1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Kleiner Hub für großen Unterschied

EIL

Niedrigwasserschleuse Magdeburg Kleiner Hub für großen Unterschied

Im Dezember ist die Niedrigwasserschleuse im Verbindungskanal in Betrieb gegangen. Dank der Schleuse kann der Hafen bei Niedrigwasser genutzt werden. Die Volksstimme hat im Wasser- und Schifffahrtsamt nachgefragt, wie es um die Anlage steht. In sie wurden rund 46 Millionen Euro investiert.

Von Martin Rieß 08.08.2014, 08:43

Gewerbegebiet Nord l Friedrich Koop, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Magdeburg, sagt: "Die Niedrigwasserschleuse war tatsächlich nach der Inbetriebnahme Ende 2014 fast durchgängig im Einsatz." Denn unterhalb eines Pegelstandes an der Strombrücke in Magdeburg von 1,70 Metern kommt die Anlage zum Einsatz, um einen ausreichend hohen Wasserstand im Hansehafen zu garantieren. Der Leiter des WSA berichtet: "Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht. Das Ziel, die Schleuse von einer Leitzentrale aus fern zu bedienen, wurde bisher nur im Probebetrieb getestet. Diese Phase ist nun abgeschlossen, so dass die vorgesehene Betriebsform nun gesichert erfolgen kann."

Im Osten sorgt Pumpwerk für richtigen Wasserstand

Damit hatten bislang auch noch die Kollegen des Wasserstraßen-Neubauamts Magdeburg an der Niedrigwasserschleuse ihr Tun. Einer von ihnen ist Ralf Vorreyer. Er ist als Ingenieur mit der Überwachung der Bauarbeiten betraut. "Zuletzt haben wir beispielsweise die Schiffsanleger in den Vorhäfen der Niedrigwasserschleuse fertiggestellt", sagt er. Während eines Besuchs in der Anlage steigt er gemeinsam mit Friedrich Koop in die Tiefen der Anlage hinab, dort wo Hydraulikpumpen dafür sorgen, dass sich die Schleusentore öffnen und schließen. Er sagt mit einem Blick auf die Betonmauern: "Das sieht alles sehr gut aus." An einigen Stellen sind noch Bauarbeiter zu Gange, aber ein Ende ist in Sicht.

Östlich der Schleuse sorgt ein Pumpwerk für verlässliche Wassertiefen im Bereich der Magdeburger Häfen. Für den Fall, dass das Wasser dort im Kanalbereich zu hoch steht, kann einfach ein Rohr geöffnet werden und das Wasser fließt in die Elbe ab. Im Gegenzug stehen drei Pumpen mit einem Fördervermögen von insgesamt 10,5 Kubikmetern pro Sekunde bereit um Elbwasser in den Rothenseer Verbindungskanal zu pumpen. Dabei gab es durchaus auch die eine oder andere Überraschung. Auf der Schleusenseite zur Elbe hin steht ein Container bereit. In ihm landet all das Material, was sich an einer Sperre vorbeimogelt und im Gitter einer Rechenanlage verfängt.

Ralf Vorreyer sagt mit Blick auf Container und den Einlass der Pumpen: "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich hier so viele Dinge ansammeln." Vorrangig handelt es sich um Äste und Zweige, die der Elbestrom aus den Gebieten flussaufwärts in den Verbindungskanal spült. Aber auch Spuren des Menschen vom Gummiball bis zum Klappstuhl verfangen sich hier.

Abseits der Schleuse liegen lange Metallträger bereit. Diese werden benötigt, wenn die Schleuse trockengelegt und dafür mit Stahlplatten abgedichtet werden soll. Ralf Vorreyer sagt: "Normalerweise können diese Stützen für mehrere Schleusen genutzt werden. Nur eben nicht bei unserer Niedrigwasserschleuse mit ihrer ungewöhnlichen Breite von 25 Metern und den zu berücksichtigenden Wasserstandsverhältnissen im Hochwasserfall." Eine weitere Besonderheit: Auch wenn der Hub zwischen Hafenbecken und Elbepegel nur klein erscheint, müssen die Schleusentore mittels der Teleskop-Rohren und mit hydraulischen Druck in erhebliche Höhen gedrückt werden, damit die Schiffe darunter hindurchfahren können. Technisch einfacher und damit komfortabler für die Betreiber der Schleuse wäre eine Konstruktion mit längeren Hydraulikrohren, womöglich gar eine dauerhafte Brücke gewesen, an der auch die Leitungen zwischen den beiden Seiten der Schleuse hätten entlanggeführt werden können. Beim Planfeststellungsverfahren wurde jedoch befürchtet, dass die dafür erforderlichen technischen Lösungen einen zu großen Eingriff in das Landschaftsbild zur Folge gehabt hätten.

Pro Tag passieren etwa 20 Güterschiffe die Schleuse

Derzeit passieren pro Tag etwa 20 Güterschiffe die Schleuse. Im Sommer dürfte die Zahl steigen, wenn auf der Elbe auch der touristische und der Freizeitverkehr vom Paddelboot bis hin zum Ausflugsschiff zunimmt. Denn durch dieses Nadelöhr müssen alle durch, die von Magdeburg kommend von Wasserseite aus das neu wiedergewonnene Schiffshebewerk Rothensee in Augenschein nehmen wollen.

Das mit dem Nadelöhr Niedrigwasserschleuse allerdings möchte Friedrich Koop nicht so recht gelten lassen: "Hier dauert eine Schleusung vielleicht eine Viertelstunde - an anderen Schleusen mit höheren Unterschieden des Wasserniveaus wesentlich länger."

Und wie geht es weiter, wenn der Probebetrieb vorbei ist, und der Regelbetrieb läuft? Friedrich Koop: "Der Regelbetrieb sieht vor, dass die Niedrigwasserschleuse wie alle unseren modernen Anlagen dann komplett ferngesteuert wird." Und zwar - je nach dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen - von den Schleusen in Hohenwarthe und von Rothensee aus. Und dann wird das Wasser- und Schifffahrtsamt sich auch um die regelmäßige Pflege und Wartung der Anlage kümmern. Das bedeutet: Techniker und Ingenieure nehmen Bauwerke nach einem streng festgelegten Plan unter die Lupe, Die Untersuchungen reichen von der monatlichen Besichtigung bis hin zur Hauptprüfung alle sechs Jahre samt Trockenlegung der Schleusenkammer.

Weitere Bilder unter www.volksstimme.de/magdeburg im Internet.