In Elbenau soll ein Naturfriedhof entstehen - Was halten die Volksstimme-Leser davon? Vorschlag für "Friede im Grünen": Die letzte Ruhe unter einem Baum finden
Die letzte Ruhe in der Natur - das ist das Angebot der FriedWald GmbH. Das Unternehmen will jetzt einen "grünen Friedhof" bei Elbenau einrichten. Stadt und Räte zeigen sich noch skeptisch.
Elbenau l Ein kleines Schild an einem Baum weist auf eine Grabstelle hin. In unmittelbarer Nähe ist eine Urne - es gibt nur ein Muster, das leicht vergänglich ist - versenkt. Kein Blumenschmuck, kein Stein, kein gut geharkter Weg. Rund herum Natur. "Naturbestattungen" bietet die FriedWald GmbH an. In rund 100 Forsten hat das Unternehmen bereits 23000 Bestattungen vorgenommen. In Ostdeutschland gibt es nur zwei FriedWald-Friedhöfe, im Dessau-Wörlitzer Gartenreich und im brandenburgischen Fürstenwalde. Ein weiterer soll jetzt zwischen Grünewalde und Elbenau entstehen. "Es gibt eine Anfrage von FriedWald, einen Friedhof in der Nähe des Nachtigallenstiegs in Richtung Grünewalde zu errichten", sagt Andrea Jacob vom Bereich Friedhofswesen der Stadtverwaltung.
Eben genannte Zahlen zeigen, dass es Nachfrage gibt. Ein Vorteil sei, so die Verwaltungsmitarbeiterin, dass man eine neue Bestattungsform ohne viel Aufwand anbieten könne. Im Dessau-Wörlitzer Gartenreich gibt es jährlich 100 Bestattungen. Für Schönebeck sind 50 avisiert.
Die Voraussetzungen sind gut. Die Landesforstbehörde verpachtet das Areal für 99 Jahre. FriedWald kümmert sich um das Marketing und die Kundensuche für die Naturbestattungen und führt die Verkaufsgespräche.
Doch in Deutschland ist alles geregelt - auch die letzte Ruhe. Denn in Sachsen-Anhalt, wie in Deutschland insgesamt, ist es nicht zulässig, einen Friedhof privat zu betreiben. "FriedWald hat deshalb eine offizielle Anfrage an die Stadt gestellt, die als Partner einsteigen soll", so Jacob. Die Kommune müsste sich darum kümmern, Genehmigungen für Bestattungen einzuholen, eine Satzung für den FriedWald-Friedhof zu erlassen, ein Baumkataster zu erheben, Abrechnungen und Buchungen vorzunehmen. Auch die Flächennutzungs- und Bebauungspläne müssten geändert und der neuen Bestimmung angepasst werden. "Das ist viel Aufwand für die Stadt." Dem Bürger sei das nicht zu vermitteln, dass man auf den eigenen Friedhöfen Flächen schließe, um dann bei einem Privaten als Partner einzusteigen.
Die Bedenken der Stadt gehen aber noch weiter. Das Rathaus habe keinerlei Einfluss auf die Preispolitik der Gesellschaft. So könne der Natur-Friedhof schnell eine Konkurrenz für die Stadt werden und für ungewollten Bestattungstourismus sorgen. Nicht zuletzt bleibt zu prüfen, ob der Wald im Hochwassergebiet liegt, wie Tiere davon abgehalten werden in den nicht umzäunten Areal Schaden anzurichten. Unklar ist auch, wie andere Waldnutzer auf die Ruhestädte reagieren.
Die Stadt hat den zeitweiligen Ausschuss für Friedhofswesen befragt. Dessen Mitglieder sahen sich während ihrer vergangenen Sitzung nicht im Stande, die Verwaltung zu weiteren Verhandlungen mit der FriedWald GmbH zu beauftragen. Zunächst sollen die Fraktionen informiert werden. In der nächsten Ausschusssitzung will man sich positionieren.