Künettenweg vom Grünen Ring gekappt: Festung jetzt ein Jahr lang "hinter Gittern"
Unansehnliche Sperrzäune, verwehrte Zugänge beiderseits: Einer der schönsten Innenstadt- Spazierwege entlang der Festung an der Maybachstraße ist seit einem Jahr unpassierbar. Die gute Nachricht: Veränderung ist in Sicht. Die schlechte: Das soll lange dauern.
Altstadt l Nur zu zwei Gelegenheiten, so am Tag des offenen Denkmals und am Elberadwandertag, will die Stadt 2012 die niveaulosen Sperrzäune beiseiteräumen. Die übrige Zeit über bleibt der Künetten-Weg entlang der Festungs-Westfront an der Maybachstraße höchstwahrscheinlich gesperrt. Das sowohl zum Schutz der Spaziergänger als auch der Festungsanlagen - es gebe immer wieder Vandalismus-Probleme, lässt Petra Wißner, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde wissen.
Zwar hat der Liegenschaftsservice "Absturzsicherungen" an den Hängen angebracht. Aber: Die harten Winter haben dem einzigartigen Weg am Wehrgraben Künette an der Westfront der Festung sowie der schon einmal sanierten Mauer extreme Schäden zugefügt. Von den Hängen fließen bei Regen Sturzbäche, bei Frost entstehen gefährliche Eisbahnen. Die Mauer ist wieder desolat, Abstürze werden befürchtet. "Nicht zu verantworten, den Weg zu öffnen", bedauert Petra Wißner. Geländer allein reichten noch nicht aus.
Noch mehr ärgert der ein Jahr andauernde Zustand die Festungsliebhaber, Spaziergänger und die Tourismusbranche. Immerhin, seit die ersten baulichen Kostbarkeiten erschlossen wurden, ist die Passage sehr beliebt. Sie ist Bestandteil des Grünen Rings in der City. Bis dato ist dieser Pfad für ca. eine Million Euro als Freizeitoase teilweise hergerichtet worden, jedoch nicht komplett.
Gründe dafür liegen in der Misere der öffentlichen Finanzen. Deswegen liegen Ideen wie die Etablierung eines Ausstellungsraumes oder eines Festungscafés auf Eis. Wohl aber wurden Tore des Ravelins II erneuert, die Innenräume vor weiteren Vandalismusattacken gesichert. "Leider geht es nicht so zügig, wie wir wollen", sagt Petra Wißner.
Das gilt auch für die Reparaturen - kein Geld. Ironie der Geschichte: In der preußischen Festung waren zahllose Gefangene eingesperrt. Jetzt sitzt sie teilweise selbst hinter (Absperr-) Gittern.
Im Stadtrat sind längst Ärger und Ungeduld über die Lage hochgekocht. Das gipfelte in einem Antrag von CDU-Rat Reinhard Stern und Jens Rösler (SPD). Beide fordern, die "Maßnahme Grüner Ring, Weg an der Künette, Sanierung der Mauer" nicht wie beabsichtigt erst 2013, sondern schon 2012 auszuführen. Der Rat stimmte in der Haushaltsdebatte zu - wenn auch erst mit einem Zusatz von Baudezernent Dieter Scheidemann. Demnach wird lediglich der Beginn der Maßnahme vorgezogen, vom Abschluss ist nicht die Rede. Scheidemann verlangte Zeit für die Planungen.
Der Druck aber wird wegen der "festgewachsenen" Absperrzäune größer. Am 1. Februar wird dezernatsübergreifend eine Dringlichkeitssitzung abgehalten. Dann werde, so Petra Wißner, exakt festgelegt, wie es weitergeht - abhängig vom Geld. Erhofft in der Bürgerschaft wird sowohl eine Öffnung des Weges 2012 als auch eine Perspektive für die einzigartigen Bauten. Bernhard Mai, Vereinsvorsitzender "Freunde der Festung", erwartet von der Stadt, dass sie schnell handelt, ein Konzept vorlegt. Die Zustände an der Künette seien unhaltbar , sagt er.