.
Es gab zudem eine Fotogalerie, Jonathan Gierke, Max Bayer, Simon Busse und Rainer Wagnitz erklärten ihre Gruppenwerke. Sie hatten die Entstehung einer Flut in einer Fotoserie festgehalten, beginnend mit einem Wassertropfen. Abgelichtet worden waren auch bei Hochwasser begehrte Gegenstände wie Wathose oder Boot.
Simon Busse war im Juni 2013 übrigens selbst im Einsatz gewesen - er hatte als Taucher den maroden Deich bei Wulkau abdichten helfen.