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Landkreis und Kassenärztliche Vereinigung wollen kooperieren Westliche Altmark braucht dringend Haus- und Fachärzte

Von Uta Elste 27.06.2012, 05:14

Die westliche Altmark braucht Haus- und Fachärzte. Altmarkkreis Salzwedel und Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt schlossen gestern eine Kooperationsvereinbarung, um Mediziner in die Region zu holen.

Salzwedel l Die Zahl der Hausärzte ist mit derzeit 52 in der westlichen Altmark in den zurückliegenden Jahren im wesentlichen konstant geblieben. Die Gesamtbevölkerung hat zwar abgenommen, jedoch der Anteil der Menschen, die 50Jahre und älter sind, ist dagegen gestiegen. "Bis 2025 brauchen wir 25 neue Hausärzte", sagt Dr. Burkhard John, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts (KVSA). Damit die auch dorthinkommen, wo sie benötigt werden, wollen KVSA und der Altmarkkreis künftig kooperieren. Landrat Michael Ziche und Burkhard John unterzeichneten gestern eine entsprechende Vereinbarung.

Ein Bürgermeister aus der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf habe angeregt, im kommunalen Bereich bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich Hausärzte niederlassen, berichtete Ziche. Denn die aktuelle Situation sei besorgniserregend. Der Versorgungsgrad mit Hausärzten sei in der Altmark besonders niedrig, in der westlichen Region liege er bei 75 Prozent. Die Ärzte selber seien bereits älter, jedoch hochbelastet.

Da jedoch die KVSA nicht mit allen Kommunen Kooperationsvereinbarungen abschließen könne, fungiere nunmehr der Landkreis als unmittelbarer Ansprechpartner. Die Vereinbarung mit dem Altmarkkreis sei die erste in Sachsen-Anhalt, so der KVSA-Vorsitzende.

Burkhard John setzt für die Beseitigung des Mangels vor allem auf die Absolventen der medizinischen Fakultäten der Universitäten in Magdeburg und Halle: "Davon müssen so viele wie möglich hier bleiben." Und nach Möglichkeit müsse man die jungen Leute bereits während des Studiums für die ländlichen Regionen interessieren.

John weiß allerdings auch, dass die Niederlassung mit einer eigenen Hausarztpraxis eine hohe Schwelle bedeutet. Das Modell Filialpraxis, die von der KV betrieben werden und in denen Ärzte entweder auf Honorarbasis oder als Angestellte arbeiten, komme bei den jungen Leuten sehr gut an. Derartige Filialpraxen gebe es in der westlichen Altmark bislang in Kalbe und Letzlingen.

In der Region solle zunächst eine Datenbank aufgebaut werden, in der potenzielle Interessenten vorhandene Angebote finden können, sagt Landrat Ziche. Hohe Investitionskosten wirken abschreckend, möglich sei beispielsweise die mietkostenfreie Nutzung von gemeindeeigenen Liegenschaften. Für die Patienten könne er sich einen Patienten-Rufbus vorstellen, nennt Ziche eine weitere Idee.

Voraussetzung sei allerdings eine vernünftige Bedarfsplanung. "Durch die Gemeindegebietsreform haben sich zentrale Orte verändert. Wir müssen wissen, wo Bedarf besteht und wo wir was ansiedeln wollen", sagt Ziche. Natürlich würde er auch mit der speziellen Kombination aus ländlichem Charme und der Lage "mittendrin", der Möglichkeit, in kurzer Zeit Berlin, Hamburg oder Braunschweig zu erreichen, werben, fügte der Landrat hinzu.

Und das nicht nur bei künftigen Haus-, sondern auch bei ebenso dringend benötigten Fachärzten. Deren künftigen Bedarf in der Region bezifferte Burkhard John auf etwa 22, angesichts der älter werdenden Bevölkerung vor allem Augenärzte und Urologen.

Alle Beteiligten sehen die Kooperationsvereinbarung als ersten Schritt. Künftig solle es regelmäßige Treffen geben, in deren Rahmen Ideen für die Anwerbung von Hausärzten erörtert werden sollen.