14 000 Besucher kommen zur Operette auf den Bierer Berg / Orchesterleitung will gegensteuern Gute Inszenierung - zu wenig Zuschauer
Eine musikalisch und schauspielerisch hochwertige Inszenierung, aber zu wenig Publikum. Die Geschäftsführung der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie (MKP) bilanziert den 17 Schönebecker Operettensommer.
Schönebeck l Rund 14 000 Zuschauer haben den Weg zu den 22 Aufführungen des 17. Schönebecker Operettensommers, bei dem Emmerich Kálmáns "Die Zirkusprinzessin" auf der Bühne zu sehen gewesen ist, gefunden. Eine stattliche Zahl. Doch Hans-Jörg Simon, Geschäftsführer der MKP, macht kein Geheimnis aus seiner Enttäuschung. "Die Zahlen sind weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben", sagt er. Schlimmer noch, sie liegen noch hinter denen aus dem ziemlich verregneten Vorjahr. Hier kamen rund 15 000 Gäste zur Operette. "1000 Leute weniger, das ist für uns eine Hausnummer", sagt Hans-Jörg Simon.
Bei den Machern des Musiktheaters hat die Ursachenfoschung begonnen. Freilichttheater bedeutet immer Wetterabhängigkeit. In diesem Jahr folgte nach dem Nass 2012 die an manchen Tagen kaum erträgliche Hitze. "Wir mussten keine der Vorstellungen unterbrechen. Aber bei 35 Grad Celsius zu spielen ist weder für das Publikum, noch für die Künstler angenehm." Hans-Jörg Simon hat weitere Wetter-Zahlen-Spiele parat - so regnete es zur Premiere der "Zirkusprinzessin" bei 13 Grad Celsius. Das Thermometer zeigte während der letzte Vorstellung 34 Grad Celsius. Doch immer nur aufs Wetter schieben wolle er die Zuschauerentwicklung nicht, so der MKP-Chef.
Es gibt aus den Reihen der Besucher leise Kritik: So würden gerade ältere Leute sagen, dass sie über drei Stunden auf den lehnenlosen Steinreihen nicht gut sitzen könnten. Die Kammerphilharmonie, so Simon, habe schon vor Jahren überlegt, Geld zu investieren und wenigsten einige Sitze altengerecht umzubauen. "Doch wir sind nicht der Eigentümer der Freilichtbühne, das ist die Stadt." Für die vier Wochen des Musiktheaters mobile Lösungen zu finden, sei mit den Angeboten an Leihlehnen jetzt erschöpft. "Alle anderen Aufbauten müssten Sicherheitsaspekten genügen."
Doch die Operettenmacher hinterfragen nicht nur den Rahmen. Es geht auch ans Programm. So wurden in diesem Jahr Zuschauermeinungen mittels eines Fragebogen gesammelt. Eine Auswertung hat es noch nicht gegeben. Doch der Trend, so Hans-Jörg Simon zeige, dass die Mehrzahl Operette wolle anstelle von möglicher Oper. "Ganz klar bei einem über viele Jahre eingefleischten Operettenpublikum." Das Orchester wolle aber nach der Auswertung prüfen, was rechtlich und technisch umsetzbar sei und die Rahmenbedingungen dafür abklopfen. Entschieden wird so, was 2014 auf dem Spielplan stehen könnte.
Auf keinen Fall ändern will Hans-Jörg Simon die Veranstaltungsdichte. "Sänger und Instrumentalisten fangen einen Monat vor dem Operettensommer an, gemeinsam intensiv in Schönebeck zu proben. Die fixen Kosten sind da, auch Bühne und Kostüme, da wird es nicht besser, wenn ich Veranstaltungen kürze."
Dieser Aufwand, so der Orchestermanager, müsse sich rentieren und breite Aufmerksamkeit erfahren. So hat er sich auf die Fahnen geschrieben, die Informationspolitik zu verbessern, um Leute zu erreichen - in diesem Jahr kam die Flut in die heiße Werbephase.
Bei allem Genannten, den Aufgaben für die Zukunft: Vergessen werden darf nicht, dass die Inszenierung 2013 eine äußerst gelungene war. "Das Ensemble hat sich bestens verkauft, und die Inszenierungen waren sehr stimmungsvoll. Alles hatte Charme und war von einer gewissen Heiterkeit durchzogen." Musikalisch habe sich die MKP unter ihrem ausgeschiedenen Chef GMD Christian Simonis als Operetten-Orchester bestens verkauft. "Das alles verstehen wir und wollen wir gern vielen vermitteln, um ihnen eine schöne Zeit zu machen."