Kulturhaus Tangerhütte "Welchen Tod will ich sterben?"
Mit seinem Bericht über ein Kultur(haus)konzept, wie es immer wieder gefordert worden war, warf Bürgermeister Andreas Brohm am Mittwoch im Tangerhütter Bauausschuss vor allem eine Frage auf: "Wollen wir die Kultur oder dieses Haus erhalten?"
Tangerhütte l Die Konzeption für das Tangerhütter Kulturhaus, das seit Jahren nur noch mit Auflagen betrieben werden darf und für das immense Investitionen in den Brandschutz, aber auch die Technik und die energetische Sanierung notwendig wären, sage dem Bürgermeister zufolge eines ganz klar: Wenn das Haus nicht mit vielen zentralisierten Angeboten, auch aus den umliegenden Gemeinden, gefüllt wird, dann lohne sich eine Sanierung nicht. So fasste es Andreas Brohm am Mittwoch im Bauausschuss zusammen.
Außerdem sei auch der Ist-Zustand der Veranstaltungen im Kulturhaus überdenkenswert. "Die Bude muss voll sein", so der Bürgermeister, doch das ist sie nur noch sehr selten. Deckungsbeiträge für Betriebskosten, Investitionen und Personal könnten durch Veranstaltungen im Haus nicht ausreichend erwirtschaftet werden. Er sagt mit Bezug auf das Kulturhaus, wie es jetzt läuft: "Wir verbrennen Geld!"
Gezielt arbeitete er sich in seinem Vortrag dorthin vor, wo er eine kulturelle und touristische Zukunft für die Einheitsgemeinde sieht: "Wir müssen Kultur neu denken und das Konzept für das Kulturhaus sagt uns auch: Fangt noch mal von vorne an. Wir halten uns sonst an einer Struktur auf, die vor 30 Jahren aktuell war."
Auch wenn es im Ausschuss Hinweise gab auf die Unterschriftensammlungen und den Bürgerwillen, das Haus zu erhalten, so erklärte der Bürgermeister doch: "Ein Umbau des Hauses bedeutet Investitionen in den Brandschutz, aber keine Veränderungen. Wir müssten auch in den nächsten Jahren viel Geld reinstecken."
Eine Berechtigung für umfangreiche Sanierungen im Kulturhaus gebe es aber nur, wenn Vereine, Museen, Volkshochschule und Ähnliches zentral an diesem Ort konzentriert werden könnten. Das sahen auch die Ausschussmitglieder sehr fraglich.
Vor dem Hintergrund, dass viele Dörfer ihre Gemeindehäuser und Veranstaltungen behalten wollen und dass es mehr als 20 Gebäude in der Einheitsgemeinde gebe, in denen sich Menschen treffen können, bat er darum, über neue Wege nachzudenken, Kultur und Tourismus stärker zu verbinden.
"Wir haben bereits eine Dachmarke Gartenträume", so verwies Brohm auf den Stadtpark und das Neue Schloss. "Wir können darüber Partner finden, die wir alleine nicht finden würden. Wir müssen Partner ins Boot holen und mehr Attraktivität nach außen schaffen."
Auch die europäische Gemeinschaftsinitiative Leader will er einbeziehen, spricht von einer Konzentration auf das Neue Schloss und die alten Gießereihallen in der Industriestraße. Dort könnte hinter denkmalgeschützten Fassaden ein Hallenneubau entstehen, der Tangerhüttern und Gästen die Möglichkeit zum Feiern bietet. "Das kostet alles Geld, aber das Kulturhaus eben auch."
Brohm sprach von Angeboten, die auch auf Senioren und Jugendliche eingehen. Sowohl Edith Braun (WG Lüderitz) als auch Gerhard Borstell (SPD) und Wolfgang März (Die Linke) appellierten aber daran, das Kulturhaus so lange weiter zu betreiben, bis es eine Alternative gebe.
"Es wird eine wilde und emotionsgeladene Diskussion geben", darüber ist sich Brohm im Klaren. Und doch muss sie geführt werden - auch und vor allem mit den Bürgern der Region. Mehrere Ausschussmitglieder bedankten sich bei Brohm für die "äußerst realistische Einschätzung", wie etwa Dieter Pasiciel (WG Altmark-Elbe) sagte. Auch er plädierte dafür, sich "von diesem Haus zu lösen". Von der Gefahr, sich zu verzetteln und von dem Anspruch, künftige Kulturkonzepte auch nachhaltig finanzieren zu können, sprach Brohm. Wir müssen uns doch fragen: "Welchen Tod will ich sterben? Das Haus zu erhalten oder die Kultur?"