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Immer noch geschlossene Schneedecke im Hochharz / Volksstimme-Leser sorgen sich um Waldbewohner Rotwild hungert: Nationalpark verlängert Notzeit

Von Regina Urbat 11.04.2013, 03:15

Volksstimme-Leser sorgen sich um Rehe und Rotwild im Nationalpark Harz, wo das Füttern verboten und die Tiere auf den immer noch schneebedeckten Waldböden keine Nahrung finden. Entwarnung gibt die Parkverwaltung, sie hat im Schutzgebiet die Notzeit ausgerufen.

Wernigerode l Der Frühling ist nun endlich angebrochen. In den Hochlagen des Harzes herrscht aber noch der Winter. Schneebedeckte Waldböden erschweren den Wildtieren nach wie vor die Futtersuche. Um so mehr sorgen sich zwei Leser um Rehe, Schwarzkittel und Langohren, die allesamt im Nationalpark Harz leben. Dass in dem Schutzgebiet das Füttern verboten ist, "finde ich grausam", sagte Manfred Papner am Lesertelefon. Gerade in diesem langen und schneereichen Winter sei das Füttern mehr als angebracht.

Dass die Tiere im Wald jämmerlich verhungern, "soweit darf eine natürliche Auslese nicht gehen", sagte Hanna Selz. Sie wohnt am Stadtrand von Ilsenburg und habe in der Nähe ihres Hauses beobachtet, wie ein völlig entkräftetes Rotwild getötet werden musste. "Schießen darf man also im Nationalpark, aber füttern ist verboten", beklagte unsere Leserin.

"Es passiert schon in langen Wintern, dass Tiere ihn nicht überstehen", entgegnete Friedhart Knolle auf Volksstimme-Nachfrage. Nach Auffassung des Sprechers der Nationalparkverwaltung widersprechen Fütterungen, ob am eigenen Vogelhäuschen oder für Wildtiere, dem Natur- und Tierschutz. "Hier gilt der Grundsatz, dass sich nur gesunde und an die Bedingungen angepasste Arten durchsetzen dürfen. Das garantiert auf Dauer eine stabile und starke Population." Insofern sei für Friedhart Knolle "der Winter ein natürlicher Regulator für die Tierwelt".

Er habe Verständnis für die Sorgen der Tierfreunde, verwies jedoch darauf, dass man Wildtiere nicht mit Haustieren vergleichen dürfe.

"Wildtiere regulär zu füttern, ist sogar schädlich", betonte Friedhart Knolle. Deshalb sollte man "von Hund und Katz\' zu Hause keinesfalls auf die freie Natur schließen".

Doch ganz so schlimm, wie es vermutlich die beiden Tierfreunde aus Ilsenburg sehen, "ist es nicht", versicherte Sabine Mané. Sie ist im Harzer Schutzgebiet für Waldentwicklung und Wildbestandsregulierung verantwortlich. So wie in anderen Forstrevieren auch, habe man im Nationalpark wegen der klirrenden Kälte und geschlossenen Schneedecke in den Wäldern die sogenannte Notzeit ausgerufen.

"In dieser Zeit wird von unseren Mitarbeitern das Wild an bestimmten Stellen gefüttert", erläutert die Forstfachfrau. Dafür werde Heu verwendet, weil es der sonst üblichen Nahrung am ehesten entspricht. Mit der Fütterung in der Notzeit solle auch vermieden werden, dass Wildtiere auf angrenzende Gebiete ausweichen und dort Schäden anrichten.

"Verbiss an jungen Bäumchen im Vorgarten - das ist echt ärgerlich", sagte Sabine Mané, die selbst am Waldrand wohnt. In der Notzeit sei es übrigens Wanderern nach wie vor untersagt, Wildtiere im Nationalpark zu füttern. Vielfach werde angenommen, dass Äpfel, Brot oder andere Küchenabfälle geeignete Beigaben im Winter sind. "Dem ist überhaupt nicht so, vielmehr kann solches Futter Tierseuchen auslösen."

Wie lange die Notzeit gelte, stehe noch nicht fest. "Sie richtet sich nach der Schneeschmelze", sagte Sabine Mené und fügte hinzu, dass in solchen langen Wintern Ruhe das oberste Gebot für alle Waldbewohner sei. Das gelte selbst für die Beutefänger wie Luchse und Greifvögel, für die der Tisch im Wald immer reich gedeckt ist.

Wer sich für Fütterungen von Rehen, Rotwild und Damhirschen in der freien Natur begeistert, dem empfiehlt Friedhart Knolle den Besuch einer der Beobachtungsstationen im Nationalpark. Sie sind im niedersächsischen Teil des Harzes eingerichtet und befinden sich am Oderhaus (ganzjährig geöffnet) und am Molkenhaus (von Mai bis Oktober geöffnet) sowie an den Rabenklippen bei Bad Harzburg mit der Luchsstation (Fütterung immer mittwochs und sonnabends um 14.30 Uhr).

Regelmäßig werden zu den Beobachtungsstationen und zum Luchsgehege Führungen unter der Leitung eines Rangers angeboten. Informationen zu den Angeboten lesen Sie im Internet unter www.nationalpark-harz.de.