Stadtverwaltung bittet den Bahnchef um ein Gespräch darüber, wie der Kaiser-Otto-Express weiterbestehen könnte Letztes Wort über Berlinzug ist noch nicht gesprochen
Magdeburg l Für Kaiser Otto ist am 10. Dezember Schluss - zumindest, was die Zugverbindung unter gleichem Namen zum Nahverkehrstarif der Deutschen Bahn zwischen Magdeburg und Berlin angeht.
In einem Brief sucht nun Bürgermeister Rüdiger Koch in Vertretung für Oberbürgermeister Lutz Trümper noch einmal nach dem Gespräch mit der Bahn. Drei wesentliche Argumente sprechen aus seiner Sicht dafür, die Zugverbindung nicht sang- und klanglos einzustellen: Zum Ersten hätte eine Verbesserung des Produktes Wirkung gezeigt. Gemeint ist damit ein Anstieg der Auslastung auf 40 Prozent dank der Veränderung von Fahrzeiten, der Einführung eines Sonderpreises und Marketingaktivitäten. Zum Zweiten führt die Stadtverwaltung an, dass anderthalb Jahre nicht ausreichen, um ein Angebot im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Denkbar sei in diesem Zusammenhang eine gemeinsame Werbeaktion von Land, dem Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt und der Stadt - eventuell unter Einbeziehung der Kammern und der Wirtschafts- und Tourismusverbände. Als drittes Argument wird in dem Schreiben der Stadtverwaltung an Bahnchef Rüdiger Grube die sich verzögernde Eröffnung des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg genannt. Hier ist aus Sicht der Stadt eine Direktverbindung Flughafen - Berlin-Hauptbahnhof - Potsdam - Magdeburg anstelle der bisherigen Strecke des Kaiser-Otto-Express denkbar. Eine Grundlage für Gespräche mit der Bahn könnten nicht zuletzt die Hinweise der Volksstimme-Leser nach der Nachricht über das Aus für den Zug sein, schreibt die Stadtverwaltung.
Neben diesen Vorschlägen, wie auch über den Dezember hinaus eine Verbindung nach Berlin auf dem Standard des Interregio-Express "Kaiser Otto" erhalten werden könnte, allerdings auch Kritik an der Kommunikation zwischen Landeshauptstadt und Bahn: Vor der ersten Fahrt des Zuges sei die Stadtverwaltung bereits über Monate in die Planungen einbezogen worden. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit sei beispielsweise das Design des Zuges, der Name des Kaiser-Otto-Express und auch der Schriftzug auf der Lok mit Bezug zur Marketingkampagne der Stadt: "Otto hat Zugkraft".
Völlig anders hingegen die Situation in diesem Jahr: Hier habe der Konzernbevollmächtigte Jobst Paul Magdeburgs Oberbürgermeister über das Aus für den Zug informiert. Dies allerdings nur wenige Stunden, bevor die Medien über die Pläne der Bahn informiert wurden. Mit Blick auf die langfristige Zusammenarbeit vor Inbetriebnahme des Zuges heißt es in dem Schreiben: "In welch scharfem Kontrast dazu steht die unvermittelte Einstellung des Zuges!"
Bahnsprecher Jörg Bönisch widerspricht indes einem Leserbrief in der Volksstimme: Sehr wohl sei es über das Internet möglich, den IRE "Kaiser Otto" in der Online-Auskunft unter www.bahn.de zu finden. Und auch könne auf diesem Wege das Kaiser-Otto-Spezial-Ticket gebucht werden, mit welchem die Fahrt gerade in Gruppen günstiger ist, als mit dem normalen Nahverkehrstarif und der Fahrt mit dem Regionalexpress RE 1, der von Magdeburg über Burg, Genthin und Brandenburg nach Berlin fährt und dafür bis zum Fahrplanwechsel 122 Minuten Fahrzeit benötigt. Immerhin soll diese Zugverbindung ab Ende von Bauarbeiten im Berlin-Brandenburgischen 20 Minuten schneller werden.