Alte Ziegelei in Westeregeln ist nun im Besitz eines technischen Denkmals Lok kommt schneller als vorher gedacht
Das Bau- und Industriedenkmal "Alte Ziegelei" in Westeregeln wurde am Freitag durch ein technisches Denkmal erweitert. Aus Baalberge bei Bernburg kam eine kleine Diesellok auf einem Tieflader auf den Kalkberg.
Westeregeln l Es glich einem logistischen Meisterwerk. Am Freitagmittag wurde es hektisch auf dem Gelände der alten Ziegelei in Westeregeln. Ein 30-Tonnen-Kran tuckerte in Schrittgeschwindigkeit den Kalkberg hinauf. Geladen hatte er eine alte Schmalspur-Diesellok. Es wurde rangiert, geschaut, ob alles passt und binnen weniger Minuten stand die kleine rote Lok auf den Schienen. Als Presse und Schaulustige auf dem Kalkberg ankamen, war das Schauspiel schon lange vorbei. "Es ging alles schneller, als gedacht. Aber da sind wir auch froh drüber", erklärt Hans-Jochen Oelgart. Ihm und Helmut Diederichs hat die Ziegelei die Lok zu verdanken
Lokomotive kommt aus Baalberge
Hans-Jochen Oelgart und Helmut Diederichs sind Ziegler durch und durch. "Wir haben in unserem Leben nichts weiter gemacht außer Ziegel und Klinker", erklärt Oelgart und Helmut Diederichs ergänzt: "Wir haben jeden Ziegel wie unser Kind behandelt"- es sprudelt regelrecht aus den beiden heraus, wenn sie sich an die Arbeit in der Ziegelei erinnern. In Westeregeln haben die beiden nicht gearbeitet, kennen die Ziegelei aber, als sie noch in Betrieb war. Sie sei damals ein Mini-Betrieb gewesen, wisssen die beiden Männer. "Die Ziegelei gehörte damals zum Kombinat Bau- und Grobkeramik Halle. Westeregeln war eine Betriebsabteilung des VEB Magdeburg. Wir arbeiteten in der Betriebsabteilung Königs-aue", erklärt Oelgart. Ebenfalls dazu gehörten Baalberge und Reuden. Aus Baalberge stammt die Lok, die nun in Westeregeln steht. "Die Ziegelei Baalberge wurde 1996 von der Wienerberger Ziegelindustrie gekauft", erklärt Hans-Jochen Oelgart. Zum 31. Mai diesen Jahres wurde die Ziegelei allerdings geschlossen. Alles wird abverkauft. Die Lok mit dem Baujahr 1977 hat bis 1991 in Baalberge gearbeitet, stand dann bis zum Freitag vor dem Verwaltungsgebäude. Oelgart und Diederichs kümmerten sich darum, dass sie nicht länger ihr Dasein schon teilweise zugewachsen in Baalberge fristet. Sie sollte einen schönen Platz bekommen, wo sie auch gewürdigt werden kann. Da kam Westeregeln ins Spiel. "Diese Art Lok ist zwar nie hier in Wester-egeln gefahren, aber es ist eine typische Lok, die in Ziegelein genutzt wurde", erklärt Hans-Jochen Oelgart. Sie ist ein Relikt der Zeit. Gebaut wurde sie in Rumänien. 45 PS stark ist die Unio-Lok des Typs LD-45N.
Tieflader und Kran wurden organisiert, Karl-Heinz Schreiber und ein paar andere Leute von Förderverein waren in Baalberge, um die Lok frei zuschneiden, und dann ging es für sie in Richtung Westeregeln.
Motor und Co. sind noch in der Lokomotive
Andreas Beaugrand, Vorsitzender der Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld, die Eigentümer der Alten Ziegelei in Westeregeln ist, konnte das Schauspiel "Lok-Transport" am Freitagmittag hautnah mitverfolgen. "Ich freue mich, dass wir nun auch ein technisches Denkmal hier auf dem Gelände haben. Wir machen damit Erinnerungen an die DDR-Zeiten haltbar", schwärmt Beaugrand über die Lok. Sie passe wunderbar auf den Kalkberg.
Die kleine Diesellok soll nun instand gesetzt werden. Man denkt auch darüber nach, ein Dach darüber zu errichten, damit sie nicht ständigen Witterungseinflüssen ausgeliefert ist. Fahrbereit ist die Schmalspurlok allerdings nicht. "Aber wer weiß, vielleicht schaffen wir das irgendwann auch noch", schmunzelt Andreas Beaugrand. Motor und Co. sind jedenfalls noch da.