"Ciervisti" reiht sich ins Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" ein Mit Respekt und Toleranz Gewalt eindämmen
Die Ganztagsschule "Ciervisti" darf sich fortan "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" nennen. Als 84. Bildungseinrichtung in Sachsen-Anhalt bekam sie feierlich den Titel verliehen, der eine Selbstverpflichtung für die Zukunft ist.
Zerbst l Ab sofort gehört die Ganztagsschule "Ciervisti" zum bundesweiten Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Mit Stolz "dass wir etwas erreicht haben, was eigentlich überfällig war", betrachtete Franz Köppe die offizielle Titelverleihung. "Natürlich sind wir nicht die ,Insel der Glückseligkeit\'. Natürlich gibt es auch bei uns Ansätze von Gewalt, Mobbing, Vandalismus", gestand er offen ein. "Aber wir wehren uns mit riesiger Mehrheit dagegen", betonte der Schulleiter, der persönlich nicht an der feierlichen Veranstaltung teilnehmen konnte, in seinem verlesenen Grußwort.
Dabei handele es sich nicht nur um kurzzeitigen Aktionismus. Köppe hob hervor, dass der Kampf um ein friedliches Miteinander, um Toleranz, um Freundlichkeit, Bestandteil des Schulalltages sei. Als Beispiele führte er unter anderem die gut arbeitende Streitschlich-tergruppe und die guten pä-dagogischen Erfahrungen mit dem Trainingsraumprinzip an. "Alles zeigt uns, dass wir schon seit Jahren eine Schule gegen Gewalterscheinungen und für einen solidarischen Umgang mit Minderheiten sind."
Köppe umriss kurz den Weg vom Wunsch, "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" werden zu wollen, bis hin zum Erhalt des Titels und dankte Lehrern wie Schülern für ihre Initiativen und Aktionen. Namentlich nannte er Ethik- und Deutschlehrerin Anja Wagner sowie Schulsozialarbeiter Norbert Krampitz als auch die Klasse 10c.
Nähere Einblicke gab es bei der Festveranstaltung in der Aula durch die Schüler selbst. Sie stellten die aus Acht- bis Zehntklässlern bestehende Arbeitsgruppe "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" vor und erzählten von vielfältigen Projekten. Da beschäftigten sich die Fünftklässler anhand der in Zerbst verlegten Stolpersteine mit dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung unter dem Hitler-Regime, während die Mädchen und Jungen aus den Siebenten in fremde Kulturen und Religionen eintauchten. Andere Klassen setzten sich über Fair-Play-Spiele, dem Kochen von russischen und türkischen Gerichten oder dem Gestalten von Comics, T-Shirts und Plakaten mit den Themen Gewalt, Diskriminierung und Mobbing sowie Toleranz und gegenseitigen Respekt auseinander.
Zu den durchgeführten Projekten gehörte neben den besonders hervorgehobenen Graffiti an der Fassade der Schulsporthalle das Musical "No Future", das die Sechstklässler einstudierten und im Rahmen der Titelverleihung aufführten. "Wir müssen uns trauen, Courage zu zeigen", hieß es in dem poppigen Hip-Hop-Stück mit flottem Sprechgesang, in dem von einer gewaltfreien Schule zum Wohlfühlen die Rede war. "Alles kann besser werden", motivierte derweil die dreiköpfige Schulband, die neben dem "Ciervisti"-Lehrer-Ensemble ebenfalls zum kulturellen Programm beitrug.
Für dieses ernteten die Mädchen und Jungen anerkennende Worte von Cornelia Habisch von der Landeszentrale für politische Bildung. Sie berichtete von den über 1200 Einrichtungen in Deutschland, die bereits dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" angehören. In Sachsen-Anhalt waren es bis zum Mittwoch 83 - bevor Cornelia Habisch der Zerbster Ganztagsschule das Prädikat verlieh. "Die Plakette ist das eine, der Anspruch, der mit dem Titel verbunden ist, das andere", gab Bürgermeister Andreas Dittmann hinsichtlich der wünschenswerten Nachhaltigkeit des Projektes zu bedenken. Als Pate bei der Umsetzung der Selbstverpflichtung konnten die "Ciervistis" den Sportkeglerverein Rot Weiß Zerbst \'99 gewinnen.