Kosten für Umbau nach oben korrigiert - statt 3,5 planen Stadt und Land mit 6 Millionen Euro Ein schwebendes Blatt soll Schierkes Eisstadion überdachen
Mit einem Knaller hat der Sonderausschuss für Schierke seine Arbeit aufgenommen. Zur konstituierenden Sitzung hat ein Berliner Architekt seine Vision vom Umbau des Schierker Natureisstadions präsentiert. Und klar gemacht: Für 3,5Millionen Euro lässt sich das Projekt nicht realisieren.
Wernigerode/Schierke l Vergangenheit und Zukunft sollen gestalterisch verschmelzen, Eislaufen soll als Naturerlebnis nicht in einer Halle, sondern mit freiem Blick in die Wälder möglich sein - das sind die Kernpunkte der Vision für den Umbau des Natureisstadions in Schierke.
Vorgestellt hat Lars Krückeberg die Pläne, die eine Berliner Architektengemeinschaft ausgearbeitet und sich damit um die Projektierung beworben hat. Das Büro liegt im Rennen um den Zuschlag weit vorn, eine Entscheidung fällt auf der Stadtratssitzung Mitte Juli. Erst dann, so Baudezernent Burkhard Rudo, werde am Entwurf weiter gefeilt. "Klar ist, dass wir den so nicht 1:1 umsetzen." Mit dem ersten Entwurf sollten die Architekten lediglich ihre Vision vom Umbau präsentieren.
Für viele der Mitglieder des Sonderausschusses Schierke, der am Montag erstmals tagte, war es die erste Chance, einen genauen Einblick in das Projekt zu erhalten. Im Zentrum des Bauvorhabens, das nach derzeitigem Stand in den Jahren 2014 und 2015 umgesetzt werden soll, steht dem Entwurf der Berliner zufolge ein Blatt.
Das stand Pate für das Konzept der Überdachung, erklärte Architekt Lars Krückeberg. Die gewölbte Gestaltung des Rahmens ermögliche den Eisläufern und Zuschauern einen nahezu unverbauten Blick auf die umliegenden Berghänge. Darüber hinaus soll das Dach mit einer Membran bespannt werden, die gleichzeitig vor Niederschlägen schützt und Sonnenlicht durchlässt. Die gesamte Konstruktion scheint zu schweben, da der Rahmen nur an zwei Punkten auf Fundamenten aufliegt.
Ministerium hat vier Millionen Euro Zuschuss signalisiert
Die Eislauffläche soll an drei Seiten von Wirtschaftsgebäuden umringt werden, deren Dächer begehbar sind. Auf der vierten Seite sollen die bestehende Natursteintribüne und der holzverschalte Turm saniert werden.
Im Ergebnis soll, so Lars Krückeberg, kein reines Eisstadion entstehen, sondern ein Veranstaltungsort, der unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten bietet. In der Präsentation des Stegreif-Entwurfs zeigte der gebürtige Hannoveraner das Stadion etwa als Platz für Fußball-Liveübertragungen, "denkbar sind natürlich auch Konzerte".
Den geschichtlichen Aspekt des Stadions zu bewahren, das unter Denkmalschutz steht, und gleichzeitig gestalterisch neue Wege zu gehen, bezeichnete Krückenberg als "schwierige Aufgabe". Ohnehin sei es ein "ambitioniertes Projekt", was den zeitlichen Druck, die landschaftlichen Unwägbarkeiten und das knappe Budget angehe. Und zumindest in der Kostenfrage verriet der Wahlberliner unverblümt: "Mit 3,5Millionen Euro kann es nicht realisiert werden." Er und seine drei Partner rechnen mit Kosten von rund sechsMillionen. "Das ist trotzdem kein Luxus-Budget." Und: "Das ist keine in den Raum geworfene Zahl, sondern ein realistischer Richtwert". Seine Partner arbeiten schon seit Längerem an Projekten mit ähnlichen Dachkonstruktionen und könnten den preislichen Rahmen daher ziemlich genau abstecken.
Ein Raunen ging durch die Reihen der Ausschussmitglieder. Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) versuchte, die Kritiker zu besänftigen. Nahezu alle Wettbewerbsbeiträge hätten den von der Verwaltung angedachten Kostenrahmen gesprengt. Es habe daher bereits Gespräche mit dem Bauministerium in Magdeburg gegeben. Mit "klaren Signalen", dass sich das Land zu zwei Dritteln an den Kosten beteiligen werde. Für die Stadt bliebe ein Eigenanteil von zweiMillionen Euro zu stemmen.
In der Diskussion zeigten sich alle Ausschussmitglieder begeistert von der Gestaltung des Stadions. Kritisch wurde hingegen die Kostenfrage aufgenommen. So von Linke-Stadtrat Wilfried Pöhlert, der zudem vor den "versteckten Nebenkosten", durch Gutachten und Planungshonorare, warnte. Die detailliert vorgestellten Planungen stießen bei Siegfried Siegel (SPD) sauer auf. Er forderte, dass sich Politik und Verwaltung erst auf einen exakten Kostenrahmen mit Blick auf die Investition und den Betrieb einigen, bevor weitere Schritte getan werden.