Streit um Trassenführung könnte heute im Stadtrat beendet werden Vollgas nach dem Rückwärtsgang für die 2. Nord-Süd-Verbindung der Straßenbahn
Magdeburg (kt/ri) l Bereits im April sollte im Stadtrat der endgültige Entscheid über den 4. Bauabschnitt (Breiter Weg bis Hermann-Bruse-Platz) der neuen Nord-Süd-Verbindung für die Straßenbahn fallen. Wegen erheblichen Diskussionsbedarfs zur geplanten Trassenführung zog OB Lutz Trümper (SPD) das Beschlusspapier im Frühjahr jedoch noch zurück (Volksstimme berichtete). Heute rückt das Thema wieder mit Vollgas und außerplanmäßig auf die Tagesordnung der Ratssitzung zurück - wenn eine Zweidrittelmehrheit im Rat sich für dessen Behandlung ausspricht.
Zur Diskussion stehen neben der von den Magdeburger Verkehrsbetrieben seit Ende der 1990er Jahre ausgearbeiteten Planung ganze fünf Änderungsanträge aus den Fraktionen SPD-future!, Grüne und Linke/Tierschutzpartei. Allesamt fordern Änderungen an der Führung der Straßenbahntrasse zwischen Stadtzentrum und Neustädter Feld.
Auf Kritik stößt unter anderem, dass die neue Trasse etwa zur Hälfte abseits von Wohngebieten, also abseits potenzieller Kundschaft verläuft. Die Sozialdemokraten wünschen sich eine stärkere Anbindung von Teilen Stadtfelds und Texas (Albert-Vater-Straße und Holzweg) sowie die Anbindung des Flora Parks (auch eine Forderung der Linken). Die Grünen regen unter anderem Varianten der Streckenführung durch Ebendorfer Straße und Jakobstraße an.
Verkehrsbetriebe verweisen auf Gutachten externer Fachleute
Fünf Änderungsanträge - dies hört sich nach langer Debatte ohne klares Ergebnis an. Allerdings haben sich in den vergangenen drei Monaten die unterschiedlichen Ansätze teilweise erledigt. So hat SPD-Stadtrat Olaf Czogalla - der als Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr in das Thema eingebunden ist - in einem Gespräch mit der Volksstimme bereits seitens der Magdeburger Sozialdemokraten ein Einlenken auf den Kurs der Stadtverwaltung angedeutet.
MVB-Geschäftsführerin Birgit Münster-Rendel verweist derweil darauf, dass keineswegs die Rede davon sein könne, dass die neue Strecke am Bedarf vorbeiführt: "Mit dem Neustädter Feld werden wir einen Stadtteil erschließen, der bislang nur unzureichend an das Straßenbahnnetz angebunden ist." Eine solche Anbindung, so die oberste Frau der Verkehrsbetriebe, wäre bei den Änderungsvorschlägen kaum so gut umzusetzen. Das sei nicht zuletzt von Experten bestätigt worden.
Auch die Stadtverwaltung lehnt Änderungen an den bestehenden und seit 1999 mehrfach im Stadtrat bestätigten MVB-Planungen ab, unter anderem, weil die Zeit drängt und Fördermittelzusagen an die aktuellen Pläne gekoppelt seien.
Birgit Münster-Rendel konkretisiert diese Argumentation aus der Stadtverwaltung: "Für unsere Vorplanung haben wir die in den Antrag eingearbeitete Trasse entwickelt." Für diese seien die Bundeszuschüsse nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz beantragt. "Abweichungen von ein paar Metern oder einer Straße sind denkbar - aber nicht von ein paar Hundert Metern oder gar Kilometern", so die MVB-Geschäftsführerin.
Falls der Stadtrat zustimmt, steht dann der Entwurfsplan für den Streckenneubau auf dem Arbeitsprogramm.