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Fankultur FCM-Fanshop darf nicht in die Reuterallee ziehen

Im Shop in der Gorkistraße herrscht täglich großer Andrang. Trotzdem ist der Laden nicht gern gesehen - zumindest nicht in der Reuterallee 10.

Von Rainer Schweingel 30.08.2015, 20:33

Magdeburg l Als vor vier Jahren nur wenige noch einen Pfifferling auf den 1. FC Magdeburg gaben, war es das blau-weiße Herz des Unternehmers Andreas Müller, das ihn zur Übernahme des FC-Shops in der Guerickestraße bewegte. "Ich habe damals von meinem Vorgänger den Laden samt den Ladenhütern übernommen", erinnert sich Andreas Müller an den Start in das alles andere als einträgliche Fanartikel-Geschäft mit dem FCM. Schließlich dümpelte der Klub in der vierten Liga mit Gegnern irgendwo zwischen Bautzen und Meuselwitz herum. Ein Aufstieg und eine damit verbundene Euphorie bei den Fans war alles andere als in Sichtweite.

Trotzdem setzte Müller, der lange Jahre Banker war und sein Geld eigentlich mit der Sanierung von Häusern verdient, auf den Shop. Er schloss einen Exklusivvertrag mit dem FCM ab, ging finanziell in Vorleistung und sah trotz der Verluste in der vierten Liga langfristig eine Perspektive. Er kündigte die Fanshop-Räume in der Guerickestraße, zog in die preiswertere Gorkistraße um und kann sich dort spätestens seit den Relegationsspielen nicht mehr vor dem Andrang von FCM-Fans retten. Mittlerweile übersteigt die Nachfrage das Angebot. Trikots sind erst wieder ab Mitte September zu bekommen, weil die Menge schon vor Monaten bestellt werden musste - als mit dem Aufstieg niemand rechnete. Der Hersteller komme einfach nicht mit der Lieferung nach, so Müller.

Jetzt aber läuft`s mit den Fanartikeln. Folgerichtig dachte Müller über einen Standortwechsel nach. "Der FCM steht im Mittelpunkt - das wollten wir auch", sagte Müller und plante einen Umzug zum 1. Oktober raus aus der versteckt gelegenen Gorkistraße und mittenrein ins Herz der City. Die neue Heimstätte sollte ein frei werdendes Modegeschäft etwa 50 Meter rechts von McDonald`s in der Reuterallee werden. "Das ist für mich der perfekte Standort. Hier sieht uns jeder, hier kann jeder reinschauen und zugreifen", sagt Müller, und spekulierte damit auf eine Umsatzsteigerung. Nur dadurch hätte er die dreifach höhere Miete gegenüber dem bisherigen Standort erwirtschaften können.

Wobau macht Rückzieher

Doch aus dem ehrgeizigen Plan wird nichts. Die Wobau als Vermieter hat einen Rückzieher gemacht - nachdem Sicherheitsbehörden Bedenken angemeldet hatten. Im Zuge der Vertragsverhandlungen war die Wobau auf das Ordnungsamt zugegangen, das wiederum bei der Polizei nachfragte. Das Ergebnis: "Aus polizeilicher Sicht können wir die Eröffnung eines FCM-Fanshops an der Hauptzugangsstraße zwischen Bahnhof und Stadion nicht empfehlen. Hier sehen wir Konfliktstoff mit Gästefans", erläuterte Polizeisprecherin Beatrix Mertens die Argumente der Polizei.

Das Ordnungsamt machte sich die Position der Polizei zu eigen. Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra: "In Abstimmung mit der Polizei wurde eine Ansiedlung in der Ernst-Reuter-Allee nicht empfohlen, weil mit den zu erwartenden vermehrten Bahnanreisen von Gästefans die Wahrscheinlichkeit zukünftig steigt, dass größere Gruppen auch am Hauptbahnhof eintreffen und die Adresse auf ihrer Marschroute zum Stadion passieren."

Die Wobau folgte der Argumentation. Torsten Prusseit, Leiter der Wobau-Wohnungswirtschaft, sagt: "Diese Bedenken beziehen sich nicht auf den Fanshop, sondern auf mögliche Szenarien durch die Fans gegnerischer Mannschaften. Die Wobau hat dem Fan-Shop-Betreiber gleichzeitig alternative Standorte in Magdeburg unter anderem auch im Kathari-nenturm angeboten. Eine Einigung über einen FCM-Fanshop in einem Wobau-Objekt gibt es aber bisher nicht."

IG Innenstadt will Hochwertiges

Kritisch sieht die Ansiedlung auch die IG Innenstadt. "Wir sehen auch Gefahrenpotenzial. Außerdem soll der Abschnitt zwischen Breitem Weg und Hartstraße perspektivisch zu einer Ladenzeile mit hochwertigen Angeboten entwickelt werden. In dieses Konzept passt der Fanshop nicht. Grundsätzlich würden wir uns aber freuen, wenn der Shop in die Innenstadt käme, Alternativangebote gibt es ja", sagte IG-Innenstadt-Sprecher Arno Frommhagen.

Doch diese Angebote unter anderem an Katharinenturm und im Bereich Goldschmiedebrücke/Ulrichshaus sind für den Fanshop-Betreiber keine Lösung. "Diese Lagen kommen nicht in Frage, weil sie umsatzmäßig nicht das leisten können, was in der Reuterallee möglich wäre. Außerdem wären dort höhere Investitionen notwendig."

Und was sagt der 1. FCM als Lizenzgeber für die Fabshop-Produkte? Marketingchef Stephan Lietzow: "Wenn eine Absage mit dieser Begründung erfolgte, dann können wir das grundsätzlich nicht nachvollziehen. Die Anmietung von Räumlichkeiten liegt im Aufgabenbereich des Fanshop-Betreibers."

Am Ende bleibt nun alles, wie es vorher war. Fanshop-Betreiber Müller hat seinen Vertrag mit dem Vermieter in der Gorkistraße um Jahre verlängert. Was aus dem in Kürze leerstehenden Laden in der Reuterallee 10 nun wird, ist unklar. Blau-weiß wird er jedenfalls nicht.