Schierke-Arena Eisstadion bei Experten umstritten
6,7 Millionen Euro für ein Eisstadion in Schierke - Investition in die
Zukunft oder Verschwendung von Steuergeld? Die Harzer Volksstimme hat
Hoteliers, Tourismus-Experten und den ehemaligen Betreiber des
Natureisstadions um ihre Meinung zur Schierke-Arena gebeten.
Wernigerode/Schierke/Braunlage l Braucht Schierke ein überdachtes Eisstadion? Mit dieser Frage beschäftigen sich derzeit Wernigerodes Stadtpolitiker. Am 20. Mai sollen sie entscheiden, ob das Millionen-Projekt realisiert wird. Die Volksstimme hat einen Sportmarketing-Experten, einen Tourismus-Manager, einen ehemaligen Eisstadion-Betreiber und Hoteliers gefragt: Wird die 6,7 Millionen-Euro-Investition den erhofften Effekt haben und den Brockenort aus dem Winterschlaf reißen?
Detlef Kaczmarek vermarktet den Bad Harzburger Sportpark. Dem Experten zufolge liegt Schlittschuhlaufen durchaus noch im Trend. "Auch wir bauen von November bis Februar eine Freieisbahn auf. Die Nachfrage ist auf jeden Fall da." Herausstechen würde die Schierke-Arena durch die Sommernutzung. "Damit wäre es eine wichtige Location für den Harz. Eine Kombination aus Eisstadion und Veranstaltungsstätte gibt es noch nicht."
Der Stadtmarketing-Mitarbeiter hält die Schierke-Arena aufgrund ihrer Nähe zum Braunlager Eisstadion dennoch nicht für sinnvoll. So sieht er Parallelen zu den vielen Erlebnis- und Heilbädern im Ost- und Westharz, die sich gegenseitig die Gäste wegnehmen.
"Wir sind ein Harz und müssen uns fragen, was für die gesamte Region sinnvoll ist", sagt er gegenüber der Volksstimme. Er würde sich einen intensiveren Austausch wünschen, um beispielsweise die Planung einer Skischaukel zwischen Braunlage und Schierke voranzutreiben. Beim Eisstadion wurde diese Chance verpasst, Kaczmarek: "Meines Wissens hat es bis heute keinerlei Abstimmung mit den Betreibern in Braunlage gegeben."
Das bestätigt Christian Klamt, Chef der Braunlage Tourismus GmbH, die das dortige Eisstadion betreibt. "Wir sind bislang nicht kontaktiert worden. Fairerweise muss ich sagen, dass auch wir nicht in Wernigerode angeklopft haben", so Klamt. "Ich hätte erwartet, dass man in Wernigerode auf die Idee kommt, uns anzusprechen - um es freundlich zu formulieren."
Laut Andreas Meling von der Wernigeröder Stadtverwaltung habe es ein Gespräch zwischen Klamt und der Wernigeröder Tourismus-Chefin Erdmute Clemens gegeben. Christian Klamt erinnert sich: "Das war ganz kurz am Rande einer Sitzung des Harzer Tourismus Verbandes und ist sehr lange her. Damals existierten noch keine Pläne. Abgestimmt haben wir uns nicht."
Drei Jahre lang hat Andreas Willgeroth das Natureisstadion in Schierke betrieben. "Eine Investition ist unumgänglich", sagt er. "Aber in dieser Größenordnung?" Seiner Meinung nach sollte das Dach gestrichen werden. Nach starkem Schneefall habe er sich damals zwar von Zeit zu Zeit eine Überdachung gewünscht. "Ob für die Sommernutzung ein so riesiges Dach benötigt wird, wage ich aber zu bezweifeln."
Bei Veranstaltungen könnte man - je nach Nutzungskonzept - temporäre Aufbauten nutzen. Sein Vorschlag: Turm und Tribünen sanieren, zusätzlich ein gut durchdachtes Funktionsgebäude errichten, multifunktionelle Kühltechnik sowie entsprechende Räum- und Eispflegetechnik anschaffen. "Das würde die Investitionen um ein Vielfaches minimieren."
Er erinnert sich, dass Touristen aus ganz Deutschland und ausländische Gäste, darunter viele Holländer, die idyllische Atmosphäre mit dem Alten Turm und den steinernen Tribünen schätzten. Willgeroth: "Die Lage im Kurpark am Rand der Bode, von schneebedeckten Tannen umgeben, macht die Einmaligkeit dieses Stadions aus. Damit kann Schierke punkten." Auch er hält Schlittschuhlaufen für eine trendige Sportart. Als er noch die Eishalle in Wernigerode betrieben hatte, habe er an Spitzentagen bis zu 2000 Gäste gezählt.
Die Schierker halten sich mit ihrer Meinung zum Eisstadion bedeckt, wollten zum Teil namentlich nicht zitiert werden. "Ich finde es wichtig, dass unseren Gästen in Schierke etwas geboten wird", sagt ein Pensionsbetreiber. Das Natureisstadion sei in den Wintermonaten gut gelaufen, aber nur dann, wenn das Wetter stimmte. Deshalb sei eine Überdachung von Vorteil. "Ob die Arena nun unbedingt 6,7Millionen Euro kosten muss, ist eine andere Frage."
Das sieht Barbara Lehmann, die eine Pension im Brockenort betreibt, ähnlich. Es sei richtig, dass das Dorf einen überdachten Veranstaltungsort braucht, der im Sommer wie Winter genutzt werden kann. "Deshalb bin ich für die Schierke-Arena, aber nicht um jeden Preis."
Fakt sei, im Ort muss endlich etwas passieren, betont ein Gasthofbetreiber. "Ob nun mit oder ohne Schierke-Arena." Die Nähe zum Braunlager Eisstadion hält auch er für ungünstig. Zwei Stadien würden sich auf Dauer nicht halten.