Feierliche Verlegung vor dem ehemaligen Haus der jüdischen Familie Rosenstein Stolpersteine sollen erinnern und mahnen
Zwei messingfarben glänzende Stolpersteine im Gehweg vor dem Haus Friedensstraße 35 erinnern seit gestern in Arendsee an die jüdischen Brüder Rosenstein. Sie kamen 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben. Initiator der Gedenk-aktion ist Heinz Uwe Schlage.
Arendsee l "Mein Herz ist voll von Dankbarkeit und großer Hoffnung für die Zukunft", heißt es in einem Brief, den die 80-jährige Bronislawa Rosenstein, Witwe von Tulio Rosenstein - Neffe von Julius und Siegmund Rosenstein, zu deren Gedenken die Stolpersteine in Arendsee gesetzt wurden. Die jüdische Familie hatte in ihrem Geschäftshaus an der Friedensstraße Nummer 35 gelebt und war 1942 durch die Nationalsozialisten ins KZ Theresienstadt deportiert worden. 1943 kamen sie dort 73- beziehungsweise 83-jährig um.
Aus dem Brief der in Verona lebenden Jüdin las Theodor Humeniuk vor, 17-jähriger Enkel von Heinz Uwe Schlage aus Arendsee, dem Initiator der Stolpersteinaktion in Arendsee. "Ich habe Bronislawa Rosenstein vor einem Jahr persönlich kennen gelernt und ihr von unserem Vorhaben erzählt". informierte er gestern Nachmittag bei der Verlegung der beiden messingfarben glänzenden Steine mit Gravur. Sie sei sehr beeindruckt gewesen und habe in ihrem Brief an die bedrohliche Zeit der Soldatentritte auf dem Pflaster und der nach den Deportationen und Ermordungen jüdischer Mitmenschen herrschende Stille erinnert.
"Auch ich danke allen Spendern, die die Steinlegung möglich machten", sagte Schlage. Sein Dank ging auch an die Mitinitiatorin Adelheid Scheller und den Chronisten Eckehard Schwarz, der Geschichtsdaten aufarbeitete. Im Rosensteinhaus, der heutigen Polizeistation, hängt ein Erinnerungsbild an die jüdische Familie, die das Haus nach der Wende wieder in Besitz nehmen konnte.
Zum Verlegen der Stolpersteine hatte Schlage den europaweit bekannten Künstler Gunter Demnig aus Köln engagiert, der inzwischen in 857 Städten Deutschlands Stolpersteine gelegt hat. In Arendsee hatte er Unterstützung beim Aufbrechen des Pflasters, dem Einfügen und Einzementieren der Steine durch Uwe Niemtschke und Ralf Tröster vom Wirtschaftshof.
"Es ist eine gute Sache, auf diese Weise über die Geschichte zu stolpern", erklärte Vizebürgermeister und Bauamtsleiter Gert Reckling. Denn dieser Teil deutscher Geschichte müsse warnende Mahnung bleiben, damit er sich niemals wiederhole. Irmela Güde, die ebenso wie weitere interessierte Einwohner zugegen war, meinte nachdenklich: "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das Grauen kroch."
Uwe Schlage hatte 2010 nach dem Besuch bei seinem Sohn Stephan in Berlin die Idee zu den Stolpersteinen in Arendsee. Im März 2012 stellte er sein Vorhaben im Sozialausschuss vor. Nach der Zustimmung im Stadtrat rief er zum Spenden auf.