Francisceum verteidigt Titel "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" "Wenn jemand Neger sagt, erinnern die Schüler an das Schild am Schulgebäude"
"Wenn jemand Neger sagt, dann sage ich: ¿Hey, mein Freund. Das ist eine Beleidung\'". Mit diesem pädagogischen Auftrag kam Ex-National-Basketballer Stephen Arigbabu gestern an das Francisceum. Dort wird dasselbe Motto verteidigt.
Zerbst l Mit Rassismus hatte Ex-Nationalspieler Stephen Arigbabu schon viel zu tun in Deutschland. "Mich als Nationalspieler kannten die Leute. Die sagten mir in Berliner Diskotheken ¿Ausländer dürfen hier nicht rein, aber du als Nationalsspieler schon\'. Da sage ich nur, dann will ich auch nicht rein." Solche Geschichten erzählte er gestern den Schülern des Francisceums. "Ich spiele schon seit Jahren mit meiner Mannschaft mit Schülern Basketball, aber ich wollte auch, dass sie etwas mitnehmen und nachdenken", erklärt er.
Bei solchen Geschichten wurden die Augen der Schüler immer größer. Und ganz schön cool sahen die Tattoos des Spielers Jay Simmons aus. Beim Spielen mit den Basketball-Profis in der Turnhalle tauten "die Kids" richtig auf. Sogar leise Fragen auf Englisch kamen: "Welche Schuhgröße habt ihr? Habt ihr Obama gewählt? Kennt ihr Angela Merkel?"
"Aber wann kommen Schüler hier schon mal mit Ausländern in Berührung? Im Osten gibt es ja wenig", erklärt Spieler Tom Lipke. Deshalb war es auch der Projektkoordinatorin Erika Woitkowiak wichtig, dass die Schüler in Kontakt kommen mit anders aussehenden Menschen.
Denn gestern verteidigte das Zerbster Francisceum seinen Titel "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage". Bei den Schülern scheint das Motto angekommen zu sein. "Wenn jemand auf dem Schulhof ¿Neger\' sagt oder andere diskriminierende Worte benutzt, gibt es immer Schüler, die sagen: ¿Hey, schau mal, was für ein Schild da hängt. Da steht ¿Schule ohne Rassismus, Schule gegen Courage\'", berichtet Erika Woitkowiak. Wenn sie als Koordinatorin des Projekts ein Resümee ziehen soll - seit 2. Oktober 2009 ist das Francisceum schon dabei - kann sie solche Situationen schildern, die ihr zeigen, dass das Projekt fruchtet. Die Schüler reflektieren an solchen Projekttagen, die für die Titelverteidigung Pflicht sind, die Themen Diskriminierung und Rassismus auch einmal außerhalb des Unterrichts.
Neben den basketballspielenden 6. Klassen besuchten Schüler die Jüdische Gemeinde in Dessau, andere hörten sich Vorträge über den Umgang mit anderen Kulturen an. Weitere Schüler waren zu Besuch bei einer ehemals von den Nazis inhaftierten Frau, andere bei der Stasi-Gedenkstätte in Magdeburg und der NS-Gedenkstätte in Prettin und Bernburg.