Im Kornmuseum Nutha werden alte Traditionen vermittelt und gepflegt Alte Backformen, frische Zutaten
Backen mit alten Formen stand am Sonnabend auf dem Programm im Kornmuseum Nutha. Da gelangen Waffeln nach alten Rezepten, es kamen Sprungfedern und Eiserkuchen auf den Tisch.
Nutha l Pünktlich um 14 Uhr bog am Sonnabendnachmittag eine Gruppe Radfahrer in Nutha um die Ecke. Das Kornmuseum hatte der Gommeraner Wegewart Steffen Grafe als ein Ziel auf seiner "Entdeckungstour" auserkoren. 13 Köpfe zählte die Gruppe, die von Gommern aus gestartet war, und die schon in Walternienburg einen Zwischenstopp an der Burg und Heinrichs Caféwirtschaft eingelegt hatte.
Steffen Grafe, der ehrenamtlich Wander- und Radtouren - etwa 16 im Jahr - mit Interessenten unternimmt, war bei einer seiner Erkundungen von Dornburg aus, wo er ansässig ist, auf das Kornmuseum gestoßen. Der Kontakt war schnell hergestellt und der Besuch angemeldet.
An der langen Tafel warteten derweil schon die Stammgäste in der Aktivwerkstatt. Roswitha Schrödter vom Team des Kornmuseums übernahm die Begrüßung und erklärte, was man vorhatte. Sie zeigte den Gästen die alten Eisen, die zu früheren Zeiten in den Küchen zu finden waren, darunter die für Sprungfedern aus dem 18. Jahrhundert. "Nur die Formen sind alt, die Zutaten sind frisch", versicherte Birgit Herrmann. "Wir suchen dringend ein altes Eiserkucheneisen", wandte sich Roswitha Schrödter an die Runde. Auch über ein bestimmtes Eisen mit einer Pilzform würden sich die Nuthaer freuen.
Die Arbeitsgruppen waren schnell eingeteilt, die Schürzen umgebunden, und es konnte angerührt werden. Verschiedene Rezepte gab es. Wolfgang Kienzler vom Kornhausteam hatte sich an dem Rezept orientiert, was noch auf dem alten Waffeleisen zu lesen ist. Er bezog draußen zwischen Kornmuseum und Backofen Stellung, denn er backte über dem Feuer. Zwischenzeitlich benötigte er auch mal einen Regenschirm über dem Kopf.
Zu den alten Formen, mit denen sich die Teilnehmer beschäftigten, gehörte auch das "Backwunder". Etwa aus den 1950-er Jahren müsste das Küchengerät stammen, verständigten sich einige der Frauen. Darin habe ihre Mutter immer Topfkuchen für den Vater gebacken, erzählte Hildegard Schunke. Als die elektrische Backröhre kaputt war, wurde das Backwunder angeschafft, erinnerte sie sich. Das gute Stück hatte sie schon vor einiger Zeit in das Museum gegeben. Für die Veranstaltung hatte sie es noch einmal geholt und gleich zu Hause ausprobiert. Was man mit dem Backwunder alles machen kann, davon schwärmten auch die anderen Frauen. Moderne Backwunder gibt es heute noch zu kaufen.
Die Tafel füllte sich schließlich mit lauter leckeren Köstlichkeiten - Rosettenwaffeln, Sprungfedern, Eiserkuchen - die mit Sahne verfeinert zum Kaffee ganz lecker mundeten.
Die Gäste aus Gommern hatten an dem Nachmittag auch die Gelegenheit, sich in Kornmuseum und Heimatstube umzuschauen. Gestärkt machten sie sich auf, um die Rücktour über Gödnitz anzutreten. Nach dem Backen mit alten Formen geht es in Nutha am 11. Juli beim Flechten mit Weide wieder um altes Handwerk.