Mehr als 100 Frosttage im Jahr, aber der Skilift im Zwölfmorgental steht still Sauerei: Wildschweine verwüsten Skihang
Die Mitglieder des Wernigeröder Skiklubs sind in diesem Winter vom Pech verfolgt. Wildschweine haben den Hang im Zwölfmorgental verwüstet. Der Lift bleibt wegen zu wenig Schnee geschlossen. Warum also den Hang nicht künstlich beschneien?
Wernigerode l Schock für die Mitglieder des Skiklubs Wernigerode 1911. Der Hang im Zwölfmorgental ist von einer Rotte Wildschweine heimgesucht worden. An mehreren Stellen wurden die Wiese großflächig aufgewühlt, Grasbüschel ausgerissen, bis zu 30Zentimeter hohe Erdhügel aufgetürmt. "Das ist das erste Mal, dass sich die Tiere bis auf den Hang gewagt haben", sagt Manfred Frintert vom Skiklub. Die Wiese sei nach den milden, regenreichen Tagen noch aufgeweicht gewesen. "Das hat die Wildschweine wohl angelockt."
Auch wenn es in den nächsten Tagen weiter schneit, der Skilift bleibt vorerst geschlossen. "Wir können es nicht verantworten, dass hier jemand mit Skiern oder Schlitten \'runterfährt", sagt Frintert. Das Verletzungrisiko sei zu hoch. "Zuerst müssen wir die aufgewühlten Stellen mit Hacken und Schaufeln ebnen - wieder ein paar Tage sinnloser Arbeit."
Sinnlos - denn der Winterspaß im Zwölfmorgental ist getrübt. In dieser Saison war der Skilift bisher nur einen Tag lang in Betrieb. Dann setzte vor einigen Wochen das Tauwetter ein. Im Jahr zuvor blieb die Anlage sogar den ganzen Winter über geschlossen.
"Zu wenig Schnee", klagt Manfred Frintert. Im Zwölfmorgental herrsche ein besonderes Mikroklima. Ab November "schaffe" es die Sonne nicht mehr über den Bergkamm. "Das Tal liegt den ganzen Winter über mehr oder weniger im Schatten." Und die Temperaturen seien deshalb niedriger als in der näheren Umgebung. Gleichzeitig würde es dort verhältnismäßig wenig schneien. Für die Skifreunde ein Fiasko. "Wir haben hier mehr als 100Frosttage im Jahr, wir haben den Hang, den Lift - aber wir können ihn nicht nutzen. Ja, wenn wir hier Kunstschnee hätten..."
Eine gar nicht so abwegige Idee, findet Manfred Frintert. Vor einigen Monaten hatten er und einige Freunde vom Skiklub bei einer Wasserwegewanderung rund ums Zwölfmorgental eine Quelle sowie einen Brunnen aus dem Jahr 1888 entdeckt und eine kühne Idee entwickelt (wir berichteten).
Der Mönchsbrunnen ist elf Meter tief und führt Wasser aus dem Gebirge. Ein Wasserhäuschen, das bis zu 400Kubikmeter Wasser anstauen kann, steht nur wenige Meter weiter. Bis 1972 sei Nöschenrode mit dem Wasser dieser Quelle versorgt worden. Danach wurden Wernigerode ans Trinkwassernetz angeschlossen und der Mönchsbrunnen stillgelegt.
"Nach wie vor fließen täglich bis zu 200Kubikmeter Wasser ungenutzt den Berg herunter", so Frintert. Dabei würde das Wasser aus dem Brunnen dafür reichen, den Skihang mit Schneekanonen zu beschneien. "Wir wollen unseren Mitgliedern, den Wernigerödern und den Touristen hier etwas bieten." Ein schneesicherer Abfahrtshang am Stadtrand - das würde Besucher aus nah und fern anlocken. "Hotels, Restaurants - ganz Wernigerode würde davon profitieren." Es sei "wirtschaftlicher Unsinn", diesen Plan nicht umzusetzen.
Mit den Mitgliedern des Harzklubs haben die Skifreunde erste Unterstützer gefunden. Die Stadtverwaltung habe sich bisher jedoch eher zurückhaltend gezeigt.
"Guten Ideen stehen wir immer aufgeschlossen gegenüber", so Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) auf Volksstimme-Nachfrage. "Die Zukunft der Wintersportanlagen im Zwölfmorgental mit all den Projekten, die im Moment im Gespräch sind, gehören dazu." Bei einem solchen Projekt, wie der Installation von Schneekanonen, sei aber eine fundierte Fachuntersuchung notwendig und ein klares Konzept, was das Betreiben und die Folgekosten angehe. Dies fehle im Moment, so Gaffert, der Manfred Frinterts Idee bisher nur aus der Zeitung kennt. "Gern stehen wir aber für weitergehende Gespräche zur Verfügung, so wie wir es in den Vorjahren mit dem Verein praktiziert haben", so der Rathauschef.