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Böttcher- und Küferausstellung im Freilichtmuseum Diesdorf wird vorbereitet Riesenfass steht in der Hopfendarre

Von Anke Pelczarski 20.06.2015, 03:12

Die Böttcher- und Küferwerkstatt im Freilichtmuseum Diesdorf nimmt langsam Gestalt an. Der erste Teil soll am 19. Juli eröffnet werden.

Diesdorf l 5000 Liter passen in das riesige Fass, das Heinrich Gades aus Knesebeck gemeinsam mit Jörg Niefindt aus Schönewörde angefertigt hat. Und man kann sogar hineinsteigen. Jetzt ist es in der Fachwerk-Hopfendarre aus Wollenhagen angekommen, die auf dem Areal des Freilichtmuseums wieder aufgebaut worden ist.

"Das Fass ist aus Oregon Pine aus den Rocky Mountains", erzählt der Knesebecker. Das sei ein Nadelholz, bei dem die Jahresringe besonders dicht nebeneinander lägen. "Wenn man den Baum wachsen lässt, wird er bis zu 100 Meter hoch", beschreibt der 84-Jährige, der Böttcher- und Küfermeister ist.

Meisterstück zur Verfügung gestellt

Das Besondere daran sei, dass es nicht nachtrocknet. Die Füße seien in den Rumpf mit eingearbeitet, der auf Lagerkufen aufgelegt ist. Das Fass werde durch Reifen zusammengezogen. "Und man kann sogar ins Innere steigen. Dafür haben wir einen Eingang geschaffen", plaudert Heinrich Gades.

Sein Meisterstück, im Jahr 1954 entstanden, hat er ebenfalls wie dazugehörige Zeichnungen zur Verfügung gestellt. Von dieser Art, weiß er, gebe es nicht viele Fässer. "Es ist ziemlich aufwändig, sie zu machen. Das geht nicht ohne exakte Berechnung", beschreibt der 84-Jährige und fügt hinzu: "Da kam Handwerksstolz auf, als ich es fertig hatte." Wenn man nicht stolz auf das Geschaffene sei, dann sei es meist Plunder, merkt er an.

Im Küferhandwerk gebe es übrigens mehr als 70 verschiedene Ovale, die auf vier verschiedenen Grundrissen beruhen. Man müsse schon gut in Geometrie und Mathematik sein, um alles genau berechnen zu können. "In Frankreich hat man kapiert, dass Rotwein ohne Holzfässer nicht reifen kann. In Deutschland kommt man jetzt auch dahinter. Aber es gibt keinen mehr, der die Fässer herstellen kann", hat Heinrich Gades beobachtet. Die Winzer würden ihre alten Fässer bewusst pflegen, weil sie um deren Wert wissen.

Für ihn ist es eine besondere Freude, dass die Erinnerungen an das Handwerk im Freilichtmuseum Diesdorf weiterleben werden. Und er arbeitet fleißig an weiteren Ausstellungsstücken. Fassschränke mit dem Knesebecker Wappen und dem Wappen des Altmarkkreises sind bereits entstanden.

Museumsleiter Friedhelm Heinecke beobachtet interessiert, wie die Ausstellung immer mehr Gestalt annimmt. "Das, was Herr Gades hier zur Verfügung stellt, ist identifikationsstiftend", meint er. Zumal die Altmark auch eine fass-reiche Geschichte hat. Da war die Weinkellerei in Klötze, für die der Vater von Heinrich Gades einst die Fässer gefertigt hat. Für Brauereien in Gardelegen und Salzwedel seien Bierfässer benötigt worden. Und auch das Salz sei in Fässern ausgeliefert worden.

"Solange ich lebe, werde ich hier an der Ausstellung weiterarbeiten", verspricht Heinrich Gades, der sich über die Unterstützung beim Arbeiten durch Jörg Niefindt freut. "In meiner Freizeit helfe ich Herrn Gades. Ich habe schon einiges gelernt", erzählt der Schönewörder, der eigentlich Landwirtschaftstechniker ist und derzeit in der Qualitätssicherung in einer deutschen Autofirma arbeitet.

Bis zur Eröffnung des ersten Ausstellungsteils am 19. Juli ist noch einiges zu tun. Heinrich Gades freut sich darauf und darüber, dass in Diesdorf das Wissen über das Böttcher- und Küferhandwerk weiterleben wird.