Grünenpolitikerinnen Steffi Lemke und Dorothea Frederking besuchen Biohof Michael Dihlmann in Busch Alternativen zur industriellen Tierhaltung
Die Bundestagsabgeordnete der Partei Bündnis 90/Die Grünen Steffi Lemke und die Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking besuchten am Sonnabend den Biohof Michael Dihlmann in Busch. Dort informierten sich die beiden Politikerinnen unter anderem über funktionierende Alternativen zur Massentierhaltung.
Busch l Industrielle Tierhaltung in der Landwirtschaft gerät gesellschaftlich immer mehr in die Kritik. Die Ausbreitung krankmachender Keime, zunehmende Antibiotikaresistenz, ethische Aspekte der Tierhaltung, der Klima- und Umweltschutz und anderes mehr spielen in der Diskussion eine Rolle. Die Partei Bündnis 90/Die Grünen fordert seit langem ein Umsteuern in der Agrarpolitik - weg von konventionellen und hin zu einer artgerechten Tierhaltung. Im Vorfeld der Kommunal- und Europawahl am 25. Mai haben auch die Grünen in Sachsen-Anhalt zu Diskussionsveranstaltungen zu dieser Thematik eingeladen. Vor diesem Hintergrund fand am Sonnabend auch der Besuch von Steffi Lemke und Dorothea Frederking auf dem Bioland-Hof der Familie Dihlmann in Busch statt. Die beiden Politikerinnen wurden von einigen der Grünen-Kommunalwahlkandidaten im Landkreis Stendal begleitet - von Hans-Joachim Vollmer (Königsmark), Maik Kolloch (Stendal) und Norbert Krebber (Wahrenberg/Gemeinde Aland).
Konzept für Betrieb überzeugte Treuhand
Der Geschäftsführer des Familienbetriebes, Michael Dihlmann, sowie sein Vater Günter nebst Ehefrau Edelgard begrüßten die Gäste. Michael Dihlmann stellte den breit aufgestellten Familienbetrieb vor. Er selbst bewirtschaftet 400 Hektar Fläche; zum Betrieb seines Bruders Jörg gehören 300 Hektar und zu dem des jüngsten der drei Dihlmann-Brüder derzeit 100 Hektar. Den Hof in Busch hatte die aus Baden-Württemberg stammende Familie Dihlmann im Dezember 1996 von der damaligen Treuhand erworben. Die Landwirte haben seinerzeit mit ihrem vorgelegten Bio-Konzept für den Betrieb offenbar überzeugt.
Die Bio-Getreideproduktion bildet das Haupt-Standbein des Betriebes von Michael Dihlmann. Aber auch die Schweinehaltung habe sich zu einem zwar kleinen, aber verlässlichen Erwerbszweig entwickelt. "Dieses Zubrot stellt aus meiner Sicht den schönsten Teil unseres Erwerbs dar", sagte Michael Dihlmann. Zum Hof gehört auch eine eigene Schlachterei und die Vermarktung der Produkte erfolgt vor allem im eigenen Hofladen. "Erfreulicherweise sind wir in der Region mittlerweile so bekannt, dass wir eine verlässliche regionale Kundschaft haben", berichtete Dihlmann weiter. Der Handel werde nicht beliefert.
Grüne wollen regionale Produkte kennzeichnen
Wie sich die Gäste beim Rundgang überzeugen konnten, wird auf dem Bioland-Hof Dihlmann artgerechte Tierhaltung praktiziert. Die Schweine leben gesellig in Gruppen und verfügen über viel Auslauf - sowohl in den Ställen als auch draußen. Vom Gegenteil dieser kleinbäuerlichen und artgerechten Tierhaltung hatte sich die Politikerdelegation zuvor einen optischen Eindruck verschafft. Sie legte einen kurzen Zwischenstopp in Wasmerslage ein, wo die bestehende Großschweinemastanlage noch erheblich erweitert werden soll.
Wie Lemke und Frederking Familie Dihlmann berichteten, planen die Grünen auf Ebene der EU die Einführung einer Kennzeichnung für regional erzeugte Produkte, damit die Verbraucher selbst die Möglichkeit haben, gezielt Produkte aus ihrer Region im Handel zu erwerben und so die Wertschöpfung vor Ort zu fördern.
Dihlmann meinte, dass dies für seinen Betrieb nicht von Belang wäre, da er den Handel nicht beliefere, sondern nur auf eigene Vermarktung setze. Eine Stärkung der Direktvermarktung, so die Politikerinnen, gehöre ebenfalls seit langem zu den politischen Grundforderungen der Grünen.
Steigende Grundstückspreise
Die Forderung nach einer besseren Landwirtschaft für Verbraucher, Tiere und Umwelt werde von einer großen Mehrheit der Bevölkerung vertreten. Um auf dem Weg spürbar voranzukommen, so Frederking und Lemke, sei die Diskussion mit allen Beteiligten zu führen - mit den Bauern, dem Handel und nicht zuletzt mit den Verbrauchern selbst. Bei vielen Menschen müsse sich noch die Einsicht durchsetzen, dass hochwertige Nahrungsmittel eben auch ihren Preis hätten.
Ein kritisch beleuchtetes Thema war am Rande des Besuchs in Busch auch das Problem der stetig steigenden Grundstückspreise und die Bodenspekulation.