Philipp Schröder gewinnt mit einem Kurzfilm über den Zirkus Probst den Bürgermedienpreis 270 Sekunden über Multikulti im Zirkuszelt
Mit einem Kurzfilm, der einen Blick hinter die Kulissen des Zirkus Probst erlaubt, gewann Philipp Schröder, Auszubildender beim Offenen Kanal Stendal, den Rundfunkpreis für das Land Sachsen-Anhalt.
Stendal/Weimar l Eigentlich konnte sich Philipp Schröder aus Bismark nie vorstellen, ein Filmschaffender zu werden. Der 23-jährige Bismarker wollte vor drei Jahren lediglich ein Praktikum im Offenen Kanal "Stendaler Fernsehen" absolvieren, um die Zeit zum Studium zu überbrücken. Doch das Medium Film und Fernsehen hat ihn so sehr begeistert, dass er beim Offenen Kanal in Stendal eine Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton begonnen hat.
Dass das die richtige Entscheidung war, zeigte sich kürzlich bei der Verleihung des "Rundfunkpreises Mitteldeutschland 2012 - Bürgermedien Hörfunk und Fernsehen" in Weimar, bei der der junge Filmemacher mit einem nur 270 Sekunden langen Beitrag "Multikulti unterm Zirkuszelt" den Länderpreis für Sachsen-Anhalt in der Kategorie Fernsehen gewann. Der Kurzfilm zeigt das Leben und die harte Arbeit im Zirkus Probst und porträtiert das deutsch-rumänische Ehepaar Jessika und Valeriu Petrache, das sich im Zirkus kennengelernt und verliebt hat.
"Ich liebe das Leben im Zirkus und kann mir gar kein anderes vorstellen."
Jessika Petrache, Zirkusartistin
Jessika und Valeriu sitzen entspannt in ihrem Wohnwagen, der unterwegs ihr Haus ist. Sie erzählen davon, dass Jessika, eine Nichte des Zirkusgründers Rudolf Probst, schon in dem Zirkus mit Hauptsitz in Staßfurt geboren wurde und niemals ein anderes Leben kennengelernt hat. Valeriu dagegen kam als 16-jähriger Arbeiter in das Unternehmen Probst und lernte dort die erst 13-jährige Jessika kennen und lieben. Sie heirateten später und sind heute stolze Eltern zweier Töchter.
"Ich liebe das Leben im Zirkus und kann mir gar kein anderes vorstellen", erzählt Jessika im Film und schmiegt sich an ihren Mann. Auch das Leben im Wohnwagen sei mit keinerlei Qualitätsmängeln verbunden. "Wir haben alles wie in einem normalen Haus, auch eine Spülmaschine und sogar eine Badewanne." Auch ihr Leben mit einem rumänischen Mann war für die junge Artistin niemals problematisch. "In einem Zirkus treffen die verschiedensten Kulturen aufeinander und leben auf engstem Raum. Da lernt man, miteinander umzugehen und sich zu akzeptieren", erklärt Jessika Petrache.
Dieser Schmelztiegel der Kulturen, der für Außenstehende scheinbar reibungslos funktioniert, interessierte Philipp Schröder auf Anhieb. "Immer, wenn der Zirkus Probst gerade in Stendal gastiert, filmen wir vom Offenen Kanal eine Vorstellung. Auf diese Weise arbeiten wir seit Jahren mit dem Zirkus zusammen", erzählt der angehende Medienassistent. "Aber warum nicht mal einen Blick hinter die Kulissen werfen?" Schließlich wisse kein Zirkusbesucher, wie der Alltag in so einem Unternehmen aussieht.
"Das Leben im Zirkus ist bunt, aber auch mit harter Arbeit verbunden."
Filmemacher Philipp Schröder
So verbrachte der Azubi im zweiten Lehrjahr mehrere Nachmittage auf dem Gelände des Zirkus, der sein Lager auf dem Stendaler Schützenplatz aufgeschlagen hatte, und filmte mit seinem Tonassistenten Marvin Pöpel jedes Detail. Männer beim Aufbau des Zeltes, Tierpfleger bei der Arbeit, Artisten, die sich auf ihre Show vorbereiten, und natürlich öffneten sich für den Bismarker auch die Türen der Wohnwagen und erlaubten einen Einblick in die private Situation der Zirkusbewohner. Mehr als zwei Stunden Filmmaterial kamen so zusammen, die der Azubi in stundenlanger Arbeit auf nur viereinhalb Minuten zusammenschnitt.
Der entstandene Kurzfilm "Multikulti unterm Zirkuszelt" überzeugte die sechsköpfige Jury des Rundfunkmedienpreises Mitteldeutschland, die aus Vertretern der Medienlandschaft zusammengesetzt war. Sie sprach ihm den Landessieg zu, der mit einer Urkunde und einen Scheck über 500 Euro verbunden war.
Nicht nur der Jury und den Zuschauer hat es der kurze Film angetan, auch der junge Mann selbst war vom Zirkusleben beeindruckt. "Es war toll, hinter die Kulissen zu schauen und zu sehen, dass das Leben im Zirkus zwar bunt und fröhlich ist, aber auch mit sehr viel harter Arbeit verbunden ist", erzählt Philip Schröder.Er möchte in seiner Ausbildungszeit, die nunmehr noch ein Jahr dauert, noch viele dieser Erfahrungen machen und in kleinen Filmen verarbeiten.
Der Kurzfilm "Multikulti unterm Zirkuszelt" wird im Offenen Kanal Stendaler Fernsehen" ausgestrahlt.