Asylbewerber in verschimmelter Wohnung "Das Ganze ist eine große Frechheit"
Sükriye Umere und ihr Sohn Mohammed leben in einer verschimmelten
Wohnung. In den vergangenen acht Monaten hat sich der Pilz mehr und mehr
ausgebreitet. Der Vermieter schaut untätig zu, die Kreisverwaltung
verspricht Hilfe.
Salzwedel l Eigentlich fühlen sich Sükriye Umere und ihr Sohn Mohammed sehr wohl in Salzwedel. "Die Stadt ist schön, die Menschen sind uns sehr offen begegnet", sagt die 37-jährige Syrerin. Vor knapp einem Jahr ist sie mit ihrem Sohn als Asylbewerberin in die Hansestadt gekommen. Beide kamen zunächst bei Verwandten unter. Nachdem sie für zwei Monate nach Halberstadt umziehen mussten, bekamen sie die Nachricht, dass an der Uelzener Straße eine Wohnung für sie frei sei.
Was auf den ersten Blick ein Grund zur Freude für Mutter und Sohn war, entpuppte sich nach kurzer Zeit als zweischneidiges Schwert. "In der Wohnung hat sich der Schimmel ausgebreitet. Vor acht Monaten, als wir eingezogen sind, war nur ein kleiner Fleck zu sehen. Nun ist er überall", berichtet Mohammed Umere.
"Wenn ich 30 Minuten in der Wohnung bin, fühle ich mich krank."
Der 16-Jährige besucht die 7. Klasse der Comeniusschule. Noten bekommt er noch nicht, lernt dort vor allem die deutsche Sprache. In dem Salzwedeler Fabian Schneider hat der gläubige Moslem einen Freund gefunden. Schneider hilft der kleinen Familie bei Behördengängen. Er war es auch, der sich mit dem Schimmelproblem an die Volksstimme wandte. "Wenn ich 30 Minuten in der Wohnung bin, fühle ich mich krank. So kann es nicht weiter gehen", erklärt Fabian Schneider. Mehrmals hat die Familie bereits Kontakt mit dem Vermieter der Wohnung, der Firma Immo Concept GmbH, aufgenommen. Erfolglos.
"Sie haben lediglich gesagt bekommen, dass sie 500 Euro an den Vermieter zahlen sollten. Dann würde der Schimmel entfernt. Das Ganze ist eine große Frechheit", sagt Fabian Schneider.
Beim Altmarkkreis Salzwedel, der für die Unterbringung von Asylbewerbern 3,50 Euro an Immo Concept zahlt, war man vom Schimmelproblem der Umeres überrascht. Wie Kreissprecherin Birgit Eurich auf Nachfrage bestätigte, sei erst vor kurzem eine Begehung des ehemaligen Feierabendheimes "Clara Zetkin" erfolgt. Die Wohnung von Sükriye Umere sei aber nicht begutachtet worden. "Wir werden uns schnellstmöglich mit dem Immobilien-Verwalter in Verbindung setzen und Sanierungsarbeiten einleiten", so Birgit Eurich.
Das Wohnen in einer mit Schimmel befallenen Wohnung kann zu allergischen Reaktionen wie Hautausschlag, Husten oder tränenden Augen führen. Sükriye Umere zeigt derartige Symptome, hat vor allem Atembeschwerden.
"Wenn eine Pilzquelle da ist, muss sie aus gesundheitsschutzrechtlichen Gründen beseitigt werden", macht Christian Paschke, Gesundheitsaufseher beim Kreisgesundheitsamt, deutlich.
In den Wohnungen von Immo Concept war es schon mehrfach zu Problemen mit Schimmelbildung gekommen (Volksstimme berichtete). Die Mitarbeiterin im Salzwedeler Büro des Unternehmens war für eine Stellungnahme mehrfach nicht zu erreichen.