Freigänger-Katzen Magdeburg verzichtet auf Kastrationspflicht
In Magdeburg wird es vorerst keine Kastrationspflicht für
Freigänger-Katzen geben. Der Eingriff in die Rechte der Katzenbesitzer
sei zu groß, heißt es aus dem Veterinäramt. Magdeburg habe auch kein
echtes Problem mit Streunerkatzen, so Amtsleiter Dr. Eike Hennig.
Magdeburg l Dutzende Kommunen in Deutschland, darunter Rostock, Bremen, Jena oder Radeberg (Stand August 2013) haben sie bereits. Und auch in Magdeburg fordern Tierschützer immer wieder die Einführung der Kastrationspflicht für Freiläufer-Katzen. Zuletzt mahnte der neu gegründete Verein Katzenhilfe Magdeburg eine solche Pflicht an. Nur so lasse sich die unkontrollierte Vermehrung der Streuner verhindern. Doch die Stadt sieht keinen Bedarf. "In Magdeburg gibt es derzeit kein Katzenproblem", erklärt Dr. Eike Hennig, Leiter des Gesundheits- und Veterinäramtes, auf Volksstimme-Nachfrage. Man arbeite seit vielen Jahren mit Tierschutzvereinen zusammen, die herrenlose Katzen einfangen und kastrieren lassen. Häufig auf Vereinskosten, über Spenden finanziert (die Kosten schwanken zwischen 50 und 90 Euro je Eingriff). Doch auch die Stadt nimmt jedes Jahr mehrere tausend Euro in die Hand, um Katzen und Kater unfruchtbar zu machen. So übernahm die Stadt im vorigen Jahr die Kosten von 281 Kastrationen, im Jahr 2013 waren es 301. Die Zahl habe sich in den letzten Jahren bei um die 300 eingepegelt, sagt Hennig.
Ein Katzenproblem habe Magdeburg nicht, so betont er. Man habe eher ein Problem mit "uneinsichtigen Bürgern, die ihre Katzen zwar im Freien laufen lassen, diese jedoch nicht freiwillig kastrieren lassen", so der Amtsleiter. Hier sei Aufklärungsarbeit gerade bei diesen Katzenhaltern erforderlich.
Dies reicht nach Einschätzung vieler Tierschützer nicht. Sie fordern deshalb eine Kastrationspflicht für Freiläufer-Katzen. Das Veterinäramt sieht es anders und führt vor allem auch rechtliche Bedenken an. Die Kastrationspflicht beträfe nicht nur freilaufende herrenlose Katzen, sondern auch Katzen aus Privathaushalten, die gelegentlich Auslauf erhalten. Hier lägen dann aber "wesentliche Eingriffe in die Bürgerrechte an privatem Eigentum vor", betont Amtsleiter Hennig. Die Einführung einer Kastrationspflicht setze eine abstrakte Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bzw. die Gesundheit der Katzen voraus. Solch eine grundlegende Gefahr liege derzeit in der Stadt nicht vor, sagt Eike Hennig. Es sei zudem fraglich, ob die Einhaltung der Vorschrift überhaupt kontrollierbar sei. Damit hätten Kommunen, die eine Kastrationspflicht eingeführt haben, jetzt schon zu kämpfen.
Andererseits hat Magdeburg selbst eine neue Vorschrift in Sachen Freiläuferkatzen erlassen. So müssen Katzenfutterstellen seit 2012 an die Stadt gemeldet werden. Doch auch hier ist die Einhaltung praktisch nicht kontrollierbar, liegen die meisten Futterstellen doch auf Privatgelände. 85 Futterstellen sind bei der Stadt gemeldet, heißt es auf Nachfrage. Gelegentlich gebe es Hinweise, dass Futterstellen nicht richtig betreut würden. Die Katzen vermehren sich wohlgenährt noch besser, Mäuse oder Ratten werden angelockt. Hier habe es schon einige klärende Gespräche mit Betreibern der Futterstellen gegeben, erklärt Eike Hennig.