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Räder für syrische Flüchtlinge

Von Sabrina Trieger 29.07.2015, 21:24

Die ersten 16 Asylbewerber aus Syrien haben in Wanzleben die vom Landkreis angemieteten Wohnungen bezogen.

Wanzleben l Die Zahl der Flüchtlinge steigt. In der Frage nach neuen und weiteren Unterkünften hat der Landkreis deshalb seit Anfang Juli auch in Wanzleben die ersten Wohnungen angemietet, um den Asylbewerbern ein würdiges Zuhause bieten zu können.

16 Syrer und drei Familien aus dem Balkan haben jene sechs Wohnungen, die über die Sarrestadt verteilt sind, bezogen. "Allesamt sind sie hier von ihren neuen Nachbarn freundlich aufgenommen worden. Beispielsweise Am Markt herrscht ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis. Auch in der Bahnhofspromenade waren alle sehr hilfsbereit. Das passt einfach", äußert sich Sabine Hilal als Koordinatorin für den Fachdienst Soziales über die Hilfsbereitschaft der Wanzleber lobend. Sie betreut die Flüchtlinge, die in Oschersleben und Wanzleben wohnen. Verständigt wird sich entweder auf Englisch oder Arabisch. "Ich selbst habe zehn Jahre lang in Ägypten gelebt und dort als Hotel- und Marketingchefin gearbeitet. Seit zwei Jahren bin ich wieder in Deutschland und arbeite seit November vergangenen Jahres für den Landkreis", erklärt sie. In der Flüchtlingsthematik sei Kommunikation das A und O, weiß Sabine Hilal aus Erfahrung.

Langer Weg, um Sicherheit zu finden

"Wir sind nicht des Geldes wegen hier. Wir suchen einen sicheren Platz für uns und unsere Familien", erzählt Mahmoud Khleif aus Syrien, der erst vor drei Wochen in Wanzleben eingetroffen ist. Er spricht fließend Englisch. Als studierter Elektroingenieur dürfte er hier arbeiten. Die Genehmigung hat er bereits von den Behörden erhalten. Wie die anderen 15 Syrer, die mit ihm derzeit in Wanzleben in WGs wohnen, ist auch er ohne seine Liebsten nach Deutschland gekommen. "Sie sind noch in der alten Heimat. Jedoch hat jeder von uns eine andere Geschichte. Um jedoch Sicherheit zu finden, haben wir alle einen langen Weg auf uns genommen", erzählt Mahmoud Khleif weiter. Die Flucht sei nicht nur ein hoch emotionales, sondern, was viele nicht wissen, auch ein kostspieliges Unterfangen. Die meisten, die sich auf den Weg in Richtung Freiheit gemacht haben, hätten alles verkauft was sie jemals besessen haben, erklären die Männer. Einige von ihnen hätten bis zu 10 000 Euro bezahlt, um von Syrien nach Deutschland zu kommen, erzählen sie.

Mit ihrer Ankunft hatte jüngst Ralf Sacher von der Sportjugend Börde einen Sachspenden-Aufruf initiiert. "Um ihnen in der Stadt ein Stück Mobilität zu schenken, sind wir auf der Suche nach Fahrrädern, die wir ihnen zur Verfügung stellen können", hatte er erklärt. Wer ein Fahrrad hat, das er nicht mehr benötigt, war aufgefordert, sich bei der Sportjugend im Bördestadion zu melden. "Vier haben sich bereits gemeldet. Drei Räder, zwei aus Wanzleben und eins aus Seehausen, sind schon eingetrudelt, wovon allerdings das eine noch repariert werden muss", erläutert Sacher den Stand der Dinge. Das vierte Rad soll nächste Woche aus Wormsdorf kommen. "Wir hoffen natürlich noch auf weitere Fahrradspenden. Vielleicht tut sich das eine oder andere ja noch auf", sagte Sacher gestern, der für die Räder Sicherheitsschlösser besorgt hatte.

Über die Spende freuten sich gestern neben Mahmoud Khleif auch Moaaz Bardan und Mohamad Dribi Alsalman. Über die Aktion zeigte sich auch Sabine Hilal begeistert. "So sind sie nicht nur in Wanzleben mobil, sondern auch wenn sie das Rad mit dem Bus nach Magdeburg mitnehmen. So können sie sich dort schon mal das Straßenbahnticket sparen", stellt sie den Mehrwert der Rad-Aktion heraus. Denn von den 315 Euro, die jeder Flüchtling jeweils pro Monat von ihr ausgezahlt bekommen, sei selbst schon die Investition in ein Bus-Ticket zu überdenken.

Jede weitere Radspende würde den Asylbewerbern so auch jeweils ein Stück Flexibilität schenken. Fragen zur Drahtesel-Aktion beantwortet Ralf Sacher weiterhin unter 039209/ 31 74.

Bereits seit Anfang Juli tritt der Landkreis als Mieter in Wanzleben für insgesamt sechs Wohnungen auf. "Sie sind in der Großen Gartenstraße, in der Windmühlenbreite, am Markt, in der Goethestraße und in der Bahnhofspromenade", zählt Fachdienstleiterin für Soziales Corinna Sladky auf.

"Perspektivisch wollen wir in der Sarrestadt weitere Wohnungen anmieten. Hierfür wurden bereits Gespräche mit der Wobau und der Wohnungsbaugenossenschaft geführt", erklärt sie. Die meisten Asylbewerber, die im Landkreis Börde ankommen, seien alleinstehend und männlich, informierte die Landkreismitarbeiterin weiter. Sie stammen aus Syrien oder Indien, "oder aus den sicheren Balkanstaaten." Der Anteil an Familien macht zirka 30 Prozent aus. Geplant ist auch Deutschkurse in Wanzleben anzubieten. "Ehrenamtliche oder Vereine, die ihre Hilfe wie beispielsweise Sportangebote oder Sprachunterricht zur Integration anbieten möchten, können sich gern und jederzeit bei uns im Fachdienst Soziales melden."