Experten raten, Spinnentier möglichst schnell aus der Haut zu entfernen und die Einstichstelle zu beobachten Zecken: 161 Borreliose-Erkrankungen im Landkreis Börde
Das Gesundheitsamt im Landkreis Börde gibt Entwarnung: Seit 2007 gibt es keinen Fall von FSME. Bundesweit wurden hingegen allein 2011 423 Erkrankungen gemeldet.
LandkreisBörde l In Deutschland sind für das Jahr 2011 423 Fälle von FSME - der Frühsommer-Meningoenzephalitis - gemeldet worden. Im Landkreis Börde liegen hingegen für diesen Zeitraum laut Gesundheitsamt keine Meldungen vor. Von 2007 bis Mai 2012 ist für die Börde keine Infektion mit dem FSME-Virus erfasst worden. Für die Borreliose sieht es anders aus. Im gleichen Zeitraum sind in der Börde 161 Menschen an Borrelien erkrankt, teilte das Gesundheitsamt mit. So waren es 2007 22 Erkankungen, im Jahr 2008 29 mit Borrelien Infizierte, 2010 27 Erkankungen und 2011 54. 2012 gibt es bisher nur drei gemeldete Borreliose-Erkankungen.
Dr. Eugenie Kontzog, Amtsleiterin des Gesundheitsamtes, rät aber zur Vorsicht bei der Interpretation der Zahlen. Immerhin sei die Meldepflicht für Borreliose erst 2005 für Sachsen-Anhalt eingeführt worden. Und es dauere immer seine Zeit, bis eine Verordnung umgesetzt werde, so Dr. Kontzog. Deshalb seien die Zahlen möglicherweise nicht vollständig.
Anzeichen für eine Infizierung mit Borrelien ist "der wandernde Ring", ein roter Rand um die Einstichstelle. Bei multiplen Stichen könne auch Fieber auftreten, warnt Prof. Dr. Harald Gollnick, Direktor der Uniklinik Dermatologie und Venerologie in Magdeburg.
Ein akutes Mittel gegen die Frühsommer-Meningitis gibt es übrigens nicht, der Arzt könne nur Symptome behandeln. "FSME ist eine Beobachtungskrankheit", erklärt Gollnick. Antibiotika würden, anders als bei Borreliose, gegen den Virus nicht helfen. Allerdings seien maximal nur fünf Prozent der Milben mit dem Virus infiziert.
Eine Impfung gegen FSME empfiehlt der Experte trotzdem - besonders bei Reisen in Risikogebiete wie Schwarzwald, Alpenvorland und Schlesien. Eine Grundimmunisierung sei nach zwei zeitig aufeinanderfolgenden Impfungen erreicht. Eine Auffrischung sei erst frühstens nach fünf Jahren nötig. Die Börde gehöre übrigens nicht zu den Zecken-Risikogebieten. Prof. Dr. Gollnick gibt zu bedenken: "Ein Risiko lässt sich aber nicht völlig ausschließen." Überhaupt gebe es in den letzten Jahren einen leicht vermehrten Anstieg von Zecken. "Die Ursachen dafür sind allerdings nicht klar", sagt Gollnick. Allein mit der Witterung hänge dies nicht zusammen. Der Anstieg sei unter anderem auch von den Änderungen der Kultivierung, Landschaft und Agrarwirtschaft abhängig. "Das sind aber alles nur Spekulationen", betont der Direktor.
Für den Landkreis Börde würden allerdings keine Untersuchungsergebnisse über das gehäufte Auftreten von Zecken in einem bestimmten Gebiet vorliegen, so Dr. Eugenie Kontzog. Die Amtsleiterin verweist gleichzeitig auf die Internetseite des Friedrich-Löffler-Instituts, auf der Informationen zu solchen Untersuchungen abgefragt werden können. Wer doch von einer Zecke gestochen wurde, sollte das Spinnentier möglichst schnell entfernen und die Einstichstelle beobachten, rät Gollnick. Ob die Milbe mit oder gegen den Uhrzeigersinn mit einer Zeckenzange entfernt wird, ist egal. Das Spinnentier sollte allerdings nicht mit Öl bestrichen werden - wie im Volksmund behauptet. "Die Zecke bekommt dann Atemprobleme und entleert ihren Darm", erklärt der Chefarzt der Dermatologie.
Und gerade dies muss vermieden werden: Im Darm der Zecke sitzen die Borrelien, die mit dem Würgeakt der Zecke an den Wirt übertragen werden. Die FSME-Viren überträgt die Zecke mit dem Speichel. Deshalb ist eine Infektion sofort nach dem Einstich möglich, Borreliose erst einige Stunden nach dem Stich. Umso schneller das Spinnentier folglich entfernt werde, desto unwahrscheinlicher sei eine Infektion. Gleizeitig räumt Prof. Dr. Gollnick mit einem weiteren Irrtum auf. Eine Zecke beiße nicht, sondern sie steche mit ihrem Rüssel in die Haut.
Um die Gefahr der Spinnentiere wissen auch die Mitarbeiter des Waldkindergartens in Satuelle. Die Mädchen und Jungen sind den ganzen Tag in der Natur, da bleibt es nicht aus, dass ein Kind von einer Zecke gestochen wird. Deshalb würden Eltern schon bei der Anmeldung über die Gefahr der Spinnentiere aufgeklärt, so Leiterin Cornelia Schmidt. "Wir empfehlen eine Impfung - dies ist aber kein Muss." Weiter müssten die Kinder auch im Sommer lange Hosen und festes Schuhwerk tragen. Die Leiterin betont: "Das ist Pflicht."