Kulturgüter des Hauses Stolberg-Wernigerode sollen künftig in Ilsenburg ausgestellt werden Klosterstiftung startet Neuanfang - Wernigeröder leitet Geschäfte im Ehrenamt
Einen Neuanfang gibt es im Kloster Ilsenburg. Der Stiftungsvorstand informierte, dass Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode den Vorstandsvorsitz niedergelegt hat. Außerdem ist der Wernigeröder Buchhändler Rainer Schulze zum neuen ehrenamtlichen Geschäftsführer der Stiftung Kloster Ilsenburg berufen worden.
Ilsenburg l Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode ist nicht mehr Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Kloster Ilsenburg. Zu den Hintergründen gibt das Oberhaupt des Hauses Stolberg-Wernigerode keine Auskunft. Den Vorsitz hat nun wieder die Stiftungsgründerin und Mutter des Fürsten, Maria Fürstin zu Stolberg-Wernigerode übernommen, die diese Aufgabe erst vor etwa zwei Jahren an ihren Sohn übertragen hatte.
Vorstandsmitglied Johann Diedrich Wätjen und Bürgermeister Denis Loeffke, der dem Kuratorium angehört, informierten die Presse über den aktuellen Stand der Arbeit. Dabei stellten sie den Wernigeröder Buchhändler Rainer Schulze vor, der ab sofort neuer ehrenamtlicher Geschäftsführer der Stiftung Kloster Ilsenburg ist.
"Eigentum des Fürstenhauses soll in Ilsenburg präsentiert werden."
Rainer Schulze, Geschäftsführer
Schulze hat ein Nutzungskonzept für das Kloster erstellt. "Im Zusammenhang mit der Gründung der Crola-Stiftung stellte ich der Klosterstiftung meine Ideen zum Nutzen des Ilsenburger Klosters vor. Nach mehreren Gesprächen erklärte ich mich bereit, künftig ehrenamtlich als Geschäftsführer der Stiftung zu arbeiten", sagt Schulze. Der Wernigeröder, der sich um die Kunst und Kultur in Wernigerode und Umgebung verdient gemacht hat, beabsichtigt, das im Stiftungsbesitz befindliche Klosterareal zu einem Museumskomplex umzugestalten.
"Im einstigen Schlosshotel sollen kulturhistorisch wertvolle Gegenstände aus dem Hause Stolberg-Wernigerode ausgestellt werden", berichtet Schulze, der auch keinen Hehl daraus macht, dass dies vor allem Bilder und Mobilar betrifft, die Eigentum der fürstlichen Familie sind und die unter anderem aus dem Wernigeröder Schloss abgeholt wurden. Die Idee zum Ausstellen der Dinge in Ilsenburg soll aber schon länger existieren. Das Haus Stolberg-Wernigerode habe bereits seine mündliche Zustimmung gegeben und sei laut Schulze bereit, die Gegenstände als Leihgabe zur Verfügung zu stellen.
Um das ehemalige Schlosshotel herum, sind weitere thematische Museen geplant. Grundlage dafür sind die historisch gewachsenen Bereiche des Klosters. Eine Idee Schulzes geht mit den Bestrebungen der Crola-Erben konform, ein Crola-Museum zu errichten und die bislang weit verstreuten Werke des Malerehepaares an einem Ort aufzubewahren und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Hierfür sei vom US-amerikanischen Stiftungsgründer Clemens Claparede-Crola Interesse und Zustimmung bekundet worden. "Was wäre für ein Crola-Museum besser geeignet als eine Stelle, die in unmittelbarer Nähe des einstigen Lebensmittelpunktes der Maler steht", argumentiert der neue Geschäftsführer.
"Einstige Hotelpläne werden von uns jetzt nicht mehr verfolgt"
Johann Diedrich Wätjen, Mitglied des Stiftungsvorstands
Platz wäre auch für weitere museale Ausstellungen. Entsprechende Ideen sollen in den kommenden Wochen konkretisiert und wahrscheinlich im Spätsommer der Öffentlichkeit vorgestellt werden, verspricht der neue Geschäftsführer.
Das bereits fertig sanierte Refektorium soll wie bisher als Tagungsstätte weiter genutzt werden, Eheschließungen seien in Zukunft im Kloster weiter möglich. In bislang ungenutzten Räumen des Klosterkomplexes seien ein Theatersaal und kleinere Veranstaltungs- und Aufführungsräume vorgesehen. "Es wird sich beim Umsetzen unserer Pläne auszahlen, dass durch die in den vergangenen Jahren sanierten Dächer der weitere Verfall der Gebäude gestoppt wurde", sind sich Schulze und die Kuratoren einig.
Zu den Kosten der Umgestaltung gab sich Schulze vorsichtig: "Bislang wurde davon ausgegangen, dass allein die Sanierung des ehemaligen Hotels mindestens zwei Millionen Euro kosten wird." In Anbetracht des Zustandes weiterer Gebäudeteile könne sich diese Summe leicht zu verdoppeln. "Da ich aber kein Baufachmann bin, möchte ich mich auf Zahlen nicht festlegen." Der Wernigeröder gehe davon aus, dass es teuer wird. "Meine vordringlichste Aufgabe besteht deshalb darin, nach Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Dabei will mich das Kuratorium unterstützen", erklärt Schulze.
Johann Diedrich Wätjen als langjähriges Kuratoriumsmitglied bestätigte die endgültige Abkehr der Stiftung von der lange favorisierten Idee eines erneuten Hotelbetriebes. "Es ist bislang nicht gelungen, einen Investor zu finden, der sich hier engagieren will und kann. Dennoch sehen unsere Pläne auch einen kleinen gastronomischen Betrieb vor", argumentiert Wätjen. Er wies darauf hin, dass das neue Funktionsgebäude ausreichende Kapazitäten habe, um auch weitere Gebäudeteile mit Energie und anderem versorgen zu können. "Jetzt geht es aber erst einmal darum, das Tagesgeschäft neu zu organisieren und Finanzquellen zu erschließen", betont Wätjen.
"Unsere Stadt kann weiter an Anziehungskraft gewinnen"
Denis Loeffke, Bürgermeister
Bürgermeister Loeffke sieht in dem beabsichtigten Neuanfang der Stiftung ein positives Zeichen für die Stadtentwicklung. "Wenn es uns gelingt, diese Pläne in die Tat umzusetzen, dann wird unsere Stadt weiter an Anziehungskraft gewinnen und Besucher anlocken." Wichtig werde dabei sein, dass Vorstand, Kuratorium und auch der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Ilsenburg die Aufgaben gemeinsam anpacken und in der Vergangenheit entstandene Befindlichkeiten vergessen werden. "Für sachliche Kritiken und Anregungen sind wir als Mitglieder im Kuratorium aber immer offen und freuen uns über jeden konstruktiven Vorschlag, der uns beim Umsetzen der ehrgeizigen Pläne hilft", sagt Loeffke.