4. Jugendkreistag im Köthener Kreistagssitzungssaal auch mit Beteiligung Zerbster Jugendlicher Anhalt-Bitterfelder Jugend übt sich als Kreistagspolitiker
"Politik ist nicht nur etwas für Erwachsene!" - das sagten sich rund 50 Schüler aus Anhalt-Bitterfeld. Gemeinsam mit Vertretern des Kreistages trafen sie sich zum 4. Jugendkreistag in Köthen. Hier wollten sie einmal wie die Großen Politik aktiv mitgestalten.
Köthen/Zerbst. l Der Landrat Uwe Schulze begrüßte die Schüler mit herzlichen Worten und wünschte ihnen einen interessanten, arbeitsintensiven und vor allem schönen Tag. Auch der Kreistagsvorsitzende Paul Lindau wandte sich an die Jugendlichen. Er erklärte ihnen die Zusammensetzung des Kreistages und dessen Aufgaben und entließ sie dann in ihre Arbeitsgruppen.
Insgesamt gab es vier Arbeitsgruppen, in die sich die Schüler schon im Vorfeld eingetragen hatten. Hinzu kam ein Workshop zur Pressearbeit, der für Interessierte angeboten wurde. So beriet sich eine Gruppe zum Thema Drogenprävention. Dabei wurden Fragen aufgegriffen und diskutiert, wie man zum Beispiel die Vorsorge in Schulen verbessern könnte oder wie die Jugend von heute überhaupt an Drogen kommt. Begleitet wurden sie von zwei Suchtberatern der Diakonie, die über ihre Erfahrungen mit Abhängigen erzählten und den Schülern bei Fragen zur Seite standen. So kamen am Ende zwei Beschlussvorschläge heraus: Die Jugendlichen forderten, dass mehr Geld vom Kreis zur Verfügung gestellt werden sollte, um Projekte zur Drogenprävention in Schulen zu unterstützen. So könnte man dann beispielsweise speziell ausgebildete Präventionsfachkräfte engagieren, die die Schüler aufklärten. Außerdem wünschten sie sich, dass auch Jugendclubs mehr Unterstützung erhielten. Denn schnell war schon in der Diskussion klar geworden: Viele fangen aus Langeweile überhaupt erst an zu trinken.
Auch in den anderen Arbeitsgruppen waren die Gespräche erfolgreich. Die Gruppe "Mobbing" verfasste Anregungen, wie der Kreis zum Beispiel Lehrer bei Weiterbildungen zu diesem Thema unterstützen könnte. Oder schlug vor, in jeder Schule nicht nur Vertrauenslehrer, sondern auch Vertrauensschüler einzusetzen, um Opfern die Möglichkeit zu Gesprächen zu geben.
Mit dem Problem "Jugendschutz" setzte sich die dritte Arbeitsgruppe auseinander. Hier forderten die Jugendlichen Geld für das Einrichten von sogenannten "Trainingsräumen". Damit sind nicht etwa Fitness-Geräte gemeint, sondern Zimmer in der Art von Nachsitz-Räumen. Verhielte sich ein Schüler daneben, käme er in diesen Raum, um über seine Tat nachzudenken. So müsste er beispielsweise einen langen Aufsatz über sein Fehlverhalten schreiben.
Die vierte Gruppe hatte sich mit den Kommunalpolitikern getroffen, um sie zu bestimmten Problemen zu fragen. Heraus kam am Ende, dass die Jugendlichen dafür wären, mehr und leichteren Zugang zu den Politikern zu haben. So könnte man sich besser austauschen. Denn wer sollte bessere Jugendpolitik betreiben, als die Betroffenen selbst?
Auch der Workshop "Pressearbeit" verlief erfolgreich. Gemeinsam mit Journalisten lernten die Teilnehmer Vorgehensweisen bei der Recherche kennen und trugen Informationen während der Gruppengespräche zusammen. Im Anschluss an den Jugendkreistag verfassten sie dann einen Artikel für die Mitteldeutsche Zeitung.
Nach den Gruppenarbeiten folgte die große Sitzung, um über die Beschlussvorschläge abzustimmen. Wie auch bei den Großen gab es einen Sitzungsvorsitz, der sich aus drei freiwilligen Schülern zusammensetzte. Nacheinander wurden Vertreter der Arbeitsgruppen aufgerufen, um die Anwesenden über die Ergebnisse ihrer Diskussionen zu unterrichten.
Anschließend kam es zur Abstimmung. Am Ende konnten dann alle Beschlussvorschläge als angenommen deklariert werden; ein großer Erfolg für die Versammlung. Die Beschlüsse wurden dem Kreistag zugeleitet, der nun entscheiden kann, ob und wie er auf die Vorschläge der Schüler eingehen will.