Human-WG wird als Hospiz-ähnliche Wohnform an der Garbsener Straße offiziell eingeweiht Viel Lob für lobenswertes Projekt
Den Menschen, die sich in ihrer letzten Lebensphase befinden, eine Stimme geben und die Hand reichen - das wollen die Akteure, die die Human-WG in Schönebeck auf den Weg gebracht haben. Am Dienstag wurde diese besondere Wohnform, die in Sachsen-Anhalt einmalig ist, eingeweiht. Die ersten Bewohner ziehen am 7. April ein.
Schönebeck l Klaus Klang, Staatssekretär im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, bringt es auf den Punkt: "Es ist eine Mischung aus Beklommenheit und Freude." Denn einerseits ist das Thema Tod noch immer ein tabuisiertes. Keiner spricht gern darüber. Doch andererseits muss sich die alternde Gesellschaft damit beschäftigen - und dabei beweisen sich die Schönebecker Akteure als Vorreiter.
Gemeint sind die Mitglieder der Bürgerstiftung und deren Unterstützer. Denn sie haben eine Hospiz-ähnliche Wohnform in der Elbestadt geschaffen, die in ganz Sachsen-Anhalt einzigartig ist. Nicht umsonst spricht Sigrid Meyer, Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbau GmbH (SWB), von einem Modellcharakter für andere Städte und Landkreise.
Worum geht es? Die Städtische Wohnungsbau GmbH, die Bürgerstiftung Salzland und das Netzwerk Demenz haben in der Garbsener Straße 4 eine Wohngemeinschaft gegründet, in der Menschen ihren letzten Lebensabschnitt verbringen können. Human-WG lautet der Titel des Projektes. In dieser Wohngemeinschaft (WG) soll der Hospizgedanke zum Tragen kommen.
"Wir wollen Sterbebegleitung mit viel menschlicher Wärme bieten."
Sigrid Meyer, SWB-Geschäftsführerin
Konkret heißt das: Die SWB hat die Umbauarbeiten übernommen und ist für die Vermietung zuständig. Die Volkssolidarität übernimmt die 24 Stunden umfassende Pflege der Bewohner. Und die Grünen Damen, die bereits in Krankenhäusern und Pflegeheimen Patienten vor allem emotional unterstützen, sowie weitere Ehrenamtliche werden zum Großteil die humane Komponente übernehmen. Denn das Wort "Human" soll nicht nur im Namen vorherrschen.
"Wir wollen Sterbebegleitung mit viel menschlicher Wärme bieten", sagt Sigrid Meyer. Und das scheint den Akteuren gelungen zu sein. Für sie alle geht ein Projekt, an dem sie seit drei Jahren intensiv arbeiten, endlich in die nächste Phase, nämlich an die Umsetzung. Deshalb haben die Projektteilnehmer am Dienstagabend in die bunt gestaltete Human-WG geladen.
So nutzen neben Staatssekretär Klaus Klang am Dienstagabend zahlreiche Gäste die offizielle Einweihung der Human-WG, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen - darunter Landrat Markus Bauer, Oberbürgermeister Bert Knoblauch, CDU-Landtagsabgeordneter Gunnar Schellenberger, Bördeland-Pfarrer Thomas Lütgert, Dr. Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt und niedergelassener Arzt in Schönebeck, Vertreter der Salzlandsparkasse und und und. Sie alle sehen sich nach den offiziellen Worten in Ruhe die Human-WG an. Dabei fällt die farbliche Gestaltung jedem ins Auge. Ein Punkt, der den Initiatoren wichtig war, "denn es soll kein steriler Ort sein", sagt Sigrid Meyer. Nicht zu verachten ist auch der großzügige Zuschnitt. Neben Gemeinschaftsräumen und Pflegebad bietet der Flur Platz für Begegnungen, und die zehn Wohneinheiten - also der persönliche Rückzugsort - entsprechen in etwa jeweils einer Ein-Raum-Wohnung.
"Ich spreche Ihnen die Anerkennung der Landesregierung aus."
Klaus Klang, Staatssekretär
Die ersten zwei Bewohner, so Sigrid Meyer, werden am 7. April einziehen. Sie können trotz der bereits möblierten Zimmer eigene liebgewonnene Einrichtungsgegenstände mitbringen. Schließlich sollen sie sich in ihrer neuen Lebensumgebung wohlfühlen. Das ist ein Punkt, den Staatssekretär Klaus Klang lobt. Er ist bei der Einweihung grundsätzlich voll der positiven Worte. "In unserer Gesellschaft muss etwas passieren, Sie reagieren", sagt er an jene gerichtet, die die Human-WG in Schönebeck von der Idee bis zur Umsetzung auf den Weg gebracht haben. "Ich spreche Ihnen die Anerkennung der Landesregierung aus", sagt Klaus Klang und schließt sein Grußwort ab, indem er sich an Landrat und Oberbürgermeister richtet: "Sie können stolz sein."
Zufrieden zeigt sich am Dienstagabend auch Britta Duschek, Vorsitzende der Bürgerstiftung Salzland-Region Schönebeck, die maßgeblich an diesem Projekt beteiligt war. "Wir warten nicht, bis auf anderer Ebene etwas passiert, sondern wir reagieren auf die Bedürfnisse vor Ort", nennt sie das Credo der Stiftung. Diese Aussage unterstreicht sie zugleich mit einem Beispiel. Denn innerhalb der Stiftung soll mit der Eröffnung der Human-WG ebenso ein Human-Fonds gegründet werden. "Damit wollen wir finanzielle Mittel aufbringen für jene, die sich den Einzug in die Human-WG sonst nicht leisten könnten", erklärt sie. Ein Grundstock von 1200 Euro sei bereits gelegt. Wie Britta Duschek ausführt, stammt diese Summe von einem verstorbenen Schönebecker, der von Anfang an die Idee der Human-WG befürwortet hat, und deshalb für dieses Projekt 1200 Euro hinterlassen hat.