Und will sich in der Opposition in Berlin stark machen Jan Korte bleibt seinem Wahlkreis weiterhin treu
Jan Korte (Linke) hat bereits zum dritten Mal sein Amt als Bundestagsabgeordneter angetreten und wurde vergangene Woche in die Fraktionsspitze gewählt. Darüber sprach Nora Schmackert für die Volksstimme mit dem 36-Jährigen.
Volksstimme: Herr Korte, Sie wurden zum stellvertretenden Fraktionschef gewählt. War die Wahl für Sie überraschend?
Jan Korte: Nicht unbedingt. Das bahnte sich schon ein wenig an. Bereits in der letzten Legislaturperiode habe ich in der Fraktionsspitze mitgearbeitet. Auf Wunsch vom Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi habe ich dann kandidiert. Über diese Anerkennung meiner Arbeit habe ich mich sehr gefreut.
Volksstimme: Was für Aufgaben kommen nun auf Sie zu?
Jan Korte: Ich bin wieder Leiter des Arbeitskreises für Innen- und Rechtspolitik. Zudem ist der Bereich Sport hinzugekommen sowie Petitionen. Damit hatte ich vorher wenig zu tun. Aber im Hinblick auf meinen Wahlkreis Anhalt ist das interessant.
Volksstimme: Wie meinen Sie das?
Jan Korte: In meinem Wahlkreis gibt es viele Sportvereine. Diese sind extrem wichtig, gerade was das gesellschaftliche Leben angeht. Sie sind neben den Feuerwehren maßgebliche Akteure in den Dörfern und Gemeinden.
Volksstimme: Und was können Sie vor diesem Hintergrund tun?
Jan Korte: Bei fast allen Fragen in der Politik zum Thema Sport geht es um Förderung. Ich kann meine Erfahrungen aus der anhaltischen Region mit einbringen und Fürsprecher sein.
Volksstimme: Schauen wir in die Zukunft. Wofür werden Sie sich besonders einsetzen?
Jan Korte: Weiterhin sind mir die Themen Datenschutz und Bürgerrechte wichtig. Aber ich möchte darüber hinaus auch das Thema Demokratie auf den Tisch bringen. Wir müssen die Fragen beantworten, wie wir die Demokratie attraktiver machen können, wie wir mehr Transparenz in die Politik bringen.
Volksstimme: In Berlin hat sich einiges verändert nach der Wahl. Wie haben Sie zum Beispiel den Auszug der FDP erlebt?
Jan Korte: Zwiespältig. Politisch ist der Auszug verdient. Das ist keine Frage. Aber zugleich kenne ich viele aus der FDP und habe ein herzliches Verhältnis zu ihnen. Wir sind gemeinsam zum Mittagessen gegangen und haben diskutiert. Nun räumen sie ihr Büro. Das ist seltsam. Aber das kenne ich natürlich - als 2002 die PDS aus dem Bundestag gewählt wurde. Ich hege keine Häme.
Volksstimme: Es bahnt sich an, dass sie in der Opposition sein werden. Wie viel mehr an Arbeitsaufwand erwartet Sie?
Jan Korte: Es kommt eine ganz neue Herausforderung auf uns zu. Die Linke wird im Bundestag Oppositionsführer sein, soweit es die große Koalition gibt. Durch die Medien wird dann viel genauer hingeguckt. Wir werden eine frische, fröhliche und zugleich auch harte Opposition sein. Nur zu sagen, wir sind dagegen, reicht nicht. Wir werden klare Argumente bringen und dem Wähler zeigen, dass es Alternativen gibt, die machbar sind.
Volksstimme: Rückblickend auf die vier Jahre, was für Anliegen konnten sie für den Landkreis-Bitterfeld vorbringen?
Jan Korte: Was gut gelungen ist, dass ich zum Thema Hochwasser klare Auskünfte geben konnte. Mein Wahlkreis war stark betroffen. Ich habe vorher mit Feuerwehren und Hilfskräften gesprochen und gefragt, was ich im Bundestag sagen soll. Wie sie die Situation einschätzen. Das wurde dann auch im Plenum registriert.
Volksstimme: Sie setzen sich stark ein für Ihren Wahlkreis.Waren Sie traurig, dass Sie nicht über das Direktmandat in den Bundestag gekommen sind?
Jan Korte: Ja, schon. Ich war am Wahlabend natürlich enttäuscht gewesen. Es wäre komisch, wenn nicht. Niemand kann abstreiten, dass ich im Wahlkampf nicht enorm aktiv gewesen bin. Aber bei der politischen Lage war es diesmal nicht zu schaffen, das Direktmandat zu bekommen. Wir haben ein gutes Erststimmenergebnis. Darüber freue ich mich.
Volksstimme: Haben Sie Kees de Vries gratuliert?
Jan Korte: Ja, natürlich. Gleich noch am Wahlabend. Das gehört sich so.
Volksstimme: Der Wahlkreis Anhalt hat nun zwei Bundestagsabgeordnete - ist das ein Vorteil?
Jan Korte: Es kommt drauf an, was sie für Politik machen und wie die Abgeordneten abstimmen. Die Presse sollte das mal gegenüberstellen, damit die Bürger Bescheid wissen.
Volksstimme: Wir werden darüber nachdenken. Herr Korte, werden Sie denn zukünftig trotzdem für Ihren Wahlkreis Anhalt zur Stelle sein?
Jan Korte: Aber ganz sicher. Ich werde weiterhin meine Bürgersprechstunde haben. Ich mache das wirklich gerne in den Wahlkreisen.
Volksstimme: Die Büros bleiben also bestehen?
Jan Korte: Ja, alle vier.
Volksstimme: Und in Berlin - bleiben Sie eigentlich im selben Büro wie vorher?
Jan Korte: Hoffentlich! Hier wird alles neu sortiert. Ich hoffe, dass ich in meinem Büro bleiben kann. In acht Jahren sammelt sich viel an.
Volksstimme: Sie wohnen mit ihrer Familie in Berlin?
Jan Korte: Ja. Und ich habe eine Wohnung in Bitterfeld. Diese Woche sind Wahlkreistage. Da bin ich dann erstmal wieder dort.
Volksstimme: Der Wahlkampf war sehr nervenaufreibend - machen Sie auch mal Urlaub?
Jan Korte: Ja, sicher. Sobald in Berlin alles klar ist, machen wir mit der Familie ein paar Tage Urlaub.