Grüne: Schüler sollten auch mit einer Sechs in Mathe versetzt werden Sachsen-Anhalt streitet übers Sitzenbleiben
Niedersachsen schafft das Sitzenbleiben ab. Sollen Sachsen-Anhalts Schulen nachziehen? Die Lehrer sind sich darüber uneins, die Parteien auch. Das Meinungsspektrum reicht von "Ja" bis "Blödsinn".
Magdeburg l Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) hatte bereits Ende 2011 einen Anlauf gewagt, das Sitzenbleiben zu verbannen. Doch der größere Koalitionspartner CDU stoppte den Vorstoß. Nun hat die neue rot-grüne Koalition in Niedersachsen umgesetzt, was Dorgerloh auch für Sachsen-Anhalt wollte. Mehr Nachhilfe für Schwache statt "Ehrenrunden" drehen. Der Minister fühlt sich bestätigt und begrüßt das Vorhaben beim Nachbarn. Sachsen-Anhalts CDU aber bleibt bei ihrer Meinung. "Eine Kuschelpä-dagogik gibt es mit uns nicht", sagte Fraktionschef André Schröder.
Volle Rückendeckung bekommt Dorgerloh von den Grünen und den Linken. Nicht aber von seiner eigenen Partei. "Bei uns gibt es dazu ein sehr differenziertes Meinungsbild", sagte Fraktionschefin Katrin Budde vorsichtig. Linke-Fraktionschef Wulf Gallert ätzt: "Die SPD scheitert wieder mal am Koalitionspartner. Solange es das Sitzenbleiben gibt, werden andere Mittel wie die individuelle Förderung eben nicht ausgeschöpft." Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert sagte, selbst wenn ein Schüler trotz Förderung etwa eine "Sechs" in Mathe hat, sollte er versetzt und in der höheren Klassenstufe weiter gefördert werden.
Sitzenbleiben kostet Geld - individuelle Förderung aber noch mehr, meint der Philologenverband. Dafür bräuchte man mehr Lehrer und kleinere Klassen, sagte Landeschef Jürgen Mannke. Doch die Regierung will 2000 Stellen streichen. "Das Wiederholen einer Klasse jetzt abzuschaffen, wäre reiner Blödsinn." Die Lehrergewerkschaft GEW fordert ein gezieltes Fördern, damit Sitzenbleiben überflüssig wird. "Es einfach abzuschaffen, wäre nicht der Königsweg", sagte GEW-Landeschef Thomas Lippmann.