Ehemaliger Sakralbau in Emmeringen am Wochenende als Kulturoase wiedereröffnet Dorfkirche aus Schlaf erweckt
Das erste Mal seit vielen Jahren erlebte die kleine Dorfkirche in Emmeringen am Wochenende wieder voll besetzte Bänke. Grund waren die Eröffnungenveranstaltungen nach den jahrelangen Sanierungsarbeiten am ehemaligen Gotteshaus, das nun als Hort von Kunst und Kultur weiterleben soll.
Emmeringen l Die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung begannen bereits am Freitagabend, zunächst mit einer Dankesrede von Lutz Bittner. Geht es nach ihm und dem Verein "Kirche und Kunst in Emmeringen", dessen Vorsitzender er ist, soll sich das sakrale Bauwerk künftig zum Hort der Kultur entwickeln. So kündigte Bittner für das kommende Jahr Kabarett-Veranstaltungen sowie Liederabende und Ausstellungen an.
Viel Arbeit hätten alle Beteiligten die vergangenen Jahre in die Sanierung des Backsteinbaus investiert. Rund 200000 Euro aus Spenden und dem europäischen Leader-Programm seien dafür geflossen. So dankte Bittner vor rund 30 Gästen nicht nur den Sponsoren, sondern auch den Handwerkern für ihren unermüdlichen Einsatz.
Für den musikalischen Rahmen sorgten Martina Köhler sowie Thomas Ruppelt, während der Emmeringer Künstler Kay Elzner das von ihm geschaffene Fries im Kircheninnneren präsentierte. Das rund zehn Meter lange und etwa einen Meter hohe Kunstwerk zeigt die Geschichte des Ortes von der Gründung an über den Templerorden, der hier eine Außenstation betrieb, sowie den Dreißigjährigen Krieg bis hin zur Wendezeit.
Auch Peter Merbt, Sohn des vor rund neun Jahren verstorbenen Schriftstellers Martin Selber aus Domersleben, trug mit Lesungen aus Büchern seines Vaters zum Abend bei. Zu hören waren Ausschnitte aus der Kurzgeschichte "Das weiße Hähnchen" sowie das Gedicht "Rechtfertigung".
Auch der Sonnabend stand ganz im Zeichen des "größten Literaten der Börde", wie sich Lutz Bittner gegenüber der Volksstimme ausdrückte. So ist eine Ausstellung über das Leben und das Werk Martin Selbers, der eigentlich Martin Merbt hieß, eröffnet worden. Die Schautafeln entstanden in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Magdeburg. Außerdem sind private Gegenstände des Schriftstellers wie sein Fotoapparat und seine letzte Schreibmaschine zu sehen. Für den musikalischen Beitrag sorgten wieder Martina Köhler und Thomas Ruppelt, die größtenteils von Selber eigens arrangierte Stücke zum Besten gaben. Eva Klix stellte in einem Vortrag das Leben des Schriftstellers vor, gespikt mit persönlichen Anekdoten. Die Emmeringerin und der Schriftsteller haben sich persönlich gut gekannt. Mit seiner Frau, die ebenfalls zur Ausstellungseröffnung zu Gast war, verbindet sie eine enge Freundschaft. Besonders hob Klix hervor, dass Selber-Literatur, die sich mit der Zeit des Nationalismus und dem Zweiten Weltkrieg befasste, Eingang in die Schulliteratur des Westens gefunden habe. "Diese Themen waren in der DDR mit Büchern wie `Nackt unter Wölfen` bereits besetzt", erklärt Lutz Bittner das Phänomen.
Die Ausstellung "Zum 90. Geburtstag von Martin Selber" ist noch an den kommenden beiden Wochenenden zu sehen, und zwar sonnabends von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr.