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Erste Bestandsaufnahme nach der gescheiterten Verschmelzung von Grünen und Roten Lässt sich die Tür zur Fusion wieder öffnen?

Von Ulrich Meinhard 19.03.2013, 02:17

Die einen sind seit ewigen Zeiten die Roten (SSV), die anderen die Grünen (SSC). Trotzdem sollten die beiden großen Schönebecker Sportvereine fusionieren. Doch beim SSC kam die nötige Mehrheit nicht zustande: erste Bestandsaufnahme nach der geplatzten Fusion.

Schönebeck l "Wenn wir heute dagegen stimmen, machen wir für ewig die Tür zu." Es waren deutliche Worte, die der Präsident des SSV, Frank Rüchardt, am Freitag kurz vor der Abstimmung über die Fusion mit dem SSC fand. Die Delegierten des SSV votierten dann mit großer und ausreichender Mehrheit für den Zusammenschluss (Volksstimme berichtete). Nur eine halbe Stunde später ging die Abstimmung beim SSC allerdings ganz klar am Ziel vorbei. SSC-Vorsitzender Frank Wedekind konnte die Seinen nicht in der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit auf eine Verschmelzung einschwören. Die Fusion ist geplatzt. Die Tür ist zu.

Inzwischen liegen erste Reaktionen vor. Erik Hunker, Abteilungsleiter Fußball des SSC, gratuliert den Delegierten des SSV für ihre Entscheidung. Das sei eine Entscheidung für einen starken Verein gewesen. "Meine Hochachtung." Ins Gericht geht er mit den eigenen Leuten: "46 Prozent haben sich gegen die Sponsoren, gegen die Entscheidung des Stadtrates, gegen die Landespolitik, gegen den Wunsch der Wirtschaft und gegen den Wunsch der Fördermittelgeber ausgesprochen", kritisiert der ehemalige Landrat.

Die Konsequenzen würden folgen und alle Abteilungen betreffen. Für die Weiterentwicklung der Sportstätten in Schönebeck sei das Nein durch den SSC eine katastrophale Entscheidung. "Der Schönebecker SC hat sich enorm selbst geschadet und damit auch Ansehen in der Öffentlichkeit verloren", argumentiert Hunker. Der SSC-Vorstand sei - trotz einer zweijährigen Vorbereitungszeit für die Fusion - gescheitert. "In der Politik würde man dies als gelungenes Misstrauensvotum bezeichnen", wählt der Schiedsrichter einen Vergleich. Er führt weiter aus: "Wer jetzt denkt, es bleibt alles beim gewohnten Gang, der irrt. Der Graben, der sich im Rahmen der Abstimmung zwischen Befürwortern und Gegnern der Fusion aufgemacht hat, wird sich nicht schließen. Die Folgen wird der SSC sehr schnell zu spüren bekommen."

Auf die Abteilung Fußball werde eine schwierige Zeit zukommen. "Die Fragen werden sein: Was können wir in Zukunft noch leisten? Wovon müssen wir uns trennen?" Hunker befürchtet, dass talentierte Nachwuchskicker zu den Vereinen wechseln werden, "wo sie eine Zukunft haben".

Sehr kritisch geht auch der ehemalige Schönebecker Stadtrat Wolfgang Meier mit den Leuten ins Gericht, die gegen die Fusion gestimmt haben. "Wir hätten jetzt die Chance gehabt, im Fußball eine leistungsstarke Mannschaft aufzubauen. Und Fußball ist schließlich ein Aushängeschild und kann das Image einer Stadt wesentlich beeinflussen."

Wolfgang Meier fordert vehement, dass die Angelegenheit nicht einfach so stehen gelassen wird. "Wir brauchen hier eine Volksabstimmung. Über eine solche Entscheidung dürfen nicht nur wenige entscheiden, es geht hier schließlich um die gesamte Stadt, ihren Ruf und ihre Zukunft", weitet der 57-Jährige das Blickfeld.

Und vor allem müsse sich auch die Stadt einbringen. "Es kann doch nicht sein, dass sich die Verwaltung völlig vor dieser Frage verschließt", äußert Meier sein Unverständnis. Früher habe er sich selbst als einen "Erzgrünen" gesehen - aber: "Wir haben andere Zeiten! Es geht um die Stadt, es geht um die Region", betont der Schönebecker, der seit Jahren in Holland arbeitet.

SSC-Vorsitzender Frank Wedekind muss erst einmal tief Luft holen beim Gedanken an den vergangenen Freitag. "Ich habe alles getan, was möglich war", schätzt er die Vorbereitungsarbeit ein. Ja, das Votum tue weh und gehöre in seiner 15-jährigen Arbeit als Vereinsvorsitzender ganz klar zu den Tiefen. Die Tür sieht Wedekind aber nicht auf Dauer als zugeschlagen. "Wir werden darüber im Vorstand sprechen. Ich kann das ja nicht allein entscheiden. Vielleicht bietet sich die Gelegenheit noch einmal. Aber ganz sicher nicht vor Jahresfrist."