Hochwasser: Stab will entscheiden, ob Einwohner von Ranies, Elbenau und Grünewalde zurück dürfen Wird Sperrgebiet heute aufgehoben?
Ranies/Elbenau/Grünewalde l Mindestens bis heute Vormittag sind Grünewalde, Elbenau und Ranies noch Sperrgebiet. Eine Entscheidung über die Aufhebung der Evakuierung treffen heute der Katastrophenstab und das LHW.
Sollte heute morgen durch die Fachleute des Landesbetriebs für Hochwasserschutz (LHW) in Abstimmung mit dem Katastrophenstab des Salzlandkreises die Entscheidung getroffen werden, dass Grünewalde, Elbenau und Ranies sicher sind und die Deiche keine Bedrohung mehr darstellen, liegt hinter den ostelbischen Einwohnern eine harte Zeit mit viel Hin und Her. Dennoch: So eine Situation lässt auch einen harten Mann plötzlich ganz weich werden.
Klaus Maser, Ortsbürgermeister von Ranies, ist am Ende. Mit der Kraft, mit den Nerven, mit allem. Dem erfahrenen und starken Mann, dem sonst nichts so schnell aus der Ruhe bringt, ist am Telefon an der Stimme anzumerken, wie schwach er im Moment ist. Klaus Maser ist ein Symbol für das kleine Ranies und steht für die vielen anderen Menschen in diesem Dorf am Deich.
"Ich war der Letzte, der in der Nacht zum Montag gegen 3 Uhr Ranies verlassen hat", berichtet Klaus Maser gestern der Volksstimme. Es spielen sich Szenen ab, die eigentlich kein Mensch jemals erleben möchte: Wie auf der Flucht bewegen sich die Menschen in nur eine Richtung: Raus!
Feuerwehr und Wachen halten die Stellung
Klaus Maser wird, wie er selbst sagt, "entmachtet". In diesen Tagen haben die letzten verbliebenen "Offiziellen" das Sagen. Es sind acht Feuerwehrleute und 16 ehemalige Deichwachen. Sie beobachten die Wasserentwicklung, den Deich und auch, dass sich keine dunklen Gestalten plündernd durch das Dorf schleichen.
"Ranies müsste damit vollständig evakuiert sein", so Klaus Maser. Einige Einwohner wählen den kurzen Weg über das Wehr Richtung Pretzien und lassen sich bei Friedrich Harwig registrieren. Der große Teil sammelt sich in der Auffangstelle in Eggersdorf, um dann von dort Freunde und Familie aufzusuchen, die Asyl gewähren.
Klaus Maser und seine Frau kommen in Könnern unter, weil dort ein Freund wohnt, der seine Hilfe angeboten hat. Doch für den Ortsbürgermeister ist das nicht der einzige Schicksalsschlag. Er muss sich weiter um seine pflegebedürftige Mutter kümmern. Zum gleichen Zeitpunkt wie die Evakuierung, kommt Masers Vater nach einer schweren Operation aus dem Krankenhaus.
Klaus Maser ist zwar Ortsbürgermeister, aber trotzdem auch nur ein Mensch. Er muss nun Prioritäten setzen. "Ich habe mich gestern in der Stadtverwaltung abgemeldet und mich freistellen lassen. Ich muss mich jetzt erstmal, wie viele andere auch, um meine persönlichen Dinge kümmern", sagt Maser den Tränen nahe.
Zurück nach Ostelbien: Für Verwirrung haben die unterschiedlichen Aussagen der Einsatzkräfte vor Ort gesorgt. "Mal hieß es, wir können raus, aber nicht wieder rein. Einen Passierschein hat keiner von uns bekommen, und oft konnten wir mit dem Personalausweis in unsere Orte", erklärt Thoralf Winkler aus Elbenau. Dort halten sich etwa 20 Prozent der Einwohner auf, schätzt der Elbenauer. "Es war schon ein bisschen gespenstisch. Aber die, die geblieben sind, sind auch näher zusammengerückt." Man hat sich mit Leuten unterhalten, die man sonst höchstens grüßt.
Um die konfuse Situation um die Eingangserlaubnis in die Orte zu klären, hat die Technische Einsatzleitung (TEL) der Stadt Schönebeck beim Katastrophenstab um eine klare Regelung gebeten. Die sah gestern so aus, dass der Personalausweis reiche, um in die eigene Wohnung zu kommen. Allerdings findet jede Fahrt in das Sperrgebiet auf eigene Gefahr statt.
Gestern um 16 Uhr hat sich der Katastrophenstab des Kreises mit dem der Landeshauptstadt Magdeburg verständigt, dass mindestens noch bis heute früh die Deiche zwischen Ranies und Randau beobachtet würden und das Gebiet der ostelbischen Dörfer Sperrgebiet bleibe, sagt Landrat Ulrich Gerstner auf Volksstimme-Nachfrage.
Zwischenzeitlich ist in Grünewalde der Strom abgestellt, aber die Einwohner protestieren, sie wollen weiter das Wasser aus ihren Häusern pumpen, erzählt Thoralf Winkler.
In Elbenau gibt es keine Probleme.