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Ausstellung Flötzer Kirche wird zur Kunststätte

Am Sonntag ist es soweit. In der kleinen Flötzer Kirche sollen neue Fenster eingeweiht werden. Die Fenster entwarf Wilhelm Buschulte für ein Ausstellungsprojekt zur deutschen Glasmalerei.

Von Petra Wiese 25.08.2015, 21:01

Flötz l Mit einem festlichen Gottesdienst kommt die Einweihung der Buschulte-Chorraumfenster in der Flötzer Kirche daher. Dazu sind alle Gemeindemitglieder und Interessenten am Sonntag, 30. August, eingeladen. Beginn ist um 14 Uhr. Die Kantorin Tekla Schönfeld wird die Orgel spielen. Nach dem Gottesdienst lädt die Kirchengemeinde zum gemeinsamen Kaffeetrinken ein.

Ein Dank geht an die Kunststiftung Sachsen-Anhalt und an die Kloster Bergesche Stiftung für die Finanzierung der Fenster. Die Fenster, die Wilhelm Buschulte für die Flötzer Kirche entwarf, entstanden aus Anlass eines großen Ausstellungsprojektes zur deutschen Glasmalerei der Moderne, das im Centre International du Vitrail in Chartres in Frankreich 2012 bis 2014 stattfand.

Die beiden fertiggestellten Chorfenster konnten noch zu Lebzeiten des Künstlers ausgeführt und durch ihn persönlich autorisiert werden. Die Flötzer Fenster sind Buschultes letztes Werk und in gewisser Weise das künstlerische Vermächtnis dieses bedeutenden Künstlers, der während der Vorbereitungszeit der Ausstellung in Chartres im Alter von fast 90 Jahren starb. In die Geschichte der modernen Glasmalerei geht Buschulte als strenger Ornamentiker und Meister der modernen Grisaille ein. Zugleich pflegte er einen expressiv bewegten Figuren- und Symbolstil, der sich zumal im Spätwerk eine ausgelassene raumfremde Buntfarbigkeit erlaubte.

Buschulte-Fenster sorgen für besonderes Gepräge

Für das kleine romanisch-frühgotische Kirchlein St. Katharina in Flötz entwarf Wilhelm Buschulte farblich diskrete Fenster von großer Zurückhaltung, die strenge Spielart seiner Kunst repräsentierend. Die Kirche, ein kleiner rechteckiger Saalbau mit Flachdecke und bäuerlichem Barockinventar besitzt insgesamt zehn Fenster von sehr unterschiedlichem Format, darunter zwei frühgotische Lanzettfenster in der Chorwand, zwei romanische Rundbogenfenster sowie große Fensteröffnungen mit Segmentbögen, die in barocker Zeit eingebrochen worden waren, um mehr Licht in die Kirche zu bekommen.

Buschultes Entwurf, der den gesamten Raum mitdenkt, spielt mit der Unterschiedlichkeit der Fensterformen, erstrebt aber in einfachen ornamentalen Rapporten und im weitgehenden Verzicht auf Farben Einheitlichkeit und Harmonie des Gesamteindrucks. So folgen die Flötzer Fenster dem eleganten Grisaille-Stil, den Buschulte in den Domen von Ratzeburg, Hildesheim und Soest, der Frankfurter Paulskirche, dem Mönchengladbacher Münster und der Klosterkirche in Marienstatt vorführte.

Das für die Flötzer Chorwand entworfene Fenster mit dem Samenkorn zeigt die Fähigkeit Buschultes, die ornamentale Gestaltungsaufgabe mit unaufdringlicher Symbolik zu verbinden.

Der Einbau der Chorfenster von Buschulte und die Aussicht auf die Realisierung der ebenfalls von ihm in seinen letzten Lebens- und Schaffenswochen noch erstellten Entwürfe wird der Flötzer Kirche ein besonderes atmosphärisches Gepräge geben und dieses mittelalterliche Gotteshaus durch ein bedeutendes Werk zeitgenössischen Glasmalerei zu einer bemerkenswerten Kunststätte der Gegenwart machen.

Bedeutender Glasmaler des 20. Jahrhunderts

Wilhelm Buschulte, der 1923 in Unna geboren wurde, 1943 bis 1950 an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte, seit 1953 freischaffend arbeitete und 2013 in Unna starb, gehört zu den bedeutendsten Glasmalern des 20. Jahrhunderts. Er schuf für weit über 400 Kirchen im In- und Ausland künstlerische Glasfenster, darunter für die mittelalterlichen Domkirchen in Ratzeburg, Soest und Essen, die Frankfurter Paulskirche und die berühmten romanischen Kirchen Kölns.

Zusammen mit Künstlern wie Georg Meistermann, Johannes Schreiter, Hubert Spierling und Jochem Poensgen repräsentierte er über Jahrzehnte hinweg die "German School" der deutschen Glasmalerei und hat wesentlichen Anteil am Weltruf, die sie im Kontext der Nachkriegsmoderne seit den späten 1950er Jahren gewann.