Der Berliner Fotograf Ralf Herzig zeigt im TdA Bilder aus einem russischen Militärgefängnis "Meine Art zu überleben wäre gewesen, an diesem Ort nach Schönheit zu suchen"
Stendal. Warum zeigt uns Ralf Herzig die hoffnungslose Tristesse einer monströsen Lokalität in schönen Bildern ? Der Fotograf, der seit Donnerstag im Pausenfoyer des Theaters der Altmark eine in einem ehemaligen russischen Militärgefängnis in Weimar entstandene Fotoserie ausstellt, erklärt das so : " Ich stellte mir vor, dort eingesperrt zu sein. Meine Art zu überleben wäre gewesen, auch an diesem Ort nach Schönheit zu suchen. So habe ich ihn schönfotograÿ ert. "
Der Berliner Ralf Herzig, 1954 in Guben geboren, seit 1985 freiberu icher Fotograf und Künstler, ist Autor der ersten Ausstellung der neuen Reihe " The. m. a. – Theatre meets art " im Theater der Altmark. Dass gerade Herzig mit seiner Bilderfolge " Räume ohne Ausgang " am Beginn der Ausstellungsreihe steht, lag nahe. Stammen von ihm doch auch die in Sichtweite hängenden und im Spielzeitheft abgedruckten Porträts der Schauspieler des TdA. So lassen sich auf engem Raum im Pausenfoyer zwei sehr unterschiedliche Seiten des Fotokünstlers entdecken : Hier seine sehr persönliche, manchmal schmerzlich berührende Art, sich den Charakteren der Darsteller zu nähern – er weiß, dass nicht alle der Poträtierten über ihr Bild glücklich sind –, dort sein fast zärtliches Sich-einlassen auf einen Ort des Schreckens.
Die Gefängnisbilder sind bereits 1994 entstanden, als Herzig im Rahmen eines Projekts mit einer Künstlergruppe eine verlassene russische Kaserne in Weimar besuchte. Das dazugehörige kleine Gefängnis hatte ihn besonders berührt. So kehrte er noch einmal dahin zurück und verbrachte mehrere Tage in den Zellentrakten – allein mit seiner Kamera. Zu den anrührendsten Bildern gehören diejenigen, die in den Putz der Zellen gekratzte Sehnsüchte der Insassen nach Freiheit und Leben dokumentieren.
Das Gefängnis wurde inzwischen abgerissen. Wie es einmal aussah, " das ist nur hier in diesen Bildern bewahrt ", sagte TdA-Chefdramaturg Dr. Sascha Löschner zur Ausstellungseröffnung und rückte die Arbeit des Fotografen damit in die Nähe der Archäologie.
Die Bilder von Ralf Herzig sind bis voraussichtlich Mitte Dezember im Pausenfoyer zu sehen.